ESF in London: kurzer Rueckblick
by altermondialista 19 Okt 2004

http://at.indymedia.org/newswire/display/45458/index.php

Das ESF ging mit etwa 25000 TeilnehmerInnen zu Ende. Die Großdemo am Sonntag wurde in den Massenmedien als Antikriegsaktion gesehen und nicht als ESF- Veranstaltung. Zum zweiten Mal wurde Polizei beim ESF eingesetzt, sie verhaftete zwei Aktivisten von der Buehne weg. Fast alle sind sich einig, dass das naechste ESF 2006 in Griechenland besser werden soll, und die Dominierung durch Parteien und parteiaehnlichen Gruppierungen zurueckgedraengt werden muss. Spannend waren die vielen autonomen Raeume parallel zum ESF, zahlreich besucht und ein voller Erfolg.

Bereits waehrend der Demonstration wurden AktivistInnen, die vom autonomous space Beyond ESF (Jenseits vom ESF) von der U-Bahn Station Kings Cross zur Demo stroemten, von der Polizei eingekesselt [bilder: III]. Es kam zu mehreren Verhaftungen. Auf der Abschlusskundgebung wollten einige AktivistInnen zur Buehne, und den TeilnehmerInnen vom Polizeieinsatz und von den Verhaftungen berichten, da sich die OrganisatorInnen nicht dazu aeusserten. Eine OrdnerInnenkette von Stop the War Coalition schirmte die Buehne ab und liess niemanden durch. Sie waren sehr aggressiv, deshalb kam es zu einer Rangelei.

Die OrganisatorInnen riefen die Polizei herbei, welche quer durch den abgeschirmten Backstage-Bereich schritt und einen Aktivisten von indymedia an Armen und Beinen durch den Backstage-Bereich zerrte [bilder: IIIIII]. Der indymedia-Aktivist hatte versucht, zwischen den AktivistInnen und den OrdnerInnen zu vermitteln, und ist den dort stehenden OrganisatorInnen von SWP (Socialist Workers Party) bekannt, da er bei der ESF Organisation fuer die Uebersetzungstechnik mitmacht. Die Polizisten zerrten ihn an eine Mauer, umzingelten ihn und drueckten ihn brutal mit dem Kopf nach unten zu Boden. AktivistInnen eilten herbei und schrieen besorgt: « Ihr zerdrueckt ihn! » Die PolizistInnen nahmen eine schwere Verletzung des Verhafteten bewusst in Kauf. Noch mehr Polizeikraefte draengten sich unsanft in die Menge und schoben die Leute zur Seite, damit der Verhaftete weggeschleift werden konnte.

Einem weiteren Aktivisten, einer der bekannten MitorganisatorInnen von Beyond ESF, gelang es, auf der Buehne ueber die Verhaftungen am Kings Cross zu berichten. Als er die Treppe von der Buehne herunterstieg, wurde er von der Polizei sofort verhaftet.

Insgesamt wurden neun Aktivisten verhaftet, sie sind zum Glueck wieder frei. Ein weiterer Polizeieinsatz erfolgte am Freitag, als etwa 200 bis 300 AktivistInnen den Hauptveranstaltungsort des ESF, Alexandra Palace (ein Palast hoch oben auf einem Huegel im Norden Londons, nicht wirklich zentral gelegen) besuchten und gegen Ken Livingstone protestierten, Buergermeister von London und Mitglied der kriegsfuehrenden Labour Party. Die AktivistInnen kritisierten allgemein die Art wie das ESF 2004 organisiert worden war, ein Prozess dem es in vielfacher Weise an Transparenz und Demokratie mangelte. Sie verlasen eine Stellungnahme von Babels, den freiwilligen UebersetzerInnen und DolmetscherInnen. Sie beschwerten sich, dass einigen DolmetscherInnen Visas fuer Großbritannien verwehrt wurden, und deshalb vor allem Freiwillige aus arabischsprachigen Laendern der Zutritt zur Festung Europa verweigert wurde. Ebenfalls bemaengelt wurde der Einsatz von kommerziellen Firmen auf dem ESF, beispielsweise bei der Uebersetzungstechnik und der Webseite.

Die OrganisatorInnen des ESF reagieren relativ kritikresistent. Die verhafteten AktivistInnen seien Mitglieder des black block, meinte Alex Callinicos, und wollten nur die Reden stoeren. Ein Assistent von Ken Livingstone behauptete in einem Leserbrief an die Zeitung Guardian, die protestierenden AktivistInnen im Alexandra Palace haetten aus rassistischen Motiven gehandelt, weil es bei der Podiumsdiskussion mit Ken Livingstone zufaellig um Antirassismus und Antfaschismus ging. Wenigstens hat der Guardian selbst die Kritik der AktivistInnen am ESF-Prozess relativ genau beschrieben.

Kommetare

Re: ESF in London: kurzer Rueckblick
by Begruendeter Vorwurf? 21 Okt 2004

Dank der Initiative des asts ist der Beitrag von Alex Callinicos wieder bei "andere Medien" verlinkt.

Ich hab mir die Mühe gemacht diesen zu übersetzen. Wenn ich sage Mühe meine ich damit auch genau das: 1) Ist mein Englisch ziemlich schlecht und 2) ist der Beitrag Callinicos dermaßen Ekel erregend, dass es schon einige Mühe kostet gegenüber diesen Bürokratena... nicht in wüsten Schimpftiraden aus zu brechen.

