Die Revolutionäre Zelle übernimmt die Verantwortung der Anschläge auf ITT-Niederlassungen in Berlin und Nürnberg am 16.11. und 17.11.73. Wir haben deshalb ITT-Niederlassungen angegriffen, weil ITT verantwortlich ist für die Ermordung und Folterung chilenischer Frauen, Arbeiter und Bauern.
Schon 1971 wollte ITT mit Hilfe des damaligen CIA-Chefs McCone, der gleichzeitig Aufsichtsrat von ITT ist, mit Hilfe der ITT-eigenen innenpolitischen Abteilung, des Nachrichtendienstes und der Spionageabwehr und natürlich mit Unterstützung des Massenmörders Nixon [72] den Wahlsieg Allendes verhindern. Für diesen Versuch bot ITT allein dem CIA 1 Million Dollar an. ITT scheute sich nicht, den im Volk beliebten General Schneider [73] ermorden zu lassen, um damit einen Putsch heraufzubeschwören. Es ist ihnen nicht gelungen, weil das chilenische Volk wußte, daß es für seine Befreiung kämpfen muß, daß die Herrschenden mit allen Mitteln die Unterdrückung des Volkes - das kapitalistische System - durchsetzen, daß es ihnen scheißegal ist, wieviel Menschen dabei krepieren.
Sperrung von Krediten, Einfuhrbeschränkungen, Einstellung von Treibstoffnachschub, Manipulation des Kupferpreises und Waffenlieferungen an Rechtsradikale: Das ist das Instrumentarium des US-Imperialismus, den wirtschaftlichen Zusammenbruch Chiles zu erzwingen; Nixon, das Schwein, aber läßt erklären, daß die USA mit dem Militärputsch in Chile nichts zu tun habe. [...]
ITT hat allein in 53 Ländern Gesellschaften (u.a. Brasilien, Bolivien, Nigeria, Nicaragua, Südafrika, Uruguay, Angola) und natürlich stehen Firmen wie IBM, Dow Chemical, Siemens, Bosch, AEG in der Ausbeutung der Dritten Welt ITT in nichts, aber auch gar nichts, nach.
Die Anschläge auf ITT-Niederlassungen in der Schweiz, USA, Italien und Spanien zeigen, daß überall Menschen begriffen haben, daß der bewaffnete und militante Kampf nicht nur in Chile politisch richtig ist. Sie haben erkannt, daß der, der sich mit dem Kampf des chilenischen Volkes solidarisiert, den antiimperialistischen Kampf im eigenen Land militant führen muß, daß man dem Terorr des Kapitals überall - das heißt auch hier - den Widerstand des Volkes entgegensetzen muß. Unsere Anschläge in Berlin und Nürnberg sind nur ein winziger Teil des antiimperialistischen Kampfes. Sie haben nur symbolischen Charakter.
Sie zeigen, daß wir mit dem chilenischen Volk solidarisch sind und an seiner Seite kämpfen. Sie sollen in der BRD vermitteln, daß wir mit all den uns zur Verfügung stehenden Mitteln kämpfen müssen.
Der Kampf kann nur massenhafter werden, wenn wir mit unseren Möglichkeiten gegen dieses System kämpfen, das uns jeden Tag in seinen Klauen hat.
Der Kampf kann nur massenhafter werden, wenn wir lernen, neue Kampfformen zu entwickeln.
Kämpfen wir gemeinsam gegen den BRD-Imperialismus!
Den antiimperialistischen Kampf militant führen!
Solidarität mit dem chilenischen Volk!
Solidarität mit der MIR!
Am 11. September letzten Jahres wurde die in Chile vom Volk gewählte Regierung durch einen Militärputsch gestürtzt. 100.000 Menschen wurden erschossen, gefoltert und in Konzentrationslager verbannt. Immer noch wütet die Junta mit Terrorurteilen gegen Kommunisten, Sozialisten und Menschen, die sich gegen die verstärkte Ausbeutung der Konzerne zur Wehr setzen.
In der ganzen Welt sind spontan Solidaritäts- und Protestbewegungen entstanden: es haben sich Chile-Komitees gebildet und Kongresse sind abgehalten worden.
Unser Kampf gilt den Ausbeutern und Unterdrückern in der gesamten Welt, ob sie nun ITT, General Motors oder wie immer heißen. [...]
