Das Weltsozialforum in Porto Alegre ist in vollem Gange. Es ist sehr heiss, und ein riesiges Angebot an Veranstaltungen wartet auf die TeilnehmerInnen. Mitten drin befindet sich das Jugendcamp, eine weit ausgedehnte Zeltstadt mit dem alternativen Raum Caracol Intergalaktika.
Gestern abend debattierten AktivistInnen der Erwerbslosenbewegung MTD Solano und vom Colectivo Situaciones aus Argentinien, John Holloway und Ana Esther Cecena mit AktivistInnen aus Brasilien und anderen Laendern ueber Macht und Gegen-Macht, und die Veraenderung der Welt ohne die Macht zu uebernehmen (auch ein Buchtitel von Holloway). Ana Esther Cecena erlaeuterte die Rebellion der Zapatistas mit einer detaillierten Beschreibung der Ideen des Aufstandes im mexikanischen Sueden und den neu gegruendeten Caracoles (Schnecken), nach denen ja auch der Veranstaltungsort in Porto Alegre benannt wurde. Die Fragen aus dem Publikum waren praezise und es entwickelte sich eine spannende Diskussion. Eine weitere Debatte mit John Holloway, AktivistInnen aus Argentinien, Thailand, Suedafrika, Italien und weiteren Laendern wird heute fortgesetzt.Es geht um den Austausch von Erfahrungen und Strategien fuer den Alltag.Vielleicht schafft ja jemand einen ausfuehrlicheren Bericht in den naechsten Tagen... Agua, agua bem gelado (gut gekuehltes Wasser) schallt es von ueberall her auf dem WSF. Eine riesige Verkaufsflaeche fuer fliegende Haendler mit Getraenkedosen (Coca-Cola) und -Plastikflaschen, Eis (Nestle und andere Konzerne) und allerlei Souvenirs. Porto Alegre ist zur Zeit ein Ort mit einer sehr hohen Dichte an Che T-shirts. Auch vor dem Jugendcamp macht der Verkaufsrummel keinen Halt. Eine der vielen Widersprueche auf dem WSF. Gleichzeitig wird Muelltrennung versucht, was aber an der Gleichgueltigkeit einiger TeilnehmerInnen scheitert Eine andere Welt aufzubauen ist schwer, dies zeigte sich sich auch aufgrund der Demonstration gegen patriarchale Gewalt auf dem Jugendcamp, die leider aus mehrfachem aktuellen Anlass stattfinden musste. Es gibt noch viel mehr zu erzaehlen aus Porto Alegre, kein Bericht kann die unglaubliche Vielfalt einfangen. Noch eine kleine Anmerkung bevor ich zurueck ins kochende Zelt hetze: Ein auffallender Unterschied zwischen den WSF und dem Jugendcamp ist uebrigens das Aufstellen der Stuehle. Waehrend die meisten Podiumsdiskussionen auf dem WSF frontal aufgebaut sind, sitzen die Diskutierenden auf dem Jugendcamp im Kreis.
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