Millenium Round: Eroeffnungsgruss

http://www.egroups.com/group/infopool/231.html?
2:10 AM Fri 19 Nov 99
From: canna

Aufruf für direkte, dezentrale Aktionen

From "L'Usine" usin-ATusine.ch
Date Thu, 18 Nov 1999 10:27:35 -0500
http://www.ainfos.ca/de/ainfos00399.html

Am 30. November 1999 wird in Seattle, USA, die Ministerkonferenz der Welthandelsorganisation (WTO) unter dem Titel "Millenium Round" eröffnet.

Die WTO bezweckt die "Förderung des Welthandels". Mit anderen Worten: die Multis, mit der Unterstützung der Mitgliedstaaten, redigieren in Seattle die Charta der planetaren Marktordnung; es geht um Regelungen, die eine neue Welle der Expansion und Domination des Weltkapitalismus einleitet. Nicht von ungefähr heisst es, die WTO kenne keine Grenzen des Wachstums.

Die neue Ordnung ist bereits heute im Begriff, uns genmanipulierte Nahrung zu bescheren, Erkenntnisse der traditionellen Medizin, ja das Leben selbst zu patentieren, den Regionalhandel zu Gunsten des Agrobusiness zu untergraben und gegen die Sozial- und Umweltgesetzgebungen anzulaufen, unter dem Vorwand, diese stellten wettbewerbsverzerrende Hindernisse für den Welthandel dar.

In Seattle wird noch weiter gegangen. Zur Diskussion steht u.a. die Öffnung der "Märkte" Erziehung und Gesundheit, die gegenwärtig noch von "staatlich hoch subventionierten Institutionen monopolisiert" seien (so die "neoliberal korrekte" Bezeichnung der Öffentlichen Dienste).

MacDonald's, MacKultur, MacGesundheit, MacGesetz, MacGefängnis... Es ist unmöglich, diese neue Machtkonzentration mit Werten wie Freiheit, Selbständigkeit, Selbstgenügsamkeit zu vereinbaren. Selbst in unsern mildesten Phantasien lässt sich nicht ausdenken, wie eine Weltregierung diese Werte respektieren könnte oder wollte.

An der Konferenz in Seattle werden auch die Lobbyisten und ehrenwerten Nicht-Regierungsorganisationen (NGO's) teilnehmen, die Vertreter des "Kapitalismus mit menschlichem Antlitz", die freundlichen Verfechter der "Bürger"rechte, sowie die schizofrenen Verkünder einer Weltregierung, die durch nationale Souveränitäten reguliert wird.

Ob sie nun "in" oder "off" sind - die Teilnehmer an diesem Festival der Entmenschlichung wissen, mit wem sie zu rechnen haben, und damit auch, wen sie am meisten zu fürchten haben: den Widerstand der Basis, die Opposition der Menschen gegen die Enteignung ihrer Existenz durch die Vermarktung des Lebens.

Denn diese Leute wissen sehr wohl, dass wir zahlreich, in Seattle und in vielen Ländern, dem Appell des Direct Action Network folgen. Dieser Aufruf wird vom Netz der People's Global Action unterstützt und lädt für den 30. November 1999 zu einem Weltaktionstag ein. Wir hauchen der alten Losung neues Leben ein:

Enteignen wir die Enteigner!
Gruppe "und paff!"

Die Aktion: Heute, 16.11.1999, haben 27 Personen den Hauptsitz der WTO in Genf besetzt. TeilnehmerInnen einer Führung durch das WTO-Gebäude haben sich in der Haupthalle bei der Treppe angekettet, die zum Büro von Generaldirektor Michael Moore führt, und haben ein Transparent entrollt mit der Aufschrift "Ni Organisation, ni Commerce: Autogestion!" ("Keine Organisation, kein Business: Selbstbestimmung!"). Ein zweite Gruppe, die die Sicherheitskontrollen austrickste, besetzte das Dach des Gebäudes und spannte zwei Transparente auf : "WTO kills people - kill the WTO!" und "Moore aux tyrans" (abgeleitet vom alten Slogan "Mort aux Tyrans - Tod den Tyrannen"). Eine der BesetzerInnen hat mit einer Web-Cam die Bilder live ins Internet eingespeist, ein anderer faxte das Communiqué der Aktion von einem Büro der WTO aus in alle Redaktionsstuben.

Nach mehr als zwei Stunden räumte die Polizei nach Verhandlungen mit einem WTO-Funktionär die BesetzerInnen, ohne sie zu verhaften oder deren Identität festzustellen. Die Direktion der WTO wollte offensichtlich vermeiden, dass eine Kriminalisierung der AktivistInnen dem Widerstand gegen die WTO noch mehr Solidarität und Popularität verschaffen würde.

http://www.ainfos.ca/de/ainfos00399.html

warum sollte man tausende von aufstaendigen niederschießen, wenn es zur wiederherstellung der ordnung genuegt, zehn menschen an die wand zu stellen?
(roul vaneigem, an die lebenden)


Seattle Reports | Actions 1999 | www.agp.org