Die Revolutionäre Zelle hat zum 1. Mai in die Nester von
* Bundesverband der deutschen Industrie (BDI),
* Bundesverband der deutschen Arbeitgeberverbände (BDA),
* Industrie- und Handelskammer (IHK) in Mainz und Ludwigshafen,
* Ausländerpolizei in Westberlin
einige Löcher gemacht.
Die Kapitalistenverbände sind verantwortlich für die Krisen, die dieses Scheißsystem in immer kürzeren Abständen produziert. Mit verantwortlich meinen wir, daß die Großen diese Krisen benutzen, um sich gesundzustoßen, wie z.B. die Ölkonzerne, die Banken, die Automobilindustrie. Wo der eine sich gesundstößt, muß der andere dafür bezahlen. Bezahlen müssen immer wir, die Jugendlichen, die Arbeiter und Angestellten, die Frauen, die Ausländer, die Tante Emmas in ihren Lädchen. Bezahlen sollen wir das Chaos, das dieses profitgierige, menschenverachtende Bonzenpack anrichtet. Bezahlen nicht nur mit immer weniger Geld im Geldbeutel, mit immer höheren Preisen, sondern vor allem mit Existenzangst.
Denn Angst macht gefügig, Angst bricht einem das Kreuz, Angst soll den Willen zum Widerstand im Keim ersticken: viele fangen dann an, das Maul zu halten, fangen an, auf die Ausländer zu schimpfen, feiern weniger krank, kommen pünktlicher, arbeiten mehr und hoffen, daß es andere trifft.
Sie wollen uns das Kreuz brechen, indem sie uns zwingen, um unsere Arbeit zu zittern. Und wir zittern nicht, weil wir diese Arbeit so schön finden, weil wir es ohne sie nicht aushalten können, sondern weil man uns nichts als unsere Arbeitskraft gelassen hat.
Arbeit in diesem Scheißsystem jedoch ehrt nicht, sondern macht einen körperlich und seelisch fertig, macht häßlich, macht alt, läßt einen verblöden, läßt Fähigkeiten verkümmern. »Die Jungen sind nicht gegen die Alten, sondern gegen das, was sie alt gemacht hat.« sagte ein Renault-Arbeiter. [74]
Und mit Gesetzen und Paragraphen, die auf uns zugeschnitten sind, nehmen sie uns alle Möglichkeiten, über uns selbst zu bestimmen, ob es die Sondergesetze für Ausländer sind, der § 218, um uns Frauen unter ihren Willen zu zwingen oder die zahllosen Gesetze, die jede wirksame Form von Widerstand unterbinden und uns zu Kriminellen machen sollen, wenn wir unsere Fabrik besetzen [...], wenn wir gegen die umweltverseuchenden Kernkraftwerke kämpfen [...]. Um gerade die ausländischen Arbeiter zu unterdrücken, die ins Land geholt und wieder davongejagt werden, wie es jeweils in die Pläne der Kapitalistenbande paßt und die noch am stärksten erkennen, daß wir hier unten zusammengehören und uns nicht gegeneinander ausspielen lassen dürfen, ist für sie die Extraeinrichtung Ausländerpolizei geschaffen worden, die erpreßt und bespitzelt und über den Weg der Ausweisung ausländische Arbeiter und Studenten oft genug in die Gefängnisse und KZ's ihrer Heimatländer bringt. Die Ausländerpolizei ist direktes Unterdrückungsorgan, ist die erste Form einer eigenen Bullengruppe gegen Arbeiter.
Anfang des Jahres versuchte die Wirtschaftsmafia von BDI, BDA, DIHT (als Zentralverband der IHK), Zentralverband des deutschen Handwerks und Hauptverband des deutschen Einzelhandels, die Jugendlichen zu Kreuze kriechen zu lassen und der Lehrlingsbewegung nachträglich den Zahn zu ziehen. Nachdem sie zuerst eine halbe Million jugendlicher Arbeitsloser produziert hatten, boten sie die Neuschaffung von 150.000 Lehrstellen an, die an zahlreiche Bedingungen geknüpft ist [...]. Und finanziert werden soll das Ganze noch aus unseren Steuergeldern! Wir sollen noch dafür bezahlen, daß sie 15jährige für sich arbeiten lassen, daß 15jährigen eingebleut wird: Arbeite, halt's Maul und sei dankbar dafür!
