Kolumbien: Feuerprobe fuer "Plan Colombia"

[Quelle: http://www.berlinet.de/poonal/ ]

KOLUMBIEN

Zweite Feuerprobe für umstrittenen "Plan Colombia"
Von Laura Patricia Barros

(Bogota, 7. Juli 2000, npl).- Die Internationalisierung des seit mehr als vierzig Jahren andauernden bewaffneten Konfliktes in Kolumbien erfährt eine neue Dimension. Nachdem der US-Kongress am 22. Juni mit 94 zu vier Stimmen dem südamerikanischen Andenland eine Militär- und Finanzhilfe in Höhe von insgesamt 1,3 Milliarden Dollar bewilligt hatte, ist in dieser Woche Madrid Schauplatz des internationalen Ringens um Finanzierung und Ausrichtung des umstrittenen "Plan Colombia".

Am Mittwoch und Donnerstag kamen in der spanischen Hauptstadt erstmals alle 23 Länder (Spanien und der Rest der Europäischen Union, verschiedene lateinamerikanische Staaten, Japan, Kanada und die USA) zusammen, die sich entschieden haben mit Milliardenbeträgen, den "Friedensprozess in Kolumbien" zu unterstützen. Morgen werden UNO-Vertreter, die Weltbank, die Interamerikanische Entwicklungsbank (BID) sowie die Vereinigung zur Förderung der Andenländer auf die Unterstützerländer treffen, um die genaue Höhe und Bestimmung der Finanzspritzen der einzelnen Länder festzulegen.

Mit dem von der kolumbianischen Regierung vorgeschlagenen Kolumbienplan sollen in den kommenden Jahren die "soziale und menschliche Entwicklung und die Regierungsfähigkeit des Landes gefördert, der Kampf gegen den Drogenhandel finanziert sowie die Friedensverhandlungen zwischen Regierung und der größten Guerillaorganisation des Landes, den FARC, unterstützt werden." Dafür hat die kolumbianische Administration unter Präsident Andres Pastrana insgesamt 7,5 Milliarden Dollar veranschlagt, von denen sie selbst rund 5 Miliarden Dollar tragen will, den Rest soll die internationale Gemeinschaft übernehmen.

Obwohl sich die EU offiziell darauf geeinigt hat, vor allem institutionelle und politische Reformen in Kolumbien zu unterstützen sowie humanitäre Hilfe zu leisten, sprechen zivile Organisationen und Gewerkschaften aus Kolumbien und Europa, nicht zuletzt aber die kolumbianischen Guerilla-Organsiationen FARC und ELN vom Plan Colombia als einer "modernen Form der Aufstandsbekämpfung".

Die am Mittwoch und Donnerstag ebenfalls in Madrid zu einem Alternativgipfel versammelten 65 Oppositionsgruppen aus Kolumbien und Europa kritisieren insbesondere die Pläne zur Vernichtung "illegaler" Kokapflanzungen. Dies sei, "zum einen eine unrühmliche Strategie, die vor allem Kleinbauern treffen und zu weiteren Vertreibungen führen würde, ohne dass ihnen eine Einkommensalternative geboten würde." Zum anderen stelle dieser Teil des Kolumbienplans lediglich einen Vorwand dar, um den blutigen Konflikt weiter zu militarisieren, dessen Bilanz bisher 120.000 Tote und mehr als zwei Millionen Flüchtlinge sind.

Unter dem Deckmantel der Drogenbekämpfung hätten vor allem die USA eine Möglichkeit gefunden, direkt militärisch in die bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen kolumbianischen Streitkräften und Guerilla zu intervenieren. Diese Vermutung ist nicht aus der Luft gegriffen. Der Teil des Projektes "Plan Colombia", der die "Bekämpfung des Drogenhandels" beinhaltet, wurde hauptsächlich von der US-Regierung entworfen. US-Militärexperten sehen in der mehr als 12.000 KämpferInnen starken FARC, die bereits weite Teile des Landes faktisch unter ihrer Kontrolle hat, den größten "Instabilitätsfaktor in Lateinamerika". So nimmt es auch nicht Wunder, dass rund 930 Millionen der insgesamt 1,3 Milliarden bewilligten Dollars ausschließlich für die Aufrüstung der kolumbianischen Streitkräfte mit modernsten Hubschraubern sowie zur Ausbildung spezieller militärischer Einheiten zur Drogenbekämpfung vorgesehen sind.


Plan Colombia (de)
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