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1ST TRACK

     
     

    Schwarzbraun ist die Haselnuß: Neurechte in der Dark-Wave-Szene
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     Daß die Neue Rechte im Zuge ihres Kulturkampfes auf die Idee kam, gerade die Dark Wave Szene zu unterwandern, ist kein Zufall. Die ‘Codes’, die sich in jeder Subkultur herausbilden, bieten im Fall der ‘Düsteren’ vielfache Anknüpfungspunkte:  Rückgriff auf Romantik und idealisiertes Mittelalter, Runensymbolik (unter Ausblendung ihrer Bedeutung im deutschen Faschismus), Uniformfetischismus, Neigung zu Esoterik und Irrationalismus, elitärer Gestus etc.. Damit ist nicht gesagt, daß all diese Merkmale auf die gesamte Szene zutreffen und diese ohnehin präfaschistischen Charakter hat. Dennoch ist ein Style, der mit diesen Elementen mal mehr, mal weniger durchsetzt ist, interessant für rechte StrategInnen, die versuchen, eine eher ‘unpolitische’ Jugendkultur in ihrem Sinne zu politisieren. Neben dem Östereicher Jürgen Hatzenbichler, der sich in ‘Nation Europa’ über dieses Thema ausließ, formulierte Bubik dies mit als erster als eine Strategie (Junge Freiheit 10/93). Der selbst aus der Szene Kommende schreibt in diesem Zusammenhang: „Deutschland ist das Zentrum einer Musikkultur geworden, die ihre Wurzeln im antimodernistischen Gestus der ‘Gothik’-Szene besitzt. Romantisierendes Pathos und archaische Gewalt, klassisch orientierte Melodik und brachialer Industrial sind die Pole dieser Musik“. Und weiter: „Wenn das Mystische und Irrationale, der Wunsch nach anti-aufklärerischer Innenschau und gelebter Transzendenz ihre Stimme in der Jugendkultur finden, ,ist der ästhetische Konsens des Westens durchbrochen“ (Junge Freiheit 4/96). Wenn dies gelänge, hätte die Rechte tatsächlich ein bedeutendes Stück kulturelle Hegemonie erlangt, dann könnten nämlich ganz im Sinne der alten ‘Konservativen Revolution’ irrationale Konzepte wie das ‘Leben’ (als mystische Kategorie für soziale Zusammenhänge) , das ‘Ursprüngliche’ etc. gegen die verhaßten Feinde - Aufklärung, Moderne, Liberalismus, Sozialismus - in Anschlag gebracht werden. Begriffe wie ‘das Leben’ etc. bleiben dabei bewußt unbestimmt, sie fungieren als Symbole im Dienste eines neuen Mystizismus, der der ‘Entzauberung der Welt’, als die Max Weber den Prozeß der Moderne beschrieben hat, entgegengesetzt werden soll. Bei genauerem Hinsehen verbergen sich hinter diesen zunächst schwammigen Konzepten freilich handfeste politische Vorstellungen: Die gepriesene ‘natürliche Ordnung’ entpuppt sich als chauvinistischer völkischer Nationalismus in Verbindung mit dem Herrschaftsanspruch der selbsternannten rechten Elite. Zwei Jahre, nachdem die Taktik von Bubik ausgegeben war zeigten sich erste Erfolge: Peter Boßdorf ein rechter Multifunktionär - war/ist verbunden mit NPD,  REP, Gesamtdeutscher Studentenverband, , Witikobund, Thule Seminar - seit 1991 Mitarbeiter der JF, wird zum ständigen Mitarbeiter beim ‘Zillo’, dem größten Medium der schwarzen Szene.