Der österreichische Ableger von SWP ist Linkswende. Sie hat bis jetzt zu diesen Vorgängen keine Stellung bezogen, organisiert aber zum ESF am Mittwoch, den 27.Oktober 2004, im Amerlinghaus eine Veranstaltung. Ihre Veranstaltung zum ESF in Paris war krottenschlecht, da man sich dort in erster Linie subjektive Schwärmereien anhören musste. Wenigstens gab es damals die Möglichkeit entgegengesetzte Meinungen zu hören, da die Veranstaltung gemeinsam mit der öh im nic an einem Uniaktionstag stattfand. Damals wurden schon Spannungen zwischen rechts (attac) und links(ast)spürbar. Linkswende versuchte wie immer einen schleimigen Schlingerkurs um es sich nicht mit den Rechten zu verscherzen.

Die Wahrheit über Sonntag [http://info.interactivist.net/comments.pl?sid=3628&cid=1703]
Alex Callinicos

Es ist sehr Besorgnis eregend, dass es während der Demonstration am Sonntag zu Verhaftungen kam und die britischen OrganisatorInnen des ESF haben sich um die Freilassungen der Gefangenen bemüht. Wir müssen sicher stellen, dass alle befreit wurden.Dennoch befinden sich viele Fehler in Enrics statement.

Es ist falsch zu behaupten, dass die Polizei die Bühne am Trafalga Square beschützt hätte.

Die Demonstration wurde auf Wunsch des UK Coordinating Comitee von der Stop the War Coalition und ihren PartnerInnen aus der britischen Friedensbewegung, der Campaign for Nuclear Disarmament und der Muslim Association of Britain, organisiert und geleitet.

Die DemoordnerInnen stellten eine Cordon zum Schutz der Bühne.

Glücklicherweise haben sie das gemacht. Wenn sie nicht dort gewesen wären, daran ich habe keinen Zweifel, wäre die Kundgebung und das Konzert durch den selben Schwarzen Block zerstört worden welcher – empörender Weise – die Nacht zuvor ein antifaschistisches Plenum gestört, den schwarzen Co-Vermittler (co-faciliator – sorry kann ich nicht richtig übersetzen) überfielen und sein Mobiltelefon gestohlen hatte.

Ich sah den Angriff auf die Bühne am Sonntag. Der Schwarze Block versuchte durch die Demoordner durch zu brechen, welche die Bühne schützten. Die Ordner – hauptsächlich Frauen und junge Menschen, viele Farbige - wurden attackiert.

Der Vorwand für diesen Angriff war, dass es zuvor im Demozug zu Verhaftungen gekommen war. Warum der Angriff auf die Kundgebung als angebrachte Antwort auf diese Verhaftungen gesehen wurde, ist mir zu hoch. War es doch die Polizei, die die Verhaftungen vornahm und nicht zum Beispiel Aleida Guevara, die von der Bühne sprach, als der Angriff los ging.

Natürlich hat diese Gewalt, die durch den Schwarzen Block in die Demonstration gebracht worden war, die Polizei zu einer Intervention ermuntert. Sie betrat den Bereich um die Bühne und begann Demoordner und den Schwarzen Block, während sie miteinander rangen, zu filmen. Dank der Intervention durch die RepresentantInnen der Stop the War Coalition und der National Assembly against Racism konnte die Polizei dazu überredet werden das Filmen ein zu stellen and to clear the area (hab ich bewusst nicht übersetzt, weil der zynische O-Ton für sich spricht).

Während dieser wenigen Minuten sah ich wie ein Individuum von der Polizei weg gezerrt wurde. Das war ein schrecklicher Anblick, aber diese Festnahme wäre nicht passiert, wenn der Schwarze Block nicht die Bühne angegriffen hätte. Die Polizei ergriff die Möglichkeit überall aggressiv zu agieren und eine Reihe von Verhaftungen war die Folge (ein Globalise Resistence Aktivist wurde gestoppt und auf Grund des Terrorism Act verhaftet).

Glücklicherweise waren dieser Vorfall, so wie der die Nacht zuvor, nur kleine Schönheitsfehler des ungeheuer erfolgreichen ESF in London. Etwas Londoner Regen kühlte die Stimmung am Trafalgar Square ab und das Konzert brachte das Forum zu einem glücklichen Ende.

Trotzdem, diejenigen, wie die Babels KoordinatorInnen (?), die die Störung des anitfaschistischen Plenums von Samstag Nacht unterstützten oder meinten, dass "nichts geschehen sei« , sollten über die Logik ihrer Positionen reflektieren. Sonntag zeigte einmal mehr, dass diejenigen die Gewalt in die Bewegung hineintragen staatliche Gewalt gegen die Bewegung mit hinein ziehen.

Natürlich gibt es Raum für Debatten über die Organisation und den Inhalt des Londoner ESF – so wie das bei allen Sozialforen ist. Aber ich zweifle nicht daran, dass die Täter dieser Vorfälle dem gesamten Socialforums-Projekt politisch feindlich gegenüber stehen. Zum Beispiel, die website der Wombles, die natürlich in die Attacke auf das samstägige Plenum verwickelt sind, beschreibt das WSF und ESF als 'Institutionen, die der Entwicklung kapitalistischer Institutionen von globaler Regierungsgewalt gleichkommen' und als 'potentiell gefährlich', weil sie den Kapitalismus nicht 'wirklich herausfordern'. Wenn Menschen mit solchen Ansichten behaupten, dass ihre Aktionen in Verteidigung der WSF Charter der Prinzipien zu sehen seien, handelt es sich dabei um reinste Heuchelei.

Trotz der Anstrengungen der Täter konnten die Störungen das Londoner ESF nicht verderben.

Aber wir müssen eine Lehre daraus ziehen: Gewalt gehört nicht zu unserer Bewegung und ebenso wenig gehören, diejenigen die Gewalt in unsere Bewegung bringen wollen in unsere Bewegung.

esf london | wsf | www.agp.org (archives) | www.all4all.org

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