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Freitag,
11. Februar
Das Gebäude der ÖVP-dominierten
und die neue Regierung in höchsten Tönen lobenden Industriellenvereinigung
wurde am Vormittag von einigen AntifaschistInnen für kurze Zeit besetzt.
Genauere Informationen folgen, sobald wir mehr wissen. Eine inhaltliche
Erklärung der BesetzerInnen findet ihr im Anschluß:
Ab 19 Uhr demonstrierten etwa 1.000 Leute
gegen die Rechts-Rechtsextrem-Regierung - heute in den 20. Bezirk und zurück.
Nach 21 Uhr löste sich die Demonstration vor dem Parlament auf.
(tatblatt)
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11.2. Besetzung
des Gebäudes der Industriellenvereinigung - Demo am Abend
Um 11 Uhr vormittags besetzten
rund 10 Personen kurzzeitig das Gebäude der Industriellenvereinigung
am Schwarzenbergplatz in Wien. Sie schwenkten eine rote Fahne aus dem Fenster
und entrollten ein Transparent. Vor dem Gebäude befanden sich ca.
15 Personen und ca. ebensoviele PolizistInnen. Eine Rede wurde verlesen
und Flugzettel verteilt. Das Gebäude war ausgewählt worden, um
auf den Zusammenhang zwischen der Politik der neuen Regierung und der Politik
des Kapitals hinzuweisen (siehe Erklärung der BesetzerInnen). Die
AktivistInnen bedankten sich anschließend für die "Gastfreundschaft"
seitens der Industriellenvereinigung und zogen ab.
Um 19h fanden sich einige
tausend DemonstrantInnen am Ballhausplatz ein. Sie zogen durch den 2. und
den 20. Bezirk (unter anderem über den Wallensteinplatz). Die Demonstration
wurde erneut vor dem Parlament beendet.(gegen-schwarz-blau]
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Industriellenvereinigung
die Strategen des Sozialabbaus
Für 35 Milliarden
Umverteilung nach oben wird auch negative Presse gerne
in Kauf genommen…
Oberflächlich betrachtet
tritt eigentlich genau das ein was heutzutage
gefürchteter ist als
eine biblische Plage: der Standortnachteil...
# Österreich steht als
Nazi-Land da;
# Der Tourismus sieht sich
von Stornierungswellen bedroht;
# Um der internationalen
Öffentlichkeit den Unterschied zwischen rechten
Rüpeln und "richtigen
Nazis" zu erklären, müssen sauteure Inserate
geschalten werden.
Trotzdem ist die IV voll
des Lobes über die neue Regierung. Was veranlaßt
die Industriellenvereinigung
als zielorientierte und pragmatische
Kapitallobby zu diesem Agieren?
Die heftigen Reaktionen des Auslandes
können getrost als
"Anlaufverluste" gesehen werden. Immerhin sind schon
lange gestellte Forderungen
der Industriellenvereinigung fast wortwörtlich
ins Regierungsprogramm übernommen
worden:
# Mit der Senkung der Lohnnebenkosten
werden dem Kapital Geldgeschenke in
Milliardenhöhe gemacht.
#Die gewerkschaftliche Interessensvertretung
soll von der
kollektivvertraglichen Ebene
auf die betriebliche Ebene verlagert werden.
Die Gewerkschaften sollen
zu einer Föderation von
Belegschaftsklassensprechern
mutieren.
#Wie schon zu Zeiten des
Faschismus werden die Belange der
Arbeitsmarktpolitik in das
Wirtschaftsministerium integriert. Minister
Bartenstein will "das Klischee
überwinden, daß es einen Gegensatz zwischen
ArbeitnehmerInnen und Arbeitgeber
gibt". Die Volksgemeinschaft läßt
grüßen...
# Die Universitäten
werden "ermächtigt" Studiengebühren einzuheben.
#Die Krankenkassen werden
"ermächtigt" bis zu 20% Selbstbehalt bei
Arztbesuchen einzuheben
(=Krankensteuer).
# Mittels des Saisonniersmodells
sollen ausländische ArbeiterInnen als
rechtlose Manövriermasse
dafür sorgen, daß Billiglohnbranchen auch
weiterhin Billiglohnbranchen
bleiben.
# Durch die Verpflichtung
Langzeitarbeitsloser zu Arbeitsdiensten, sollen
diese gezwungen werden jeden
noch so miesen Job anzunehmen.
# ArbeiterInnen, die aufgrund
mieser Arbeitsbedingungen nicht die Kraft
haben 40 Jahre lang zu arbeiten,
werden mit Pensionseinbußen bis zu 20%
bestraft.