    Er schreibt dort Plattenbesprechungen, eine Tätigkeit, die er vorher bereits im JF-Kulturteil geübt hatte. Die JF berichtete - sozusagen im Gegenzug - ganzseitig über die Zillo Preisverleihung im Januar 1996 und schaltete in der Februarausgabe des Zillo eine Anzeige, in der mit dem Slogan ‘romantisch, anders, frei’ und einem Interview mit Klumbs Band ‘Forthcoming Fire’ geworben wird. Der damalige Herausgeber des Zillo Rainer ‘Easy’ Ettler reagierte auf die darauf folgende Kritik mit einer halbherzigen Distanzierung von der JF-Anzeige, bei der er in bekannter totalitarismustheoretischer Manier rechts und links gleichsetzte. Er sah ebenfalls keine Notwendigkeit sich von Boßdorf zu distanzieren, da dieser schließlich nicht Störkraft (rechtsextreme Skinband) o.ä. rezensiert habe. In früheren Ausgaben des Zillo fanden sich außerdem Mitteilungen über Veröffentlichungen des VAWS-Labels, obwohl Ettler von AntifaschistInnen bereits vorher über die Bedeutung von VAWS informiert worden war. Erst nach dem Tod Ettlers hat sich das Zillo gegen die rechten Vereinnahmungsversuche zur Wehr gesetzt, indem Boßdorf rausgeworfen wurde. Dennoch wird Mitte 98 Klumbs Band Weissglut darin per Artikel beworben. Die offene Flanke der Szene zum Rechtsextremismus bleibt weiter umkämpft. Mittlerweile beginnt sich nämlich auch innerhalb der Szene Widerstand gegen die Vereinnahmung durch die rechtsextremen ‘KulturkämpferInnen’ zu formieren, so haben schon etliche Bands ihre Teilnahme an Festivals abgesagt, an denen auch rechte Bands teilnehmen sollten und die daher in der rechten Szene beworben wurden. Und vor allem sei  auf die DJ-Initiativen ‘Grufties gegen Rechts’ aus Bremen und Berlin die die Broschüre „die Geister, die ich rief ...“ hingewiesen, in der sie ihre Szene dazu auffordern, keine rechten Bands mehr aufzulegen und eindeutig Stellung zu beziehen, statt nur Wischiwaschi à la wir sind ‘unpolitisch’ von sich zu geben.
    Die Verbindungen zwischen der Dark-Wave-Szene und dem Rechtsextremismus - die u.a. mit den Namen Kadmon/Allerseelen, Death In June, Strength through Joy, Type-O-Negative, Boyd Rice oder SIGILL (rechtes Fanzine mit ideologischem Bezug auf die ‘Konservative Revolution’) verbunden sind - kann hier nicht im Detail eingegangen werden. Das folgende Beispiel hat allerdings nicht nur eine besondere lokale Bedeutung im Raum Mainz, sondern auch exemplarischen Charakter.

    Schlechte Musik und rechte Propaganda: Der ‘Erleuchtete’ Josef Klumb
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     Der aus Bingen stammende Josef Klumb ist eine der zentralen Figuren der rechtsextremen Fraktion der Dark-Wave-Szene. Auf dieser Schiene ist ihm endlich gelungen, was er musikalisch wohl nie geschafft hätte, nämlich einen gewissen Bekanntheitsgrad zu erlangen, der seinem gnadenlos selbstüberschätzten Ego schmeichelt. Zu gerne stylt er sich selbst zum charismatischen Rock-Macho der sich von ‘der Masse’ abhebt, wenn nicht gar zu einem Erleuchteten, der auf esoterischen Wegen erkannt hat, ‘was die Welt im Innersten zusammenhält’ - nämlich ‘zionistische Machenschaften’ und ähnlich abstruse Verschwörungstheorien. Was seine musikalischen Qualitäten anlangt, sei eine Aussteigerin der JF zitiert, die zuvor zu den Wave-Interessierten um Bubik gehörte: „Aber es gibt natürlich Grufti-Bands, die sich im Klaren sind, was sie da tun, die das billigend in Kauf nehmen. Forthcoming Fire zum Beispiel - die werden ja jetzt ständig in der Jungen Freiheit hochgejubelt, auch weil sie musikalisch so schlecht sind, daß sie sonst nichts haben“ (taz 8./9. 6. 1996). Begonnen hatte Klumbs ‘Musiker-Karriere’ Mitte der 80er mit den Bands ‘Aus 98’ und ‘Circle Of Sig Tiu’ in der Punk Szene im Raum Bingen. Anfang der 90er wurde schließlich die Gruft-Band ‘Forthcoming Fire’ gegründet und durch die JF-Zillo-Connection bekannt und Klumb begann in Dark-Wave-Fanzines seine faschistoiden Positionen zu verbreiten. So behauptete er in bekannter Nazimanier Rudolf Hess sei im Knast ermordet worden, oder er gibt beispielsweise die ‘Illuminaten-Theorie’ zum besten, die sich in Esoterik-Kreisen großer Beliebtheit erfreut. Er behauptet, daß die ‘Illuminaten’ - die konkret als „UNO, NATO, Weltbank, Zionismus,  (...) einige unserer Volksvertreter, Hochfinanz und Wirtschaft“ identifiziert werden - die „Leuchtkraft des wirklichen Wissens“ verdunkeln wollen, um nach der Macht zu greifen. Dem setzt der wackere Recke seine Utopie entgegen: Ein „geistig-sozial und irgendwo politisches Heliopolis wie es Ernst Jünger vertritt“. Bezüglich des zweiten Albums von Forthcoming Fire mit dem Titel „Illumination?