Wir haben die Anschläge zum 1. Mai gemacht, weil es der Kampftag der Arbeiterklasse ist. Zum Tag »der Arbeit« hat ihn erst der Faschist Hitler gemacht. Und die Gewerkschaften haben nach 1945 diese Namens- und Sinnänderung beibehalten. [...]
Die Geschichte der Arbeiterbewegung ist die Geschichte des Kampfes gegen diese Arbeit mit allen Mitteln, mit Krankfeiern, mit Langsamarbeiten, mit kleinen und großen Streiks, mit Demonstrationen, mit Fabrikbesetzungen, mit Barrikaden, Sabotage, bewaffneten Aktionen.
Widerstand auf allen Ebenen, in allen Bereichen, mit allen Mitteln, die wir haben, ist die einzige Möglichkeit für uns, Menschen zu bleiben, Menschen zu werden.
Die Genossen, die in Stockholm die deutsche Botschaft besetzten, um die politischen Gefangenen in der BRD zu befreien, schlossen ihre Erklärung auch mit diesem Satz: »Wir werden Menschen sein.«
Die Revolutionären Zellen haben heute Nacht im 3. Stock des Ordnungsamtes, wo sich die Ausländerbehörde befindet, eine Explosion verursacht, die ein Riesenloch und viele kaputte Fenster zur Folge hatte.
Wir hätten dort am liebsten sämtliche Terror-Akten verbrannt oder vernichtet, weil mit ihnen die Ausländer Tag für Tag von der Ausländerbehörde terrorisiert, schikaniert und diskriminiert werden. Doch wir mußten uns diesmal nur mit der symbolischen Zündung der »sozialen Zeitbombe« begnügen, wie die Herren im Bonner Bildungs- und Arbeitsministerium die Ausländerproblematik bzw. das wachsende Problem der Kinder und Jugendlichen der 2. Ausländergeneration nennen.
Die Ausländerbehörde ist die praktisch führende Gewalt der brutal kalkulierten Ausländerbeschäftigungspolitik der Bundesregierung.
Bei dieser Politik
* werden die Ausländer zuerst aus ihren Familienzusammenhängen in ihrer Heimat gerissen, weil die deutsche Industrie billige und leicht erpressbare Arbeitskräfte braucht. Dieselbe Industrie wird sie jederzeit wieder fortjagen, nachdem sie wirtschaftlich, d.h. als Arbeitskraft, Konsument, Steuerzahler und Sparer, voll ausgesaugt worden sind.
* werden sie währenddessen sozial total isoliert, in Ghettos gedrängt, rechtlich wie Sklaven behandelt.
* ist das Ausländergesetz als ein Terrorinstrument zu sehen, das die Ausländer in einen chaotisierten Zustand versetzt und ihnen das Leben zur Hölle macht.
* sind dabei die ausländischen Kinder (»zweisprachige Analphabeten«) bisher die Leidtragenden mit der größten psychischen Belastung gewesen - eine heimatlose Generation, die nun ihre Sache selbst in die Hand nehmen wird.
* wird die Erteilung und jährliche Verlängerung der Aufenthalterlaubnis durch die Ausländerbehörde in die Nähe eines Gnadenakts gerückt, als würden die ausländischen Arbeiter die Lasten des Wirtschaftswunders nicht mittragen, wie jeder deutsche Arbeiter auch.
* arbeitet die Ausländerbehörde zusammen mit der Polizei an der Seite der profitgeilen Kapitalisten gegen die Ausländer - so der Terror der Spekulanten gegen die Ausländer in Frankfurt und ihre Unterstützung durch die Polizei; diese Rückendeckung hat mit zahlreichen Ausweisungen der mitstreikenden Ausländer auch einige Menschenleben gekostet: neun Jugoslawen kamen bei einem von Spekulanten verursachten Hausbrand ums Leben.
* kriegen schließlich diejenigen Ausländer keine Aufenthaltserlaubnis mehr, die diese barbarische Politik durchschaut haben und die entgegen der Abspaltungsversuche der Kapitalistenbande sich im Betrieb für die Rechte der übrigen Kollegen einsetzen, sich aktiv am Streik beteiligen und mit den deutschen Arbeitern eine gemeinsame Front bilden (die Folgen des Ford-Streiks, des Elsa-Streiks, Kündigung von R. Sanches bei Opel/Bochum usw.)