Einer Regierung die nichts
anderes ist als der geschäftsführende Ausschuß
der Industriellenvereinigung
werden neonazistische Äußerungen und
Rassismus gerne nachgesehen.
Wir leisten Widerstand gerade
weil wir die neue Regierung nach ihrem
Programm beurteilen.
Wir leisten Widerstand weil
der "soziale Friede" von all jenen
eingefordert wird, die seit
Jahren Klassenkampf von oben führen.
Wir leisten Widerstand gegen
die Industriellenvereinigung, weil wir
wissen: “Das Kapital schafft
an, wir zahlen (drauf)”
Erklärung der vorübergehenden
BesetzerInnen der Industriellenvereinigung
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+++
11/02 +++ Ausnahmsweise demo-infos nur aus zweiter hand: *kleine,
aber fein*--in den 20ten gings diesmal. Viel wichtiger: es gibt mittlerweile
offensichtlich eine art *organisationskomitee*, welches die demonstrationen
ab nun auf ihre fahnen heftet und meint, die massen lenken zu muessen.
Schlage deshalb massiven, zivilen ungehorsam gegen die demo-leithammel
sowie den bescheuerten (weil auch nicht nur vollkommen unnoetigen, sondern
auch fast schon faschistoid anmutenden) ordnerdienst vor: einfach daran
arbeiten, dass die demo nicht immer den leithammelwag geht! Eine dieser
*fuehrer/innen* meint tatsaechlich in einem, naechste woche erscheinenden
falter-interview, dass die demonstration einer straffen organisation bedarf
und will nicht glauben, dass die verbreitung der demo-info horizontal (netz,
mail, telephonketten) funktioniert. Belehren wir sie doch eines besseren!
+++ Ansonsten das bild der letzten tage: anhaltend heftig reaktionen aus
dem ausland, beschwichtigungsversuche der regierung (zb. sickl) (beta-ressistent)
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www.derstandard.at
11.2.2000 11:51 MEZ
"Danke für die Gastfreundschaft"
Regierungsgegner besetzen Industriellenvereinigung
Wien - Der Portier der Zentrale der österreichischen
Industriellenvereinigung war verwirrt: Obwohl er alle Eingänge der
Hauses am Wiener Schwarzenbergplatz im Blick hat, hisste ein Gruppe von
acht Demonstranten am Freitag um elf Uhr eine rote Fahne und ein Transparent
aus Fenstern im zweiten Stock des Hauses. Wenige Minuten später war
eine etwa 20-köpfige Demonstrantengruppe vor dem Haus und verlas Brandreden
gegen die neue Regierung. Gehört wurden die allerdings nur von den
Seitenfenstern des vorbeiflutenden Verkehrs. Die Industriellenvereinigung,
erläutere ein Manifestant, habe man ausgewählt, weil diese die
Politik der schwarz-blauen Koalition "schon seit langem" verfolge. Die
Besetzung, so der Sprecher der Gruppe, sei "ein weicher Protest": man plane
"nach spätestens einer Stunde" wieder zu gehen.
De facto war der Spuk allerdings schon nach einer Viertelstunde
wieder vorbei. Beim Eintreffen der Polizei verließen die Demonstranten
das Haus anstandslos, bedankten sich "für die Gastfreundschaft" und
versprachen, "dass sich unsere Wege wieder kreuzen werden." (rott)
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der standard
11.2.2000 18:46 MEZ
Großdemonstration in
Salzburg ohne Zwischenfälle
3.000 kamen zur Protestkundgebung
"Nein zu Schwarz-Blau" - FP-Vizebürgermeister: "Notorische Lichterlmarschierer"
Salzburg - Trotz Regens und
Kälte folgten heute, Freitag, Nachmittag 3.000 Menschen in der Stadt
Salzburg dem Aufruf zur Demonstration gegen die neue Regierung. Mehrere
Organisationen hatten unter dem Motto "Nein zu Schwarz-Blau" zur Protestveranstaltung
aufgerufen. Sternmärsche von verschiedenen Ausgangspunkten ausgehend
zogen ab 15.00 Uhr durch die Innenstadt und endeten am Residenzplatz, wo
die Großkundgebung schließlich abgehalten wurde. Zwischenfälle
gab es keine. Die Sternmärsche wurden nach folgenden Gruppierungen
abgehalten: Soziales (Ausgangspunkt: Zentrum im Berg), Kultur (ARGE Kulturgelände),
Jugend/Frauen (Arbeiterkammer), Gewerkschaft Papier/Druck (Brunauerzentrum).