“ gibt Klumb zum Besten: „Das Album geht inhaltlich auf die Thematik von Logen, Freimaurern und Geheimgesellschaften ein. Diese Bünde prägen das Leben in Ost und West, Mitteleuropa und Amerika. (...) Diese Politik prägt seit mehr als 200 Jahren ganz konkret das Weltgeschehen. Alles was geschieht (...), dient einer bestimmten Planerfüllung“. Die Parallele zu altbekannten Verschwörungstheorien aus der Naziszene ist überdeutlich. Das Bild wird dadurch abgerundet, daß Klumb sich ausdrücklich auf seinen Freund Jan Udo Holey beruft, der unter dem Pseudonym Jan van Helsing (der Vampirjäger aus Stokers Dracula) das mehrbändige Machwerk ‘Geheimgesellschaften’ veröffentlicht hat, das bis zu seinem Verbot wegen antisemitischer Inhalte ein Verkaufsschlager in der Esoterik-Gemeinde war. Das ‘Werk’ wurde u.a. auch über VAWS vertrieben und auf Konzertplakaten von Forthcoming Fire beworben. Wen die Erleuchtung derart überkam wie den Herrn Klumb aus B., der gibt sich aber nicht mit dem Schreiben von Songtexten und dem Geben von Interviews zufrieden, nein: Gedichtbände müssen her um die Kunde zu verbreiten. Deren zwei hat er mittlerweile veröffentlicht, zuletzt erschien „Neue Lieder an die Nacht“ 1997 im Angela Hackbarth Verlag. Seinen kreativen Umgang mit Sprache und die inhaltlichen Qualität seiner Ergüsse soll hier allerdings ein Ausschnitt aus einem Brief an das Binger JUZ belegen, den er als Reaktion auf sein Hausverbot formulierte: „Was ich hier offenbare tue ich mit Verlaub meiner Kampfgenossen und BRÜDER. IHR wisst mitunter nichts damit anzufangen, aber ich weis sehr wohl wie gut ihr daran tut, trotz eventueller Unverständnis mich niemals in eine SITUATION zu NÖTIGEN in welcher ich mich gezwungen sehe ZEICHEN SETZEN ZU MÜSSEN. ICH befinde mich in einem HEILIGEN KRIEG, UND WER ZWISCHEN DIE FRONTEN GERÄT indem er aus unverständnis mir zu nahe kommt oder meinem Umfeld beschwört sich eine GEWALT herauf die ich nicht zu verantworten habe, und die sich entlädt ohne Spuren zu hinterlassen“ (Fehler im Original). Daß das mit der Gewalt nicht nur daher gesagt ist, zeigte sich auf einer Veranstaltung zum Thema ‘Dark-Wave und Neue Rechte ‘ im Sommer 1997 an der Uni Mainz, wo Klumb mit seinem Bruder Bernhard, Ellen Kositza und Claus-Michael Wolfschlag von der Jungen Freiheit und einigen weiteren Kameraden auftauchte und eine Schlägerei anzettelte, die mittlerweile in die Mythen der Rechten eingegangen ist und ständig dafür herhalten muß, wie die armen Rechten von der unbarmherzigen Antifa verfolgt werden. Wie notwendig es allerdings ist, Veranstaltungen vor dem rechten Gesocks zu schützen, zeigt beispielsweise das ‘Kopfgeld’ von 250,- DM das der VAWS-Verlag mittlerweile auf ein Bild von Alfred Schobert, dem Referenten eben jener Veranstaltung ausgesetzt hat. Die Verbindungen von Klumb und dem VAWS sind vielfältig. Dieser Verlag, der eher der traditionellen extremen Rechten zugeordnet werden kann, ist personell u.a. mit verurteilten Naziterroristen, wie dem durch seinen Auftritt bei der Bundeswehr bekanntgewordenen Manfred Roeder, verknüpft. Klumb hat das Vorwort zu einem von VAWS-Chef Symanek herausgegebenen Sammelband geschrieben, das den Titel trägt ‘Deutschland muß vernichtet werden’ und belegen soll, wie Deutschland durch die Alliierten vernichtet werden soll(te). Klumb hat ebenfalls eine bedeutende Rolle beim Engagement des VAWS im Dark-Wave Bereich gespielt. Auf die Verbindungen von Klumb, JF, VAWS und Zillo per Anzeigen und Interviews wurde bereits hingewiesen. Weiterhin hat Klumb für VAWS an der Zusammenstellung einer Dark-Wave-Compilation zu Ehren Leni Riefenstahls mitgewirkt, auf der das gesamte Spektrum der rechten Wave-Szene vertreten ist und mit der sich VAWS erstmals als Platten-Label betätigte.