* arbeitet die Ausländerbehörde dann Hand in Hand mit der Ausländerpolizei, dem Arbeitsamt und dem Wohnungsamt, um die Widerstandleistenden unter den Ausländern fertig zu machen. So wird ihnen bei der Arbeit gekündigt, das Arbeitsamt vermittelt ihnen keine Arbeit mehr, ohne Arbeit wird ihnen die Aufenthaltserlaubnis nicht mehr verlängert und die Wohnung gekündigt. Das Wohnungsamt kriegt von der Ausländerpolizei die Anweisung, keine Wohnung mehr zu vermitteln usw.: sie werden ausgewiesen. [...]
Unser Kampf gilt allen Formen der Unterdrückung - unabhängig von Geschlecht, Hautfarbe, Nationalität und Alter!
Wir haben Sötjes Auto in Brand gesteckt, weil Peter Sötje als Bezirksstadtrat für Jugend und Sport mitverantwortlich ist für den Abriss der
Einem der profiliertesten Vertreter dieser rechten Jugendpolitik wollten wir mit der Aktion zeigen, daß wir uns gegen Leute solchen Schlages zur Wehr setzen.
Die
Für selbstverwaltete Jugendzentren!
Setzen wir kollektiv und militant unsere Interessen durch!
Auf jeder Betriebsversammlung hat die Krone-Geschäftsleitung - allen voran Huber - den Kollegen eingeredet, daß die wirtschaftliche Lage des Betriebes mies sei und daß man aus den roten Zahlen nur herauskäme, wenn mehr gearbeitet würde. In den letzten zwölf Monaten wurden bei Krone fast siebenhundert Kollegen entlassen. Huber hat in einem Interview mit der Morgenpost anläßlich der Industrieausstellung bekannt gegeben, daß das nicht dazu geführt hat, daß der Umsatz sank. Im Gegenteil: er stieg 1974 von 140 auf 150 Millionen DM. Das bedeutet: schärfere Arbeitshetze, das geht an die Gesundheit und an die Nerven. Maria Jovic und über zwanzig andere Frauen haben es nicht mehr ausgehalten. Maria kam ins Irrenhaus, weil sie von der Arbeit kaputt gemacht wurde, die übrigen Frauen wurden mit Psychopharmaka vollgestopft. Hubers zynischer Kommentar: »An den Arbeitsbedingungen kann das nicht liegen.« Darauf gibt es nur eine Antwort: Huber ans Fließband. Huber raus aus seinem dicken Eigenheim, rein in die Mietskaserne. Huber raus aus seinem dicken BMW, rein in den vollgepfropften Bus. Huber denkt nicht nur an sich, sondern auch an seine Belegschaft. Für sich hat er zu Weihnachten Skiurlaub besorgt, für die Kollegen sechs mal Vorarbeit, damit sie ein paar Tage dann frei haben können zwischen den Feiertagen. Weg mit der Vorarbeit - weniger Arbeit, mehr Lohn! - für Arbeiterautonomie und ein dreizehntes Monatsgehalt und mehr Sozialleistung, wie zum Beispiel die Unterstützung des multinationalen Betriebskindergartens und bezahlten Sonderurlaub! Wir wissen, daß Huber diese Forderungen nicht erfüllt, nur weil sein BMW brennt. Wir wissen aber auch, daß er keinen Finger krümmt, wenn man ihm nicht Feuer unter dem Arsch macht. Ohne Chefs geht's besser, Huber in den Zuber.
