DER KRIEG IN KOLUMBIEN, TOD UND VERTREIBUNG DER SCHWARZEN BEVÖLKERUNG
Aufruf des PCN (Prozess Schwarzen Gemeinschaften)
Kolumbien ist ein Land mit 37 Mio. EinwohnerInnen, von denen 30% (dh. 9 210 000) Schwarze sind, die von den importierten Sklaven abstammen. Durch den Prozeß von Kampf und Widerstand seit mehr als 3 Jahrhunderten haben sie ihre Befreiung erreicht und sind in die Berge, Täler und Küstengebiete geflohen, die von den Eroberern noch nicht erreicht wurden. Während des Prozesses der Anpassung und des Überleben in einer unbekannten Welt durch hunderte von Jahren konnten die freien Schwarzen ihre eigene Welt und Kultur erschaffen.
Nach dieser Phase von Befreiung haben Ausschluß und Rassismus die Beziehungen der Kolumbianer zu der schwarzen Bevölkerung geprägt. Dieser Ausschluß drückt sich unter anderem aus durch die Ausbeutung der Ressourcen in unseren Gebieten durch große Konzerne, die Entfremdung von unserer Kultur, die unterdrückenden Bedingungen absoluter Armut und die Verweigerung aller sozialen, politischen und kulturellen Rechte.
Heute, in dem Krieg, in dem sich Kolumbien seit mehreren Jahrzehnten befindet, sind die Schwarzen zu einer stillen Vernichtung verdammt, der durch den Staat und ökonomischen Interessengruppen betrieben wird - dieselben, die der Bevölkerung die individuellen und kollektiven Rechte verweigern. Diese Situation hat sich entwickelt aus der Entwurzelung, Fesselung, Export und Verkauf wie Tiere in Amerika, über die sich die mächtigen nördlichen Ländern ihre Herrschaft über die eroberten Gebiete gefestigt haben. Zu Beginn des neuen Jahrtausend sieht sich die schwarze Bevölkerung mit einem Ethnozid konfrontiert, der von den verschiedenen Akteure des Krieges vorangetrieben wird.
Die Gebiete, in denen gewaltsame Vertreibungen stattfinden, entsprechen den strategischen Zonen des Krieges. Eine Million Schwarzer sind jetzt bereits von ihrem Land vertrieben worden, das von Außenstehenden besetzt wurde, die die Autoritäten der bewaffneten Gruppen und des Staates akzeptieren. Diese sind Protagonisten eines ökonomischen und politischen Models basierend auf Ausschluß, das seit Jahrhunderten Zerstörung und Tod für die VertreterInnen einer jahrtausende alten Kultur bedeutet.
Das historische Projekt der schwarzen Bevölkerung hat seine eigene kulturelle, territoriale, ökologisch und soziale Basis. Unser Kampf besteht in der Verteidigung jener Gebiete, in denen wir seid uralten Zeiten leben, erschaffen und wiedererschaffen durch die Geschichte in Kolumbien und Amerika. Die Schwarzen fordern von der Regierung kollektive Landbesitzrechte; wir kämpfen für die Stärkung unserer Identität und Autonomie mit den Forderungen der Möglichkeit zur freien Entscheidung für unsere eigenen Lebensform. Der kolumbianische kapitalistische Staat hat die schwarzen organisierten Gemeinschaften (für die die Verteidigung ihrer Gebiete als Grundlage für unsere Lebensform und unsere kulturelle Prinzipien wie die der Identität existentiell ist) in Opfer von Rassismus, Armut, Marginalisierung und militärische Ziele von bewaffneten Gruppen, die die Interessen der Politiker, Großgrundbesitzer, Drogenhändler und Geschäftsleute verteidigen, verwandelt. Diese suchen nach Zielen für ihre irrationale Ausbeutung von Bodenschätzen, der Zerstörung der Biodiversität, der Einführung von Tourismus, Häfen, Kanälen, agroindustrielle Projekten, industrieller Holzschlag, Energieinfrastruktur....
Nach der Sklaverei ist Vertreibung der größte kriminelle Angriff gegen die schwarze Bevölkerung Kolumbiens und Amerika. Vertreibung ist ein Ergebnis von Einschüchterung und Massakern. Dies endet in Unsichtbarkeit, dem Verlust von Gebieten und natürlichen Ressourcen, von Familienzusammenhalt, von Selbstachtung und dem Recht, unser Leben in Frieden und Einklang mit unseren Traditionen, Sitten und kulturelle Bräuchen zu leben.
Die schwarze Bevölkerung fordert die verschiedenen Akteure des Krieges in Kolumbien auf, den bewaffneten Konflikt zu stoppen, unsere Autonomie und unsere fundamentale Rechte zu achten und nicht in unseren Gebieten zu kämpfen. Wir rufen die internationale Gemeinschaft auf, uns zu unterstützen, Solidarität zu zeigen und mit uns zu kämpfen, um in dieser kapitalistischen Welt die Lebensräume der schwarzen Gemeinschaften zu verteidigen: denn diese Gebiete sind der Raum, in dem wir sein und existieren können; in dem unsere Ideale und unsere eigene Geschichte in Freude, Hoffnung und Freiheit weiterleben wird.
Prozess der Schwarzen Gemeinschaften - PCN (Proceso de Comunidades Negras)
Prag, 26. September 2000
PCNKolombiahotmail.com
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