    Mittlerweile ist bei VAWS noch eine weitere Compilation zu Ehren eines Nazikünstlers erschienen, diesmal wurde der Bildhauer Josef Thorak ausgewählt. Auf der 97er Buchmesse in Frankfurt war der VAWS - der vermutlich auch unter dem TarnnahmenIntermedia 2000 agiert - ebenfalls anwesend. Am Stand verteilte Klumb eine Sonderausgabe der ‘Unabhängigen Nachrichten’ die gegen die Wehrmachtsausstellung gerichtet war und Flyer für die ‘Herbstnächte auf Schloß Neuenburg’, wo er mit seiner Zweitband Weissglut auftrat, in der ebenfalls sein Bruder Bernhard mitmusiziert. Diese Band flog nach einer Veranstaltung über die rechte Wave-Szene im Wiesbadener Schlachthof aus ihrem dortigen Proberaum, da das BetreiberInnen-Kollektiv nun über den Hintergrund der Band informiert war. Empört über soviel Ungerechtigkeit die ihr ständig widerfährt nannte die Band ihre nächste (Doppel)CD ‘Verurteilt, gerichtet und lebendig verbrannt’. Diese Scheibe erschien übrigens bei Novatekk / Euromedia einem Label für das Klumb bereits die Samplerreihe ‘Godfathers of German Gothic’ zusammengestellt hatte. Sehr interessant ist das Booklet von Teil III dieser Reihe, das Klumb wie er schreibt mit den Bildern von Frauen geschmückt hat „denen ich mich auf die eine oder andere Weise verbunden fühle“. Und siehe da, auf einem Bild blickt uns eine ‘Ellen aus Offenbach’ entgegen, unverkennbar als Ellen Kositza. Kürzlich ist bei Novatekk - die auch die Forthcoming Fire CD ‘Je suis’ herausgebracht haben - eine weitere Samplerreihe mit dem Titel ‘Wellenreiter in Schwarz - a collection of german electro- wave- & gothic underground musik’ erschienen. Auf mindestens zwei der drei erschienenen Doppel-CDs finden sich neben völlig unbedenklichen bis progressiven Bands wiederum bekannte rechtslastige  Projekte: gleich mehrfach vertreten sind Weissglut und Umbra et Imago neben Forthcoming Fire und dem mittlerweile scheinbar unvermeidlichen Joachim Witt. Letzterer durch seine Neuveröffentlichungen einschlägig bekannt, gibt übrigens bezüglich der Riefenstahlbilder im Rammsteinvideo zum Besten: „Die Engländer haben immer was zu sagen. Es gibt sicher mehr Faschisten in England als in Deutschland, aber das soll keine Entschuldigung sein. Die Engländer sollen lieber mal das Maul halten. Die Art und Weise, wie sie mit deutscher Musik umgehen, das ist arrogantes Inselverhalten ...“. Demnächst fällt ihm wohl noch ein, der Holocaust sei eine Erfindung der ‘arroganten Engländer’ gewesen. Auch noch ein kurzes Wort zu Umbra et Imago und ihrem Aushängeschild ‘Mozart’. Dieser ist ebenfalls in Klumbs Fotosammlung für den ‘German Gothic’ Sampler Teil III präsent und führte in einer älteren Zilloausgabe noch unter der Gesprächsleitung von Boßdorf ein Gespräch mit Klumb. „Hier erzählten sich die beiden in deutsch-romantischem Ambiente und im Beisein Ettlers allerlei dummes Zeug aus dem alten Ideologiearsenal von der besonderen deutschen Mission“ (JW 2.1.97). Letzteres ist beispielsweise auch im Intro der Umbra et Imago Platte ‘Machina Mundi’ zu ‘genießen’, wo von einem „Geist der Revolution“ die Rede ist, der „von deutschem Boden“  kommt (einem „Land, das von der Geschichte geschunden wurde“) und „nie wieder von dort ausgehen sollte“, um sich „in anderen Kontinenten“ auszubreiten. Diese Bildersprache ist wohl eindeutig.