Wir haben heute nachmittag die Privatwohnung des Spekulanten Kaussen in Köln, Neußerstr. 30-32 mit einer Bombe angegriffen. Kaußen ist einer von denen, die Menschen mit Wohnungen, Wucher und Drohungen umbringen. Genaugenommen ist er nicht nur einer, er ist das größte Schwein unter Westdeutschlands Hausbesitzern. 1962 hat Kaußen mit zwei geerbten Häusern angefangen. Heute gehören ihm 50.000 Wohnungen in Berlin, Hamburg, Köln und vor allem im Ruhrgebiet, in denen über 200.000 Menschen leben müssen. Daran verdient Kaußen pro Jahr c.a. 20 Millionen DM. Die Methode ist immer gleich: Kaußen kauft Altbauten auf, erhöht die Mieten (manchmal um 100%), läßt die Häuser verfallen, quartiert in leerstehende Wohnungen Ausländer ein, die er doppelt und dreifach zur Kasse bittet. Zahlt man die Miete nicht pünktlich oder weigert sich, für Bruchbuden auch noch Mieterhöhungen zu zahlen, wird man von Kaußen herausgeklagt und notfalls von den Bullen auf die Straße gesetzt; Gesetz und Bullen sind auf seiner Seite. Gründe für Mieterhöhungen findet er immer: in Berlin forderte er von Mietern einen Zuschlag wegen »Gartenbenutzung« (vor dem Haus ist ein schmaler Grünstreifen). Im Kölner Süden ließ er die Fassaden einiger Häuser renovieren, kassierte städtische Anerkennungspreise und erhöhte anschließend die Mieten wegen gestiegenem Wohnwert. Für seinen Profit geht Kaußen über Leichen: in Köln ließ er ein Haus derartig vergammeln, daß sich eine Frau einen Stromschlag holte, als sie eine durch defekte Leitungen elektrisierte Tür anfaßte. Und Kaußen hat Angst. Er weiß, was er macht. Er verriegelt sein Haus, seine Wohnung. Er verläßt es fast nie. Es gibt nur zwei Bilder von ihm. Er läßt sich bewachen in seinem Bunker und will damit gleichzeitig beweisen: selbst für die größten Schweinereien gibt es keine Strafe. Von Kaußen distanzieren sich selbst einige Politiker. Aber das ist nur Heuchelei. Kaußen bekommt aufgrund gefälschter Gutachten unbesehen Millionenkredite von Banken, die bei Kleinkrediten genauer sind als die Bullen. Er versteht sich mit den staatlichen Stellen. 1967 kaufte Kaußen in Essen-Brake Häuser der staatlichen Ruhrkohle AG. 1973 verkaufte er die gleichen Häuser mit 2 Millionen DM Reingewinn (ohne die Mieten der 6 Jahre) an die Stadt Essen. Schließlich macht er nur das, was z.B. die gewerkschafteigene
Am 13.8.80 haben wir Rechtsanwalt Wagner besucht. Er und sein ehrenwerter Kollege Türk bereichern sich als Rechtsanwälte in Köln im Sanierungsgeschäft. Seit Jahren pressen sie auch für Kaußen immer höhere Mieten raus.
Besonders von sich reden machten Wagner und Türk am 19.3.79, als sie eine bezahlte Schlägerbande losschickten, die mehreren türkischen Arbeiterfamilien die Wohnungen in der Brüsseler Str. 90 demoliert haben. Türen und Fenster haben sie eingeschlagen, Mauerwerk kaputtgemacht, und Wasserkräne ausgerissen - die Wohnungen unbewohnbar gemacht. Das alles, um die Türken zu vertreiben, um von besseren Mietern mehr Geld zu kassieren. Das ist kein Einzelfall und das betrifft nicht nur türkische Familien, sondern auch alte Menschen, Leute mit niedrigem Einkommen und Kinderreiche. Sie sollen raus aus der Stadt, weil arme Leute ein schlechtes Image für die Stadt abgeben. Der teure Boden ist für andere da. Schicke superteure Eigentumswohnungen wollte Böhmer, der das Haus in der Brüsseler Straße dann gekauft hat, dann machen. Aber nicht nur private Geier machen ihre Geschäfte. Die Stadt leistet Vorschub, unter dem Deckmäntelchens des guten Willens: »Schöner wohnen für den Bürger«. In den Sanierungsgebieten kann unter städtischer Obhut die Vertreibung stattfinden. Da braucht kein Hausbesitzer ein schlechtes Gewissen zu haben. Das ist Teil eines Konzeptes, in dem Menschen verplant werden, die Bedürfnisse der Menschen den herrschenden Machtinteressen untergeordnet werden, die die Zerstörung sozialer Strukturen und deren Kontrolle bewirken.