"Wir sagen NEIN: Zu einer
Regierung von ÖVP und FPÖ, Zum Angriff auf die Rechte der ArbeitnehmerInnen,
Zum schwarz-blauen Belastungspaket gegen die Mehrheit der Bevölkerung,
Zur Amerikanisierung des Sozial- und Gesundheitswesens sowie Zu NATO-Beitritt
und Aufgabe der Neutralität. Wir FORDERN: Soziale Sicherheit und Entlastung
sozial Schwacher, Ein unabhängiges Frauen-, Justiz- und Umweltministerium,
Die Einhaltung demokratischer Grundfreiheiten für Medien, Kunst und
Kultur", hieß es im Aufruf zur Demonstration. "Österreich ist
schwarz und blau, der Bürger ist die arme Sau", stand auf einem der
zahlreichen Transparente zu lesen.
"Österreich ist anders!"
Unter den zahlreichen Demonstranten,
die sich aus allen Schichten der Bevölkerung zusammensetzten, befanden
sich auch Landesrätin Gabi Burgstaller, AK-Präsident Alex Böhm,
Stadtrat Johann Padutsch, AMS-Chef Erwin Buchinger sowie hochrangige Gewerkschaftsmitglieder
und Kulturschaffende. Als Zaungast hatte sich unter anderem auch der freiheitliche
Landtagsabgeordnete Helmut Naderer eingefunden.
"Diese Regierung haben wir
nicht gewählt. Wir wollen bewusst machen, dass Österreich nicht
diese Regierung ist. Österreich ist anders!" Mit diesem Ruf wandte
sich Barbara Wicha, Politikwissenschafterin und langjährige Konsulin
in Berlin, an die rund 3.000 Kundgebungsteilnehmer. Für sich selbst
hat die einst fest in der ÖVP verankerte Universitätsprofessorin
bereits die Konsequenzen gezogen: Nach immerhin 35-jähriger Zugehörigkeit
ist Wicha vor einigen Tagen aus der Volkspartei ausgetreten.
"zum T'renzn"
"Wir stehen vor einem Scherbenhaufen",
so die Rednerin weiter. Wegen der Nichtaufarbeitung der 30er Jahre; der
Nichtaufarbeitung der eigenen SS-Zeit; und als Folge der Angst, "die sicher
in der Bevölkerung vorhanden ist und von einem Demagogen und Rechtspopulisten
schamlos ausgenutzt wird". Es gehe aber auch "um die 20 Prozent, die der
Wahl ferngeblieben sind", meinte Wicha, die in ihrer Rede unter anderem
auf die Vorgangsweise des Bundespräsidenten einging: Indem dieser
die Regierung angelobt habe, "hat er 52 Abgeordneten der ÖVP das Denken
abgesprochen". Die VP-Abgeordneten hätten "vielleicht doch eine Minderheitsregierung
unterstützt".
Einer der prominentesten
Protest-Redner war Hubert von Goisern. Der populärste Vertreter der
Neuen Volksmusik fand die politische Situation "zum T'renzn". Das Tränen
vergießen bezog er aber auch auf den mit der FPÖ auf absolutem
Kriegsfuß stehenden Festspiel-Intendanten Gerard Mortier. Dieser
unterscheide sich nicht sehr von Jörg Haider, wenn er, Mortier, in
einem deutschen Zeitungsinterview feststelle, die "Blauen" würden
statt der Moderne Regionalkulturelles wie Jodelveranstaltungen fördern.
"Mortier grenzt Leute aus, die Geranien vor den Fenstern haben und eben
gerne jodeln", konstatierte der "Goiserer" hochkultur-kritisch. Zugleich
war er beliebte "Alpinkatzen-Chef" vom Bildungsstand und der damit verknüpften
politischen Intelligenz der Österreicher unzufrieden: "Wenn 40 Prozent
nicht wissen, wohin die Donau fließt, wie sollen sie dann wissen,
wohin eine Regierung mit Haider führt."
FP-Vizebürgermeister:
"Notorische Lichterlmarschierer"
Als "Volksfrontspektakel"
bezeichnete der freiheitliche Vizebürgermeister Siegfried Mitterdorfer,
der im august mit seiner Kampagne gegen mehrsprachige Badeverbotstafeln
für Aufregung gesorgt hatte, die "Anti-Regierungsdemonstration", die
"demokratiepolitisch fragwürdig" sei. Auch in Salzburg falle es der
linken Szene schwer, demokratiepolitische Entscheidungen zur Kenntnis zu
nehmen.