    Zurück zu Weissglut, bei denen es kurzzeitig so aussah, als würde Klumb doch noch den Sprung zum populären Star schaffen. Denn die Band bekam einen Plattenvertrag bei dem Major-Label Sony (Epic). Darüber wurde zunächst in der Jungle World und danach im Spiegel berichtet. Das Hamburger Blatt - das trotz der antisemitischen Ausfälle Augsteins ja immer noch zu den bedeutendsten Blättern in der BRD gehört - berief sich in seinem Artikel auf Alfred Schobert vom Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung der Klumb berechtigterweise, trotz der gebotenen Vorsicht mit diesem Begriff, als Nazi bezeichnet. Daraufhin erstattete Klumb Anzeige wegen Verleumdung und wollte mit einer einstweiligen Verfügung den Spiegel zu einer Gegendarstellung zwingen. Aus beidem wurde vorerst nichts, da er den Antrag zurückzog, nachdem er vor Gericht die vom Spiegel vorgelegten Dokumente gesehen hatte. In einer Presseerklärung gab Schobert daraufhin seiner Hoffnung Ausdruck, daß die Dokumente vielleicht doch noch einem Gericht und der Öffentlichkeit zugänglich werden, wenn die Verfahren wegen Verleumdung nicht einstellt. Derweil wird zwar die Weissglut-Platte ‘Etwas kommt in deine Welt’ von Sony/Epic weitervertrieben, aber die Band hat Klumb rausgeworfen, wie der Jungle World 5/99 zu entnehmen ist. Epic Chef Jörg Hacker begrüßte das zwar, hatte aber zuvor auf Kritik lediglich mit Ignoranz reagiert und plant im Herbst eine Neuveröffentlichung mit der Platte. Vorerst ungeklärt bleibt die Rolle von Brüderchen Bernhard Klumb, der sich zwar mehrfach von ‘Rechtsextremismus’ distanziert hat, aber andererseits die gesamte Geschichte von ‘Forthcoming Fire’ und ‘Weissglut’ mitgestaltet hat und nicht zuletzt bei der rechtsextremen Provokateurgruppe auf der Uni Mainz dabei war. Vor diesem Hintergrund ist seine ‘Distanzierung’ wenig glaubhaft. Bleibt zu hoffen, daß Josef Klumb, der Übrigens auch unter den Namen - Jay Kay; JK, Josef Maria K und Thomas auf dem Berge - verkehrt, nach diesem Debakel endlich in der Versenkung verschwindet.
