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Hausmitteilung; Betr.:
Vergewaltigungsdebatte
Liebe Leutz!
Der folgende Artikel hat
uns per Post erreicht und die Frage aufgeworfen, ob wir In veröffentlichcn
sollen oder nicht. Wir legen Wert darauf, daß dieser Text nicht die
Auffassung der Redaktion wiedergibt. Dennoch haben wir uns entschlossen,
ihn nicht ins Altpapier versacken zu lassen. Eines immerhin ist wichtig
an diesem Text: er macht deutlich,
daß zu dem gesamten
Themenkomplex eine Menge Klärungsbedarf besteht. Schon der ganze Verlauf
der Debatte bis jetzt - an der wir uns in der Form als Phantom-Redax nicht
beteiligt hatten - ließ erkennen, daß viele Dinge, die als
selbstverständlich vorausgesetzt werden, entweder bei sich selbst
oder bei anderen, es nicht sind. The same procedure as every year...
Ob dieser Text selbst aktiv
zu einer Klärung beitragen kann, ist fraglich, wenn nicht gar aussichtslos.
Er benennt eher unbewußt das Problem, als eine Lösung zu skizzieren.
Gerade deswegen wollen wir ihn dokumentieren - weil die Position des Autors
symptomatisch ist, und weil sie von mehr Leuten vertreten wird, als
sie öffentlich aussprechen. Den Namen des Opfers haben wir allerdings
geschwärzt, ob der in der Öffentlichkeit was zu suchen hat, ist
nämlich allein ihre Entscheidung.
Wir können nicht ausschließen,
daß eine (oder mehrere) sich von dem Leserbrief persönlich beleidigt
fühlt, sind aber der Meinung, daß ihm nicht mit Schweigen, sondern
mit Argumenten entgegengetreten werden sollte. Möglicherweise wird
uns vorgeworfen werden, wir würden damit Sexisten ein Forum geben.
Wer ein emanzipatorisches Selbstverständnis zu haben glaubt, hat jedoch
auch das Recht, daran öffentlich durchzurasseln. Wir halten es für
besser, Positionen wie die des Autors zum Objekt der Kritik zu machen als
Ihn stillschweigend die selbstangeheftete Opferrolle -in den eigenen vier
Wänden ausbrüten zu lassen.
Ein redaktioneller Anspruch
in einer von Widersprüchen durchsetzten Welt kann selbst nicht widerspruchsfrei
sein, es sei denn un den Preis der Schönfirberei. Darum wollen wir
mit der autonomen Tradition brechen, überschäumende Emotionen
wegen der Befürchtung zu deckel, es könnte mal wieder der Bote
für die schlechte Nachricht sanktioniert werden.
Aus diesen Gründen
werdet Ihr im Anschluß an das “heiße Eisen“ auch noch unsere
Stellungnahme finden.
(aus: Phantom 9)
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