In vielen Städten werden jetzt Häuser besetzt, wie z.B. in Bremen, Berlin , Köln - und in Freiburg gingen deshalb 10.000 Menschen auf die Straße. Wir haben Wagner bei unserem Besuch sein Statussymbol, einen Mercedes, angezündet, den er sich erkauft hat, indem er anderen Menschen die Wohnung und damit das Leben ruiniert hat. Alle, die an Sanierungsgeschäften beteiligt sind, sollen unseren Widerstand spüren, sollen merken, daß sie nicht in Ruhe die Lorbeeren ihrer menschenverachtenden Geschäfte genießen können. Das stärkt in uns das Bewußtsein, daß wir uns wehren können und nicht aufhören werden, Widerstand zu entwickeln, immer wieder Wege und Möglichkeiten auszuprobieren, um unsere Wut und unsere Sehnsucht nach Leben in Handlung umzusetzen. Wenn wir uns bisher in unseren Aktionen hauptsächlich gegen frauenspezifische Unterdrückung gewehrt haben, bringen wir hiermit noch einmal zum Ausdruck, daß Frauenkampf nicht heißt, sich auf frauenspezifische Bereiche zu beschränken, damit würden wir uns selbst politisch entmündigen. Frauenkampf ist umfassend, beinhaltet den Kampf gegen jede Form von Unterdrückung, Ausbeutung, Zerstörung und Menschenverachtung.
Der Kampf um Leben heißt Revolte!
Jedes Herz ist eine Zeitbombe!
Rote Zora
Frauen der Revolutionären Zelle haben am 4. März 1975 einen Anschlag auf das Bundesverfassungsgericht (BVG) gemacht.
Nicht, um die »Verfassung gegen das Verfassungsgericht zu schützen«, wie Herr Abendroth [75] meint, sondern um uns vor der Verfassung zu schützen. Einer Verfassung, die den legalen Rahmen liefert für die tagtägliche Ausbeutung, Zermürbung und psychische Zerrüttung von Millionen Frauen und Männern. Einer Verfassung, die Frauen illegalisiert - viele in den Tod treibt - wenn sie sich nicht von der Ärzte- und Richtermafia ihre Sexualität, den Umgang mit ihrem eigenen Körper, die Zahl ihrer Kinder vorschreiben lassen.
Wir stimmen nicht in das Gejammer darüber ein, daß das BVG den demokratisch zustande gekommenen Gesetzesentwurf des Parlaments außer Kraft setzt, weil es keinen nennenswerten Unterschied macht, ob 6 oder 600 Widerlinge die Existenzbedingungen von 60 Millionen Menschen diktieren.
Wir machen allerdings unter den gegenwärtigen Bedingungen einen sehr genauen Unterschied zwischen dem Grad der Volksfeindlichkeit der Gesetze, die diese Handvoll aus Steuergeldern bezahlten Kapitalistenknechte gegen uns erlassen.
Und das Terrorurteil des Bundesverfassungsgerichts, das das Abteibungsverbot in Übereinstimmung mit der berüchtigten »freiheitlich-demokratischen Grundordnung« erneut zu Recht und Gesetz erklärt, ist in seiner Frauenverachtung und -vernichtung so unerträglich, daß wir es mit allen Mitteln bekämpfen werden.
Wir Frauen sollen weiter dazu gezwungen werden, ungewollt Kinder in eine Welt zu setzen, in der schon gewollte Kinder unter Bedingungen aufwachsen müssen, die lebenslängliche Verkümmerung vorprogrammieren.
- vom Kinderkrippenghetto übers Kindergartenghetto in den Schulknast;
- kaserniert in Kleinstwohnungen in Betonwüsten;
- erdrückt in notgedrungen kaputten Kleinfamilien;
- gezwungen zu individueller Leistung, Konkurrenz und Isolierung;
- bedroht von Eltern, die diesen Wahnsinn nicht mehr aushalten und ihre Kinder dafür quälen, mißhandeln, totschlagen;
- bedroht durch einen Straßenverkehr, der jährlich in der BRD unter den Kindern mehr Tote und Verletzte fordert, als in jedem vergleichbaren anderen Land.
