Zeitgleich mit dem WEF startete mit einer Großdemonstration, an der sich 200.000 Menschen beteiligten, in Porto Alegre das Weltsozialforum, welches 2001 ursprünglich als Gegenveranstaltung zum WEF begann. Mindestens 150.000 Menschen aus aller Welt werden zum Forum erwartet - zusätzlich dazu 20.000 zum basisdemokratisch organisierten "Interkontinentalen Camp der Jugend". Kritik am offiziellen WSF gibt es vor allem aufgrund der teilweise hierarchischen und intransparenten Struktur. 300 brasilianische Arbeiter demonstrierten gegen die Organisatoren des Weltsozialforums, weil sie ihren Lohn nicht erhalten hatten. (Artikel)
Insgesamt sind mehr als 2000 Veranstaltungen in 11 Themenblöcken angekündigt (Übersicht [pdf]). Alternative Medien soll ein Hauptfeature der WSF-Berichterstattung sein. Das WSF 2006 könnte dann an verschiedenen Orten in aller Welt stattfinden. Die entgültige Entscheidung darüber wird bei einem council meeting im April getroffen.
Nur noch wenige Wochen sind es jetzt bis zur fünften Ausgabe des "Interkontinentalen Camps der Jugend", das in der letzten Januarwoche in Porto Alegre während dem Weltsozialforum in Brasilien stattfinden wird.
Das Camp basiert auf Ideen wie horizontalen, basisdemokratischen Strukturen und Offenheit gegenber Anderem und Neuem.
Nachdem das Camp während des ersten Weltsozialforums im Jahr 2001 entstanden ist, entwickelte sich in den folgenden Jahren rasch eine Eigendynamik mit neuen Konzepten und auch die Teilnehmerzahl wuchs rasch bis auf ber 20.000 TeilnehmerInnen in Porto Alegre 2003 und 3000 in Mumbai, Indien 2004.
Das Campprojekt als grosses Versuchslabor versucht verschiedene politische Diskurse zusammenzubringen und mit politischer Aktion in Form von convivencia (=kollektives Zusammenleben) zu verknpfen.
Der politische Prozess und die Struktur
Das Camp mit wenigen Worten umschrieben ist Selbstverwaltung, Horizontalit, Vielfalt und kreativer Widerstand und ein Experiment, das Alternativen zur kapitalistischen und neoliberalen Perspektivlosigkeit aufzeigen und erarbeiten will. Der Begriff Jugend bezieht sich in diesem Zusammenhang auch mehr auf jugendliche Energie und die besondere Herangehensweise in der politischen Praxis als auf eine bestimmte Altersgruppe. Kurz gesagt: Das Camp steht Ende Januar allen Menschen, egal mit welchem sozialen, politischen oder kulturellen Hintergrund als Raum zum Leben, Mitmachen und Austausch offen.
Der Organisationsprozess des Camp basiert auf einer horizontal-hierarchischen Mischstruktur bestehend aus zehn Kommissionen und dem COA (dem Organsationskommite des Camps) als den Hauptartikulations- und Entscheidungsträgern. Alle getroffenen Entscheidungen basieren auf basisdemokratischem Konsensprinzip und die einzelnen Kommissionen sind in vielen Bereichen autonom in ihren Entscheidungen und Handlungen, was die Bemhungen zur Dezentralisierung untersttzen soll. Getragen wird der ganze Prozess von unabhängigen Einzelpersonen, genauso wie von RepräsentantInnen von Gruppen, Organisationen und Sozialen Bewegungen. Die breite Basis des Prozesses ist natrlich in Brasilien, aber dennoch hat das Camp den Anspruch den internationalen Kontext nie aus den Augen zu verlieren.
JedeR ist willkommen!