    Ein kurzer Epilog: Als die obigen Zeilen schon getippt waren, erschien in der JF (7/99) das zweite Interview mit Klumb, geführt von seiner guten Bekannten Ellen Kositza. Dankenswerter Weise dürfte dieses Interview dazu beitragen auch die letzten Zweifel daran ausräumen, was von Klumb zu halten ist. So zerstört dieses Interview zum einen den Mythos, das erste JF-Interview habe er in einer schwierigen persönlichen Situation gegeben, quasi ohne so recht zu wissen, was er tat und v.a. ohne die rechtsextremen Inhalte der JF zu billigen. Dies hatte Klumb nämlich vor seinem Rausschmiß bei Sony in diversen Interviews mit Musikzeitschriften behauptet, um seine Karriere zu retten. Zum anderen ist interessant zu lesen, was ein Nazi wie Klumb von Rammstein, Witt und den Onkelz hält, die ja in vielen Debatten abgetan werden mit Begründungen wie ‘das is doch net so gemeint’, ‘die machen Musik und keine Politik’ etc.. Klumb: „Gruppen wie Rammstein geben eben jetzt den Ton an und das ist nicht mehr die Sprache der 68er ... Rammstein, Witt oder auch die Böhsen Onkelz, um einmal die ganze Spannbreite des Ungebeugtseins in ihrer Verschiedenheit, sind eines zeitgenössische Revolution. Eine Konterrevolution ...“. Deutliche Worte, nur ein wenig albern, gerade diejenigen als ‘ungebeugt’ zu bezeichnen, die gerade den gesellschaftliche Mainstream bedienen, der in den Debatten um Staatsbügerschaft, ‘innere Sicherheit’ u.a. zum Ausdruck kommt. Und schließlich geht Klumb so ganz am Rande auf das neuste Modethema der rechten ‘Kulturrevolutionäre’ ein, die Wendehälse der 68er Bewegung. Nach dem Bekenntnis, zum eigenen musikalischen Kampf gegen die angeblich vorherrschenden Ideen der 68er, wird Horst Mahler in Schutz genommen, dessen Antisemitismus nur die Unterstellung eines „extremen Klüngels“ sei.
     

    Riefenstahl
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    ist die Patin faschistischer Ästhetik. Für den von ihr bewunderten Adolf Hitler hat sie die propagandistischen Filme ‘Sieg des Glaubens’ und ‘Triumph des Willens’ über die NSDAP-Parteitage 1933 und -34 gedreht. Einen weiteren Beitrag zur Glorifizierung des Nationalsozialismus hat sie mit ihren Dokumentarfilmen über die Olympischen Spiele 1936 in Berlin ‘Fest der Schönheit’ und ‘Fest der Völker’ geliefert, in denen der mehrfache Goldmedalliengewinner Jesse Owen auf Grund seiner Hautfarbe nicht zu sehen ist, wärend die ‘gestählten Männerkörper’ der ‘arischen Volksgenossen’  apologetisch ästhetisiert abgefeiert werden. Daß diese Filme mittlerweile zu den Klassikern der extremen Rechten gehören, ist nicht weiter verwunderlich, ebensowenig, daß die Naziregisseurin von der JF gefeiert wird und in Interviews mit ihr gerne mal über die ‘Qualität’ ihrer NS-Filme plaudert. Ätzend wird es allerdings dann, wenn eine Mainstreem-Band wie Rammstein, die sich ohnehin mit faschistoid-martialischer Ästhetik umgibt, Riefenstahlbilder in ihre Videos einbaut und teilweise ein Konzertpublikum anzieht, das zur Musik marschiert! Zumal sie nicht bereit sind, sich zu derartigen Dingen zu äußeren, tragen Rammstein und ihre unzähligen Kopien, die derzeit den Plattenmarkt überschwemmen dazu bei, faschistische Ästhetik zu (re)popularisieren. In die darum entbrannten Debatte innerhalb der deutschen Musikpresse und des Feuilletons hat sich übrigens auch der Focus (3/99) eingemischt, der sich schließlich keine Gelegenheit entgehen lassen will, der JF im Kampf gegen den angeblichen ‘linken Meinungsterror’ das Publikum abzuwerben. Heraus kommt ein Artikel, der eher als Werbung für die entsprechenden Bands verstanden werden kann, denn als halbwegs ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Thema. Dekoriert mit den Riefenstahlbildern, die im Rammstein-Video zu sehen sind, wird ein wenig über Witt, Rammstein, Weissglut und andere geschwafelt, ohne auch nur einen Ton über Klumbs neofaschistische Aktivitäten zu verlieren, geschweige denn die Beziehung zwischen Ästhetik und Politik auch nur anzusprechen. Kritik wird in dem Artikel nur einmal geübt und zwar an Campino von den ‘Toten Hosen’, der sich öffentlich in die Debatte eingemischt hatte, und sich damit zum Sittenwächter über die Rockmusik erhebe. Zwar kann über der ‘Fernseh-Punk’ Campino ebenso wie über seine Position in der Debatte, gestritten werden, aber dem Focus geht es offensichtlich nur darum, die Verwendung martialischer bis faschistoider Ästhetik zu entpolitisieren und zu verharmlosen. Gleiches tun Musikzeitschriften wie der ‘Metall Hammer’ oder ‘RockHard’ mit ihrer affirmativen Berichterstattung über Weissglut (sind die journalistisch so schlecht oder haben die Angst, einen Teil ihrer LeserInnen zu verlieren?). Und gleiches tut selbstverständlich Alice Schwarzer, wenn sie ein Gespräch mit Riefenstahl zur Titelstory der Emma 1/99 macht. Schwarzer belegt damit wieder einmal, wie weit sich der in der feministischen Theorie längst überholte ‘Differenzansatz’, der die Geschlechterdifferenz zur einzig relevanten sozialen Kategorie erklärt, mit rechten Positionen kompatibel ist. Nach dem sie schon den Euthanasiepropagandisten Peter Singer für sich entdeckt hat, weil ja schließlich meistens Frauen die Behinderten betreuen, feiert sie jetzt die Nazikünstlerin Riefenstahl, denn die war ja schließlich eine Frau. Fehlt nur noch, daß Ellen Kositza demnächst in der Emma Redaktion aufgenommen wird.