Immer mehr Kinder und Jugendliche wenden dieses Elend gegen sich selbst: Selbstmorde und Frühalkoholimus steigen sprunghaft an. Der 218 verhindert keine Abtreibung, das wissen auch die, die für seine Beibehaltung Gott und die Bullen in Bewegung setzen,
* wie die Gerichte, bei denen schon immer der Mord an einer aufmuckenden Frau leichter gewogen hat, als der an einem Unterdrückerschwein [...]. Wir sind solidarisch mit allen Frauen, die sich ihren Unterdrücker vom Hals schaffen.
* Wie die Kirchen, die in ihrer tausendjährigen Geschichte ihre faschistische Struktur durchgehalten haben: Frauen sind keine Menschen, sondern entweder Mütter oder Huren, »geläutert« bzw. bestraft für ihre Sexualität durch Schwangerschaft; denn sie wissen genau, daß es die Angst ist, die ihre Kirchen füllt. Wir haben nicht vergessen, daß sie unsere feministischen Schwestern im Mittelalter auf dem Scheiterhaufen verbrannt haben.
Wir Frauen haben in den Kirchen nichts mehr zu suchen, außer diese Brutstätten des Sexismus zu entweihen, z.B. mit Parolen, Sprechchören, Knallfröschen und Rauchbomben ... und den Pfaffen und Oberpfaffen öffentlich ihre muffigen Talare zu lüften, damit darunter die armseligen Hühnerficker zum Vorschein kommen.
* Die Ärzte, die ihr medizinisches Wissen bzw. Nichtwissen für sich behalten, um weiter aus dem Uterus Profit zu schlagen. Die hilfesuchende Frauen erniedrigen, erpressen und wenn sie überhaupt helfen, meist die gefährliche, veraltete und brutale Ausschabung vornehmen und sich weigern, die schonende Absaugmethode zu lernen und anzuwenden. Machen wir alle diese Schweine kenntlich, schreiben wir an ihre Limousinen, an ihre Villen, daß sie Schweine sind. Stören wir ihre Vorortidyllen mit Megaphonkundgebungen über ihre Machenschaften, wie es uns die japanischen Frauen bereits so schön vormachen. Schnappen wir uns die schlimmsten und verprügeln sie, teeren und federn wäre auch eine Möglichkeit.
Der Tag wird kommen,wo die Frauen sich erheben ...
aber nicht, ohne daß wir uns heute schon bewegen!
Wir haben mit dem BVG gewartet, bis die Sache mit der Entführung von Lorenz und der Befreiung von 5 Genoss/innen aus den Zuchthäusern weitgehend gelaufen war. Zweierlei zeigt es sehr deutlich:
* daß unheimlich viel möglich ist, wenn man von den Verhältnissen hierzulande ausgeht, wenn man begreift, daß offene Massenorganisationen lebenswichtig und richtig sind, aber ohne die Herausbildung von Stadt-, Fabrik-, Schul- und Frauenguerillagruppen auf eine bestimmte Sorte von Intervention reduziert werden, die für die Bekämpfung dieses Systems einfach nicht mehr ausreichen.
* daß das Gezeter um den Lorenz heißt, daß sie nicht mehr wissen, wie sie all die Volksfeinde in Parlamenten, Gerichten, Presse, Kirchen und vor allem die Kapitalisten selbst schützen sollen, daß sie begreifen, daß es jeder von ihnen hätte sein können. Damit haben sie ausnahmsweise recht.
Nach den Tausenden von Arbeits-, Verkehrs- und Abtreibungsopfern kräht kein Hahn. Sie sind unser jährlicher, blutiger Tribut an dieses System. Aber dieser Lorenz ist einer von ihnen.
Frauen der Revolutionären Zelle
Das grosse Fressen
In Berliner Obdachlosenheimen wurden Ostern 1976 gefälschte Gutscheine für Sozialhilfeempfänger verteilt. Mindestens 180 bis 200 Familien machten von der Möglichkeit, sich für 100, DM mal was Ordentliches zum Essen zu kaufen, Gebrauch und tauschten die Gutscheine in Lebensmittelgeschäften und Supermärkten ein. Fatale Situation für die Behörden: einmal Gegessenes kann man schlecht zurückholen. Es war auch nicht möglich, die Obdachlosen haftbar zu machen, ohne dabei die elende Lage der Obdachlosen an die Öffentlichkeit zu bringen, für die die »Volksvertreter« von SPD/FDP/CDU verantwortlich sind. Außerdem hätte man dann einem Kampfmittel zur Popularität verholfen, das neue Perspektiven im Kampf gegen Sozialabhängigkeit eröffnet (allerdings »erreichte« man das auch durch warnende Ansagen im Radio). So blieb den Behörden nichts weiter übrig, als die Illegalität als Kampfmittel der Unterdrückten hinzunehmen. Die unten abgedruckte Erklärung der Gruppe, die diese Aktion durchführte, findet man mittlerweile auf Klebern in Obdachlosenheimen.
