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indymedia30 Menschen sterben im Massaker von El Alto
von LinksRhein - 14.10.2003 03:32
http://de.indymedia.org/2003/10/63355.shtml

Übersetzung von http://bolivia.indymedia.org/en/2003/10/3143.shtml durch t
Bolivia: 30 muertos en Masacre alteña
Indymedia El Alto - Bolivia (12/10/2003 22:54)

Ein Chronologie der Ereignisse in Bolivien vom 8.10. bis 12.10.2003

Bolivien: 30 Menschen sterben im Massaker von El Alto
14.10.2003, 01:02, von t

http://bolivia.indymedia.org/en/2003/10/3143.shtml

(12/10/2003 22:54)

Der "zivile- nachbarschaftliche Streik auf unbestimmte Zeit mit Demonstrationen", von der Foederation der Nachbarschaftsversammlungen von El Alto (FEJUVE), die knapp eine Million der Einwohner dieser rebellischen Stadt repraesentieren, verwandelte sich in eines der groeßten urbanen Massaker in der demokratischen Etappe Boliviens, die seit (dem Ende der Diktatur) 21 Jahren voranschreitet, immer wieder kurz davor zu zerbrechen. Doch wie spielte sich dieses Massaker, begangen an den Jugendlichen, Alten und auch den Kindern von El Altos, genau ab?

Mittwoch 8 Oktober:
Der Streik ist umfassend

Am ersten Tag des zivilen, mobilisierten Streiks, mit Straßenblockaden, von der FEJUVE beschlossen und unterstuetzt von der regionalen Gewerkschaftszentrale (COR), sowie der Foederation Gewerkschaftlicher Arbeiter, wurde der Streik zu 95% eingehalten. Die oeffentlichen Verkehrsmittel fuhren nur waehrend der Nacht und am fruehen Morgen bis 8 Uhr. Die Blockade des Verkehrs und die geschlossenen Großmaerkte (die die Geschaefte versorgen), ist offensichtlich.

Gruppen von Nachbarn und Gewerkschaftsführer laufen den ganzen Tag die Stände der Straßenverkäufer im kommerziellen Zentrum Ceja ab, um zu verhindern das diese Arbeiten. Es kommt zu Handgemengen und einige Händler schützen ihr Eigentum mit Stacheldraht.

Die schwersten Auseinandersetzungen spielen sich in Ceja ab, Studenten der Universität von El Alto (UPEA), Gruppen von Arbeitern, unter ihnen auch die Frauen die Röcke produzieren, liefern sich Schlachten mit der Polizei, die die ganze Zone mit Tränengas eindeckt. Die Arbeiter und Nachbarn entzünden Feuer an verschiedenen Strassenecken.

Zwei Bewohner von Amachuma (in der Nähe von Ventilla), werden durch Schußwaffen verletzt: Christina Mamani (17 Jahre alt, Schülerin) und Norberto Condori (22 Jahre alt, Student in der UPEA). Die Minenarbeiter von Huanuni, die sich den Protesten gegen den Ausverkauf des Gas angeschlossen haben, brachen am Montag von Caracollo auf und nähern sich El Alto.

Donnerstag 9 Oktober
Die Minenarbeiter kommen an und zwei Menschen werden erschossen

Auch der zweite Tag des Nachbarschaftsstreiks in El Alto ist umfassend. Mit Ausnahme des frühen Morgens und mit großem Risiko mit Steinen beworfen zu werden, fahren keine öffentlichen Verkehrsmittel in El Alto. Erneut versichern sich Gewerkschaftsführer dass die Händler in Ceja ihre Geschäfte nicht aufmachen.

In den Vierteln der Stadt ist der Anblick verbrannter Reifen alltag, der Verkehr blockiert mit Steinen, Autoschrott sowie jegliches Objekt dass für eine Barrikade dient. Jeder Stadtteil, jedes Viertel ist verantwortlich für die Überwachung, Gruppen führender Personen instalieren sich in strategischen Punkten wie der Avenida 6 de Marzo, Tawantinsuyo, Juan Pablo II, der Straße nach Viacha und weiteren.