     

    Der VAWS: Fascism for sale
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     Die Abkürzung VAWS steht für Verlag und Agentur Werner Symanek. Symanek ist seit vielen Jahren in der Nazi-Szene aktiv, so war er bereits Anfang der 80er Jahre in Gladbeck Vorsitzender der rechten Splitterpartei ‘Deutsche Demokratische Volksbewegung (DDVB)’, in der Werner Symanek senjor gleichzeitig als Kassenwart fungierte. 1994 zog der VAWS nach Bingen nahe Symaneks Wohnort Waldalgesheim, was allerdings ein kurzes Gastspiel bliebt, denn nach antifaschistischen Protesten zog der Verlag erneut um, diesmal nach Mühlheim. Im Programm des VAWS finden sich neben Büchern aus rechtsextremen Verlagen auch seriöse Werke, die sich mit Geheimdiensten u.ä. beschäftigen, eine dürftige Tarnung für verschwörungstheoretische Schinken wie Holey’s (alias van Helsings) Geheimgesellschaften. Neben den Büchern, die von Runensymbolik bis zur Verherrlichung des Nationalsozialismus bieten, was das Naziherz begehrt, vertreibt der VAWS aber auch Dark-Wave-Platten und eine Musikzeitschrift namens Undercover heraus. Dieses auf den ersten Blick völlig unpolitische Blatt, das Symanek mit seiner Lebensgefährtin Christina Braun herausgegeben hat, wurde kostenlos an Jugendliche verteilt. Der Haken dabei war die Werbung für den VAWS im Heft selbst, denn nebst bestellten Platten bekamen KundInnen gleich noch eine Ladung rechten Propaganda-Müll ist Haus geschickt. Eine Strategie, die VAWS auch mit Anzeigen in etablierten Musikzeitungen verfolgte. Die weiteren Aktivitäten des VAWS im Dark-Wave Bereich und die Rolle von Klumb wurden ja bereits angesprochen. Hier soll noch kurz auf die Verbindungen Symaneks zu den ‘Unabhängigen Freundeskreisen’ und ihrem Organ den ‘Unabhängigen Nachrichten’ eingegangen werden. Diese Freundeskreise bilden ein Netzwerk aus Alt- und Neonazis, deren Wurzeln sich bis hin zur 1952 verbotenen Sozialistischen Reichspartei verfolgen lassen. In ihrem Umfeld finden sich bekannte Nazigrößen wie der Liedermacher Frank Rennicke, der Terrorist Manfred Roeder oder der Anwalt Jürgen Rieger. In ‘Drahtzieher im Braunen Netz’ heißt es: „Dokumentiert ist der herausragende Einfluß vor allem von Altnazis aus dem Umkreis der ‘Unabhängigen Freundeskreise’ ... auf die Neonazi-Szene“. Die Unabhängigen Nachrichten, deren Untertitel sie als ‘Nachrichtendienst und Mitteilungsblatt unabhängiger Freundeskreise’ ausweist, erscheinen seit 1969. Als Anschrift diente Symaneks Postfach in Bingen. Inhaltlich tut sich das Blatt neben den üblichen Rassismus v.a. durch Geschichtsrevisionismus (Leugnung der Nazi-Verbrechen) hervor.

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