"Junge Welt" schreibt Interview um
Hiermit distanziert sich das Polit-Café ausdrücklich von dem Artikel, der am 17.04.07 in der "Jungen Welt" erschienen ist. Es handelt sich dabei NICHT um das Interview, das wir mit dieser Zeitung geführt haben.
Unsere Aussagen wurden grundlegend umgeschrieben und verfälscht! Somit enthält der Artikel auch mehrere schwere Fehler und unpassende Formulierungen. Was die JW hier getan hat, stellt eine schwere Verletzung der journalistischen Sorgfaltspflicht dar.
Aus diesem Grund möchten wir hier das JW-Interview dokumentieren, dass uns als "Endversion" zugesagt wurde:
„Keine Berührungsängste mit rechtem Gedankengut“
Bochumer Antifagruppe erhebt schwere Vorwürfe gegen Fanprojektleiter von Schalke 04
Sibell Kolmar ist Sprecherin der antifaschistischen Bochumer Gruppe Azzoncao
Informationen Ihrer Gruppe zufolge, soll der Leiter des Fanprojektes des Fußballclubs Schalke 04, Marcus Dehnke, an der Organisation rechter Kulturevents beteiligt sein. Was genau werfen Sie ihm vor?
Marcus Dehnke organisiert mit Gleichgesinnten seit 1997 Musik-Events für die „Grufti“-Szene. Zuerst hieß die Gruppe „Ignis Et Ferrum“. Seit 2004 nennt sie sich „[krankpop]“. Szenekennern fiel sie dadurch auf, daß auf ihren Veranstaltungen rechte Zeitschriften angeboten wurden und sie Release-Partys für rechte Szene-Bands organisierte. So im Dezember 2003 für die Band „Ostara“, ein Nachfolgeprojekt der neonazistischen Band „Strength Through Joy“ („Kraft durch Freude“) in der Bochumer Diskothek „Zwischenfall“. Am Ostersonntag dieses Jahres, wollte „[krankpop]“ nun wiederum im „Zwischenfall“ ein „Black Easter Festival“ stattfinden lassen. Dazu hatte die Gruppe eine der Größen des rechten Randes der Gothic-Szene eingeladen: Dernière Volonté aus Frankreich. Diese „Military-Pop“-Band hat in ihrer Vergangenheit das Zeichen einer SS-Division als Logo getragen, beschäftigt sich inhaltlich mit faschistisch-reaktionären Vordenkern, wie Pierre la Rochelle oder Corneliu Codreanu, und veröffentlicht ihre Platten auf dem rechten Label „HAURUCK!“.
Was passierte daraufhin?
Nach antifaschistischen Protesten sagte der „Zwischenfall“ das Konzert ab. Offiziell verkündete die Gruppe „[krankpop]“ die Absage, verlegte es aber nach Übach-Palenberg bei Aachen. Dort traten Dernière Volonté auch auf und erfreuten die Zuschauer, die neben traditionellem Grufti-Dress auch Uniformen trugen, mit einem „Fuck le Antifa“ und einer Cover-Version von „Der Blutharsch“. Zuvor hatte die Vorband Kammer 7 das „Ostpreußenlied“ intoniert.
Im Kern werfen Sie Dehnke also die Organisation rechter Konzerte vor?
Ja, genau. Vor allem, weil er um die Hintergründe und Zusammenhänge dieser Musik weiß. Im Dezember 2003 sagte er die Release-Party für „Ostara" nicht aus inhaltlichen Bedenken ab, sondern weil man „keinen Ärger mit der Antifa“ wolle. Diesmal verlegte er das Konzert. Von Einsicht kann also nicht die Rede sein. Schaut man sich die Playlists seiner Partys an, so stehen dort jede Menge rechte Acts der Darkwave-Szene, wie z.B. „Blood Axis“ („Blutachse“), „Der Blutharsch“, „Genocide Organ“ („Völkermords-Sprachrohr“) oder „Strength Through Joy“. Auf der gruppeneigenen Homepage sind darüber hinaus diverse rechte CDs positiv besprochen und Verlinkungen zu rechten Bands, Fanzines, Versänden und Labels zu finden.
Also kein musikalischer „Fehlgriff"?
Nein. Musik mit völkischem und militaristischen Inhalt, Bands mit faschistoider Ästhetik und Bühnenpräsens und auch Zusammenarbeit mit Gleichgesinnten sind seit Jahren feste Bestandteile von „[krankpop]“ als deren DJ und Sprecher Marcus Dehnke auftritt.
Nun sind aber nicht alle Darkwaver Sympathisanten rechter Ideologien...
Das stimmt und mit denen gibt’s auch keine Probleme - die Musik hören wir zum Teil ja auch. Dehnke aber gehört der wachsenden rechten Minderheit an. Und man kann durchaus sagen, daß dieser systematisch faschistische und reaktionäre Musikprojekte promotet und unterstützt und damit natürlich auch rechtsextreme Gesinnung transportiert. Traurig ist es auch zu sehen, daß viele Anhänger der Gruftiszene keine Berührungsängste mit rechtem Gedankengut an den Tag legen. Das ist aber eine Sache die Szeneintern geregelt werden sollte – als Außenstehender hat man da oft keine Chance.
Wie bereits erwähnt, ist Marcus Dehnke Fanprojektleiter bei Schalke 04. Zu seiner Arbeit gehört die vom Verein viel gepriesene antirassistische Fanarbeit? Wie passen Privatleben und Beruf von Dehnke zusammen?
Aus unserer Sicht gibt es zwei Modelle. Das Erste: Dehnke führt ein Doppelleben wie Jekyll und Hyde oder das Fanprojekt auf Schalke deckt seine rechten Freizeitaktivitäten - was wir bei der Satzung von Schalke einen Hammer fänden, da es in dieser heißt, daß Leute aus dem Verein fliegen, die sich nicht nur im Verein sondern auch in ihrer Freizeit faschistisch betätigen.
Welche Konsequenzen sollte der Verein nun ziehen?
Sich an seine eigene Satzung halten!
Interview: Markus Bernhardt