Die Minenarbeiter comen in zwei Gruppen an. Eine Vorausgruppe kommt früh an und begibt sich zur öffentlichen Universität von El Alto (UPEA). Die zweite Gruppe, zahlreicher (mehr als 500 Personen), gelangt am Abend nach Ventilla (10 Kilometer in Richtung Oruro von El Alto entfernt).

Dort liefern sie sich ein erstes Scharmützel mit dem Militar, das mit Kriegswaffen schießt, dabei sterben der Minenarbeiter José Luis Atahuichi Ramos (42 Jahre alt) und der Arbeiter und Student Ramiro Vargas Astilla (22 Jahre alt). Die Menschenrechtsversammlung denunzierte öffentlich dass Vargas in den Kopf geschossen wurde, von einem Mann der sich auf einem Fahrrad näherte und aus kürzester Entfernung sein Opfer erschoss.

14 weitere Menschen werden verletzt, viele von ihnen durch Kugeln. Die Minenarbeiter von Huanuni bleiben in Senkata (an der Grenze von El Alto), um die Verletzten zu versorgen undihre Kräfte nach den schweren Auseinandersetzungen zu erneuern.

An diesem Donnerstag findet der bekannte "Markt 16 Juli" nicht statt, normalerweise versammeln sich hier mehr als 40.000 Händler und verkaufen von Kleinstobjekten wie Nähnadeln bis zu Autos so ziemlich alles. Jeden Donnerstag und Sonntag bewegt dieser Markt millionen Dollar in Handelsaktivitäten.

Das einzige Verkehrsmittel das La Paz verläßt ist das Flugzeug. Die Buslinien können nicht verkehren und die wenigen die es versuchen werden vor ihrer Ankunft in La Paz mit Steinen beworfen und kommen nur sehr verspätet an ihr Ziel.

Am Avenid wiederholt Präsident Sánchez de Lozada in einer kurzen Nachricht dass es kein Vertrag über den Verkauf des Gases mit keinem Land gibt und das Bolivien nicht Teil des Gesamtamerikanischen Freihandelsabkommens (FTAA in Englisch und ALCA in Spanisch) ist. Zu den zwei Toten dieses Tages hat er praktisch nichts zu sagen, er läßt es sich jedoch nicht nehmen zu vermerken dass "eine Minderheit Bolivien spalten will".

Freitag 10 Oktober:
In La Paz gibt es bereits kein Benzin mehr

In El Alto herrscht eine angespannte Ruhe. Straßen die total blockiert sind, Menschen die sich gezwungen sehen zu Fuß mehr als 10 Kilometer von ihren Wohungen bis Ceja zurückzulegen, von wo aus sie nach La Paz aufbrechen können. Nachts ist der Rückweg mit den gleichen Schwierigkeiten verbunden. Auch wenn die Autobahn La Paz- El Alto noch befahrbar ist, macht sich der Mangel an Sprit allmählich bemerkbar und die meisten Fahrzeuge werden in ihren Garagen abgestellt.

In verschiedenen Zonen ergeben sich erneut Auseinandersetzungen zwischen Polizisten und Studenten der UPEA, gemeinsam mit Arbeitern. Doch der Streik ist total. Es gibt keinerlei wirtschaftliche Aktivität und die wenigen Geschäfte die aufmachen, werden unter der Androhung von Plünderung gezwungen sofort zu schließen.

An diesem Tag gibt es weitere Verletzte, doch es gibt keine tödlichen Konfrontationen. Die Minenarbeiter von Huanuni sind weiter in Senkata, sie ernähren sich gemeinschaftlich (unterstützt durch die Bevölkerung, anm. d. Ü.), versuchen die Verletzten zu versorgen und beerdigen ihren Toten. An diesem Freitag, in einer Atmosfäre der allgemeinen Bestürzung, wird Ramiro Vargas beerdigt.

Zur Nacht hin ist das Fehlen von Sprit offensichtlich, lange Schlangen bilden sich vor den Tankstellen die noch über Reserven verfügen. Die wenigen Autos die noch aus La Paz in Richtung Ceja in El Alto fahren, setzen sich noch einer anderen Gefahren aus: Jugendliche, in der höher gelegenen Zone von La Portada, sowie in Villa Ballivian, schmeißen Steine auf die Autos die auf der Autobahn fahren.