Jedermensch kann fr das Camp Aktivitäen anmelden und im Camp durchfhren. Dabei ist völig egal, ob die jeweilige Person in irgendeiner Weise organisiert ist - der grosse Unterschied zum Weltsozialforum, wo nur "organisierte" Personen Aktivitäten anbieten dürfen. Erwartet werden über 300 Aktivitäten von CampteilnehmerInnen aus vielen verschiedenen Ländern. So wird das Camp ein grosser Raum für Austausch, dem Knpfen von Netzwerken aller Art, Debatten aller Art und das Zusammenbringen der verschiedensten Formen von sozialem, politischem und kulturellem Engagement. Gleichzeitig dient das Camp als Labor zur Reflektion und Neuerfindung von politischen Beziehungen und gesellschaftlichem Leben allgemein. Dabei sind Themen wie Biokonstruktion, solidarische Ökonomie, freie Software ein paar von Vielen, die das Camp zu diesem grossen Versuchslabor der Alternativen machen.
Im Camp wird es neben verschiedenen kleineren Aktivitätszentren sieben grosse Aktionszentren (Platz je fr bis zu 500 Personen) geben, die alle ber das ganze Camp verteilt sind. Die Aktivitätszentren bilden die Kristallisationspunkte für verschiedene Hauptthemen und soziale Köpfe (Cultural Resistance, Gesundheit und Kultur, Kommunikation und freies Wissen (Free Knowledge), Soziale und StudierendenBewegungen, Menschenrechte und Vielfalt sexueller Lebensformen, Umwelt, Globalisierungsbewegung und Direkte Aktion) und die anderen Räume sind offen fr alle Arten von Themen. Voranmeldungen für die Teilnahme oder für Aktivitäten sind bis zum 15. Januar ber Internet möglich, danach direkt bei der Ankunft im Camp (Anmeldekosten: 12R$ für Menschen aus sog. Entwicklungsländern/ 30 R$ fr alle Restlichen). Zusätzlich zu den genannten Aktivitätszentren wird es noch 3 Räme der freien Besetzung (ELOs) ohne festes Programm geben.
Leben im Camp in Selbstverwaltung
Die polyzentrisch räumliche Anordnung des Camps in Verbindung mit der ungeplanten, spontanen Besetzung durch seine BewohnerInnen soll einen Gegenpol zu der zentralistischen Logik der meisten Städte der Welt darstellen. Sechzig kleinere "Nachbarschaftszentren" bilden die notwendige Grundlage für die Selbstverwaltung dieser Camps im Camp. Der gesamte Aufbau des Camps und seine Struktur wird durch die Mithilfe und das Wissen verschiedenster AkteurInnen, zusammengesetzt aus Individuen, Bewegungen und Organisationen realisiert.
Finanziell ist das Camp jedoch vom Weltsozialforum abhängig, wobei das Camp in diesem Fall trotzdem in den meisten Bereichen absolut autonom vom WSF agieren kann. Trotz der finanziellen Abhängigkeit versucht das Camp seine kritische Haltung gegenber dem Forum aufrecht zu erhalten. Auf jeden Fall wird der Austausch der TeilnehmerInnen von Forum und Camp dieser Jahr im Gegensatz zu früher vereinfacht. Befanden sich die Veranstaltungsorte des Forums die letzten Male irgendwo in weiter entfernten Stadtgebieten, wird das Camp 2005 vom Forum gewissermassen räumlich eingerahmt.
Nach dem Widerstandscamp in Quito, Ecuador während des ersten amerikanischen Sozialforums im Juni 2004 wird das 5. Intercontinental Youth Camp der nächste grosse Meilenstein auf dem Weg mit dem Ziel die Globalisierungs- und verschiedene Widerstandsbewegungen zusammen zu bringen und zu stärken. Ein weiteres Mal werden hier im Parque Harmonia in Porto Alegre 20 000 Menschen zusammen leben, um auf kreative und eindrucksvolle Art und Weise der vorherrschenden Ordnung der neoliberalen Welt lächelnd die Zähne zu zeigen.
Mehr Infos (port./engl./franz./span.) unter: www.acampamentofsm.org
Mehr Infos auf deutsch mit aktuellen Berichten aus Porto Alegre und ersten Bildern: www.welt2raum.de
Kontakt: "acampamentoacampamentofsm.org
Das Programm-Kommite: "programacaoacampamentofsm.org
Um als freiwilliger Helfer mitzuarbeiten: "voluntariosacampamentofsm.org
wsf 2005 – wsf – www.agp.org (archives) | www.all4all.org