Bolivien: Nach dem Rücktritt, was tun? Interview mit Felipe Quispe
Auszug aus der Zeitung Folha de S.Paulo, Brasilien, 18/10/2003 - ins Kastilische übersetzt von IAL, dt. Übers.: eduardo
(Der portugiesische Text des Interviews der Folha de S.Paulo scheint leider nicht im Netz zu stehen; Anm. des dt. Übers.)
Der Indigenenführer Felipe Quispe, 61 Jahre alt, ist Vorsitzender der Confederación Sindical Única de Trabajadores Campesinos de Bolívia (CSUTCB) (Einheitlicher Gewerkschaftsverband der Landarbeiter Boliviens), Abgeordneter des Movimiento Indígena Pachacuti (Indigenebewegung Pachacuti) und Gründer des Ejército Guerrillero Tupac Katari (Guerrillaarmee Tupac Katari).
Folha - Was werden Sie jetzt tun, nach dem Präsidentenwechsel?
Felipe Quispe - Der erste Schritt war der Rücktritt des Mörders. Sehr gut. Jetzt werden wir sehen, was im Kongreß geschieht. Wenn der Vizepräsident das Amt übernommen hat, werden wir versuchen, zu verhandeln. Wenn er nicht alle unsere 72 Forderungen erfüllt, werden wir die Proteste, die Demonstrationen fortsetzen. Wenn unsere Forderungen nicht angenommen werden, werden wir versuchen, die Macht zu übernehmen.
Folha - Haben Sie schon Kontakt zu Carlos Mesa gehabt?
Quispe - Noch nicht.
Folha - Also, für den Fall, daß es zu keiner Übereinkunft kommt, ist es das Ziel, die Regierung mit Gewalt zu stürzen?
Quispe - Um an die Regierung zu kommen, ist der einzige Weg die Revolution. Es ist nicht ausreichend, daß wir die Regierung kontrollieren, um die Herren unseres Schicksals zu sein. Auf institutionellem Wege werden wir dann nicht an die Macht gekommen sein, sondern bloß an die Regierung. Eines Tages wird die Revolution kommen. Damit wir das erlangen, was uns gehört, wird alles umgestürzt werden müssen: die Streitkräfte, die den nordamerkanischen Interessen dienen, die Polizei und die wirtschaftliche Macht.
Folha - Warum gibt es keine Indios in der Regierung? Gibt es Rassismus?
Quispe - Es gibt eine rassistische Tendenz, ja, in der Elite. Wir sind 90% der Bevölkerung und wir haben nicht die Macht. Wie kann das sein? Die Struktur erlaubt es uns nicht, sie zu erlangen. Der Ausweg ist die Revolution, für uns und für die Indigenen Guatemalas, Ecuadors, Mexikos und Perus. Auf friedlichem Wege wird der Indio nicht an die Macht kommen, und es ist Zeit, daß wir unser Schicksal in unsere eigenen Hände nehmen.
Quelle: http://www.rebelion.org/bolivia/031021ial.htm
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