Busse, Kleinbusse und PKWs kommen in Ceja auf der Gegenfahrbahn an, gelangen jedoch nur bis zur Mautstelle. In El Alto fahren keine Fahrzeuge mehr. Auf verschiedenen Straßenkreuzungen brennen Feuer, wo Gruppen von Nachbarn auf der Lauer liegen.

In Ceja haben einige wenige Bars geöffnet, "chicha" Musik ist zu hören, doch die Ruhe ist angespannt und kein Fahrzeug gelangt in die Stadt. In der Avenida 6 de Marzo gibt es mehrere Feuer mit alten Reifen. Weitere Zonen bieten ein ähnliches Panorama.

Samstag 11 Oktober:
ein Kind und ein Familienvater sterben

Mit der Knappheit von Benzin, Diesel und Flüßiggas konfrontiert, entwerfen das Ministerium für Verteidigung und das Kabinett eine "Strategie" um Treibstoff von der Versorgungsstelle in Senkata nach La Paz zu transportieren, wofür sie mindestens 20 Kilometer zurücklegen müssen und dabei die Stadt von El Alto auf der Avenida 6 de Marzo komplett durchfahren muß.

Bei einem ersten Versuch am Abend des Samstag werden dabei zwei Menschen erschossen. Der Junge Alex Mollericona (5 Jahre alt), der von einer Schrotkugel auf der Terrasse seines Hauses in der Zone Rosas Pampa erwischt wird, im Süden der Stadt. Walter Huanca (27 Jahre alt), Vater dreier Kinder wird von einem Gasgeschoss im Gesicht getroffen, schwere Schädelverletzungen und der Austritt von Hirnmasse sind die Folge. In vegetativem Zustand wird in einer Klinik eingeliefert, 6 Stunden später wird er offiziell für Tot erklärt.

Ein Helikopter überfliegt die Stadt in der sich in verschiedenen Teilen Gefechte und Plünderungen ergeben. Die schwersten Ereignisse spielen sich in Santiago II ab, wo entlassene Minenarbeiter ("neu angesiedelte") wohnen deren Behausungen mit Gas eingedeckt werden, während der Nacht werden verschiedene Verletzte durch Kugeln registriert.

Eine Karawane von Tankfahrzeugen die versucht Treibstoff nach La Paz zu transportieren, kann sein Ziel aufgrund des Wiederstands der Bewohner von El Alto nicht erreichen. Steine, Stöcke sowie jedes dienliche Objekt werden eingesetzt um den Militärs die den Konvoi beschützen Widerstand entgegenzusetzen.

Verschiedene Zonen leiden unter Stromausfall. In Villa Adela wird der Polizist Edgar Machicado entführt und sechs Stunden später befreit. Für die Nacht kündigt die Regierung aufgrund der Scharmützel in verschiedenen Bereichen, die Militarisierung von El Alto an. Der Regierungssprecher Mauricio Antezana beschuldigt den Abgeordneten und Vorsitzender des MAS (Bewegung für den Sozialismus, anm. d. Ü.) einen "aufständischen Prozess" anzuführen, mit dem Ziel den demokratischen Prozeß zu unterbrechen.

Diese Situation bewegt Gruppen von Männern dazu organisiert das Gebiet Ceja abzulaufen, und schließlich auf der Autobahn Zerstörungen anzurichten, wo bereits keine Polizei mehr ist. Sie entfernen die Leitplanken; kein einziges Fahrzeug fährt und es entstehen Auseinandersetzungen mit dem Militär.

Die nationale Presse signalisiert das sich El Alto in ein Schlachtfeld verwandelt habe, aufgrund der fortsetzenden Zahl der Toten und der Gewalt der Auseinandersetzungen, besonders der Soldaten aus den Bataillonen von Charagua (im Chaco) und weiteren aus dem osten Boliviens.

Sonntag 12 Oktober:
26 Tote z 100 Verletzte

Seit dem Morgengrauen liefern sich Militärs mit Kriegsgerät Gefechte mit Nachbarn, ausgestattet mit Knüppeln und Steinen. Seit dem Morgen haben Anführer wie Evo Morales (MAS, Kopf der Kokabauern im bolivianischen Tiefland um Cochabamba, dem Chapare, anm. d. Ü.), Jaime Solares (COB, bolivianischer Gewerkschaftsverbund und Kopf der Minenarbeiter, anm. d. Ü.) , sowie Felipe Quispe (CSUTCB, Kopf der aymara Indigenen im bolivianischen Hochland anm. d. Ü.), einen einzigen Diskurs: um zu verhandeln, muß die Regierung ein Diokument unterschreiben in dem sie sich darauf festlegt das bolivianische Gas nicht über chilenische Häfen, oder andere zu exportieren, und sich verpflichtet diesen Rohstoff zu industrialisieren.