Die gegen die neue Regierung
gerichteten Veranstaltungen würden von einer Koalition aus "notorischen
Lichterlmarschierern, Politikkommissaren diverser linker Organisationen,
Hardcore-Linksradikalen und politisierenden Kunst- und Kulturaktivisten
getragen", so Mitterdorfer. Entsetzt zeigte sich der FP-Vizebürgermeister
auch darüber, dass an dem "linken Klassentreffen" auch Journalisten
teilnehmen, "weil das ein bezeichnendes Licht auf deren Objektivität
werfe".
Am Abend begann im vollen
Stadtkino die Veranstaltung "Auch wir sind Österreich" statt. Teilnehmer
waren unter anderem Kulturlandesrat Othmar Raus (SP), der grüne EU-Parlamentarier
Johannes Voggenhuber, Barbara Wicha, Landestheaterintendant Lutz Hochstraate
sowie aus dem Kulturbereich Karl Markus Gauß, Hubert von Goisern,
Beda Percht, Lisa Hinterreithner, Scheiblingseder, Hubert Lepka, Peter
Haas, Editta braun & Thierry Zaboitzeff, Hog Wash, Silke Theiner, Markus
Hinterhäuser, Barbara Wally und Thomas Friedmann. (APA)
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Pressemitteilung
Graz, 12.2.2000
Der Protest gegen Blau - Schwarz geht weiter
3.000 bei der Demonstration in Graz
Für den gestrigen Tag hatte das Personenkomitee "Mayday 2000" erneut
zu einer Demonstration gegen die blau - schwarze Regierung aufgerufen.
Rund 3.000 Menschen waren gekommen, um lautstark gegen diese Regierung
zu demonstrieren. Mit Sprechchören wie "Widerstand" und "Diese Regierung
- Wollen wir nicht!" bewegte sich der eindrucksvolle Zug vom Hauptbahnhof
zur FPÖ - Zentrale am Griesplatz, um dann zum Hauptplatz weiterzumarschieren.
Die Demonstration verlief friedlich und die DemonstrantInnen ließen
sich auch durch Beschimpfungen und Provokationen von einigen FPÖ -
AnhängerInnen nicht aus der Ruhe bringen.
Diese Demonstration war ein deutliches Zeichen dafür, dass der
Protest weitergehen wird. "MayDay 2000" ruft dazu auf weiterhin entschlossenen
Widerstand gegen diese Regierung zu leisten. Solange diese Regierung im
Amt ist, wollen wir jede Woche auf die Straße gehen. (Treffpunkt:
jeweils Freitag, 15 Uhr, Grazer Hauptplatz) Zusätzlich wird es jeden
Dienstag (ab 16 Uhr) Infostände vor dem Landhaus in der Herrengasse
geben, um interessierte GrazerInnen über die Politik der neuen Regierung
informieren zu können.
"MayDay 2000" wird sich auch an der Mobilisierung für die bundesweite
Demonstration am 19. Februar in Wien beteiligen.
http://www.kleinezeitung.at
kleine zeitung
Graz, Samstag 12. Februar 2000
Der Widerstand lebt auf
Die im Demonstrieren ungeübten Österreicher
formieren sich zu koordinierten Widerständlern. Transparente und Megaphone
liegen bereit.
Von vielen wird die derzeitige politische Situation als
die schwierigste in der Geschichte der Zweiten Republik gesehen. Und so
formiert sich langsam, aber bestimmt immer massiverer Widerstand. In Ausmaßen,
die für Österreich eher ungewöhnlich sind. Zehntausende
Menschen werden am 19. Februar zur Großkundgebung der "Demokratischen
Offensive" in Wien erwartet. In Graz traf man sich am Freitag zum Protestmarsch.
Bereits am späten Mittag sammelten sich auf dem Europaplatz all jene,
die an dem vom Personenkomitee "MayDay 2000 Graz" veranstalteten Protestzug
teilnahmen. Mit rund 2000 Demonstranten rechnete die Polizei, dementsprechend
umfangreiche Absperrungen wurden verfügt, damit die Demonstranten
den Hauptplatz erreichen konnten. Kundgebungen dieser Größenordnung
gab es in der Landeshauptstadt zuletzt 1996, als sich die Studenten gegen
das von der Regierung verordnete Sparparket auflehnten. Die Auflehnung
regt sich auch in Schulen. Unter Lehrern kursieren Flugblätter der
Fraktion Sozialistischer Gewerkschafter, deren Formulierungen den Revolutionsgeist
der Verfasser spüren lassen und jenen der Empfänger wecken sollen.