Daraufhin produzieren sich seit dem Morgen Massaker in verschiedenen Zonen der Stadt. Gewalttäige Auseinandersetzungen ein Ballivián enden mit acht Verletzten. In Senkata endet die Repression mit knapp 10 Verletzten.

Um ein Uhr nachmittags wird auf der Autobahn mit Tränengas und Kriegswaffen geschossen. Diese Auseinandersetzungen verlagern sich nach La Portada und Alto Pura Pura in La Paz.

Das militärische Ziel der Regierung: 12 Tanklastwagen von Senkata nach La Paz zu fahren. Der Zug wird mehrmals auf seinem Weg unterbrochen, weitere Menschen werden verletzt und erschossen. Zwischen Senkata (El Alto) und La Portada (La Paz) zeigen die Toten die 20 Kilometer makabren Weg den der destillierte Treibstoff zurückgelegt hat, Treibstoff der von transnationalen Konzernen verwaltet wird die jetzt das bolivianische Gas als "gutes Geschäft fürs Land" exportieren wollen.

Den ganzen Tag erzählen die Einwohner von El Alto in den Radios Integración, Pachamama, Red Erbol und Waynatambo, neben Cruz del Sur und weiteren, über ihr Leid die Körper von Toten zu bergen, sie auf den Straßen zu betrauern, den Verletzten nicht helfen zu können, bis hin zu den berichten von Helikoptern und eines Flugzeugs, die mit Gas und Kugeln schießen. Das Fernsehen, mit Ausnahme des Kanals A und RTP zeigen nichts über das Massaker und fahren in ihrem Programm fort, obwohl die technischen Bedingungen für Liveübertragungen vorhanden sind, wie sie aus dem Parlament oder bei Konzerten gemacht werden.

Zum Abend hin verlagert sich der Konflikt nach Río Seco, Villa Ingenio und Villa Tunari, wo Soldaten auf jeden Zivilisten schießen, der sich ihnen entgegenstellt und verursachen dadurch weitere Tote und Verletzte.

Die Radiostationen
Las radioemisoras

Die 26 Toten vom Sonntag sind laut Red Erbol: Miguel Pérez Cortez, Efraín Mamani, Carmelo Mamani, Vidal Pinto, Efraín Mita, Marcelino Caravajal, Constantino Quispe, Marcelo Machicado, Johnny Mamani, NN varón, Máximo Vallejos, Marcelo Mamani, Vicente Efraín Pinto, Augusto Hilari Pari, NN männlich, gefunden auf der Avenida Bolivia, Damián Luna Palacios, Adolfo Huanca, Richard Charca, Félix Calle, NN männlich, NN männlich, NN männlich (alle drei im sozailen Sitz von Villa Ingenio); der Soldat Segnar García des infanterie Regiments von Charagua (Chaco von Santa Cruz). Weiter werden 92 Verletzte gemeldet.

Der Treibstoff gelangt an die Tankstellen was Ministers Carlos Sanchez Berzain (als Mörder denunziert, am 19 September wurde ihm in Warisata von aufgebrachten Bauern die Nase gebrochen, darufhin zog er einen Revolver, dies löste das Massaker vom 20 September aus, anm. d. Ü.) über das Regierungsfernsehen bekannt gibt. Lange Schlangen bildeten sich um etwas von dem Treibstoff zu ergattern.

La gasolina llega a las estaciones de servicio con el anuncio del ministro Carlos Sánchez Berzaín (calificado como "asesino") ante la televisión gubernamental. Largas colas de

In den Krankenhäusern von La Paz und El Altos fahren Krankenwagen und PKWs ein und aus und verlegen die Verletzten, die sterbenden und die Toten. Die zwölf Tanklastzüge haben 26 leben gekostet. Makaber aber Real.

Quelle:
http://bolivia.indymedia.org/en/2003/10/3143.shtml
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