Die Genossen mögen mitteilen, wie viele Kollegen "innerhalb kürzester
Zeit zu Demonstrationen kommen können und welche Mittel (Transparente,
Fahnen, Megaphone) zur Verfügung" stehen. Offenbar für den Aufbau
eines eigenen Informationsnetzes ist es notwendig, dass Ansprechpartner
"ständig, auch abends und am Wochenende, erreichbar sind". Aufrufe,
sich lautstark gegen die Regierung zu äußern, ergehen auch an
Schüler, was von Eltern und Direktoren meist mit Unbehagen aufgenommen
wird. Protestwillige Schüler lassen sich aber auch von Erinnerungen
an das Schulunterrichtsgesetz aufhalten, das "Abwesenheit wegen Demo" als
"eigenmächtiges Fernbleiben vom Unterricht" und damit als unentschuldigt
wertet. Spektakulär wegen ihrer Seltenheit nehmen sich auch Besetzungen
öffentlicher Gebäude aus, wie jene des Sozialministeriums am
4. Februar. Gestern war die Industriellenvereinigung in Wien dran - für
die Aktivisten ein Erfolg. Auch wenn man sah, dass es sich dabei um einen
zwar ungebetenen, aber harmlosen 20-minütigen Besuch samt Flugblattüberreichung
handelte.
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Der 11. Februar
wurde trotz allem zu einem lokalen Höhepunkt des antifaschistischen
Widerstandes: Nach anfänglichen Mißverständnissen (ziemlich
viele hatten sich am falschen Treffpunkt eingefunden) zogen über 3000
Menschen durch die Innenstadt und machten ihrer Wut und ihrem Zorn vor
der FPÖ-Zentrale Luft. In einigen Straßen kamen die AnwohnerInnen
auf den Gehsteig und klatschten, andere lehnten sich mit dem Siegeszeichen
und beifälligen Zurufen aus dem Fenster. Auf sog. Ausschreitungen
seitens der DemonstrantInnen wartete das bestens ausgerüstete MEK
im Hof der Freiheitlichen freilich vergeblich, und auch einige rechte Provokateure
brüllten die von den Medien erwartete Eskalation nicht herbei. Ein
paar Eier trafen zur Freude der Kundgebung unter der lautstarken Aufforderung
"Haut ab!" ihr Ziel. Erst nach Stunden, nach denen viele keine Stimme mehr
für Sprechchöre hatten, erreichte die Demo den Hauptplatz, wo
die Schlußkundgebung stattfand. Aber: Die Proteste werden andauern,
und zwar, wie ein Aktivist von MayDay ankündigte, solange, "bis diese
Regierung fällt!" (aus dem tatblat)
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Presse: Tschechien reduziert
offizielle Beziehungen zu Österreich
Zeman schließt bilaterale Kontakte
auf höchster Ebene aus
Prag - Die tschechische Regierung
wird die offiziellen Beziehungen zu Österreich wegen der Regierungsbeteiligung
der FPÖ reduzieren. Das berichteten Tageszeitungen in Prag am Samstag
unter Berufung auf Ministerpräsident Milos Zeman. Der Sozialdemokrat
habe am Freitag bilaterale Kontakte auf der höchsten Ebene vorläufig
ausgeschlossen. Damit schließe sich Prag faktisch den Sanktionen
der 14 EU-Staaten gegen Österreich an, folgerte die Prager linksgerichtete
Tageszeitung "Pravo".
Tschechien wolle Österreich
nicht isolieren, und es werde weiter "technische Kontakte" zwischen beiden
Ländern geben, wurde Zeman am Samstag zitiert. Völlig ausgeschlossen
seien jedoch Begegnungen einzelner Minister mit Mitgliedern der neuen Regierung
in Wien, "besonders mit Ministern der Haider-Partei FPÖ", unterstrich
der Regierungschef. Den Berichten zufolge hat Zeman dem SPÖ-Vorsitzenden
Altbundeskanzler Viktor Klima in einem Brief versichert, "dass die Prager
Regierung Österreich nicht mit Jörg Haider gleichsetzt". Zemans
Ankündigung sei eine Reaktion auf einige umstrittene Standpunkte von
Haider, betonte "Pravo". (APA/dpa) 12.2.2000 15:18
MEZ
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Eklat bei EU-Ministertreffen
mit FPÖ-Beteiligung in Lissabon
Lissabon (dpa) - Belgien und Frankreich gehen auf internationaler
Ebene demonstrativ auf Distanz zu Österreich. Bei einem informellen
EU-Ministertreffen in Lissabon verließen die Arbeitsministerinnen
Belgiens und Frankreichs, Onkelinx und Aubry, gestern sofort den Raum,
als ihre österreichische Kollegin Sickl das Wort ergriff. Sickl gehört
der Freiheitlichen Partei (FPÖ) des Rechtspopulisten Haider an.
(yahoo.online)
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