Erklärung zur Osteraktion in Berliner Obdachlosensiedlungen
Warum haben wir im Namen des Senators für Arbeit und Soziales in den Obdachlosenheimen Bestellzettel verteilt?
Nicht nur, damit sich die Leute im Obdachlosenheim einmal ein schönes Osterfest machen können, sondern weil wir dies für eine richtige politische Praxis halten. Wir sind der Meinung, daß wir durch diese Aktion den Obdachlosen das gegeben haben, was ihnen sowieso zusteht. Die Wirtschaft befindet sich zur Zeit angeblich in einer Krise. Die Profite der Unternehmer steigen jedoch ständig weiter. Vom Staat werden den Unternehmern Millionen hinterhergeschmissen. Diese Millionen sind den Arbeitern geklaut worden. Sie müssen immer mehr arbeiten, mehr zahlen für Miete [...], Krankenkasse, Arbeitslosenversicherung und Lebensmittel. Gleichzeitig werden die Ausgaben des Staates für den sozialen Bereich gekürzt. Immer mehr Jugendliche und Erwachsenen werden arbeitslos. Viele müssen von Sozialhilfe leben. Sozialhilfeempfänger bekommen im Monat soviel Geld, wie ein Herr Schütz [76], Schmidt [77], Strauß [78], Quandt [79], Flick [80], Springer [81] und Co. an einem Abend versaufen. Viele Familien haben auch dann, wenn sie noch Arbeit haben, nicht mehr Geld zum Leben als Sozialhilfeempfänger.
Wir haben die Scheine auch gerade in Obdachlosenheimen verteilt, weil wir wissen, daß die Familien dort nicht nur wenig Geld haben, sondern auch noch unter Bedingungen leben, die die Kinder in die Sonderschulen, die Jugendlichen in die Kriminalität und Erwachsene in den Alkoholismus treiben. Für uns ist diese Aktion nur ein Anfang. Wir sind der Meinung - wie die Genossen in Italien, Frankreich und Südamerika - daß auch in der BRD den Armen das gegeben werden muß, was die Reichen ihnen nehmen, bis sie es sich selber holen.
Friede den Hütten, Krieg den Palästen!
- Friede den Hütten, Krieg den Palästen -
Ostern 76 konnte in Berliner Obdachlosenheimen endlich gefeiert werden. Mehrere Hundert Lebensmittelbestellscheine im Wert von je 100, DM waren [...] verteilt worden. Hunderte von Arbeitslosen haben diese Gutscheine in Kaufhäusern und Lebensmittelgeschäften eingelöst. [...]
»Terror auf leisen Sohlen« (besonders gefährlich) jammerten Bullen und Springerpresse, aber es machte ihnen Schwierigkeiten, diese gelungene Aktion der »Fälscher« zu verteufeln. Wo kein Terror ist, sagten sich die Bullen, muß man welchen machen: Sie ließen die Bewohner der Obdachlosenheime verhören, setzten sie massiv unter Druck. Aber keiner von ihnen hatte etwas gesehen oder gehört (sie fanden die Aktion nämlich gut).
Daraufhin sahen zwei Terroristen im Talar ihre Stunde gekommen: Staatsanwalt Fackelday und Richter Rautenberg griffen zwei Obdachlose heraus und brummten ihnen Geldstrafen von 800, DM (ersatzweise Haft!!) auf. Beide Rechtsverdreher haben wahrscheinlich noch nie ein Obdachlosenheim von außen gesehen - sie wohnen in schönen Häusern mit Garten in Zehlendorf und Rudow. Dazu gehört auch ihr dickes Auto. Dieses Auto haben wir ihnen heute flambiert (ein Audi 100 und ein Volvo) als Antwort auf den Staatsterror. [...]
Krieg den Palästen!
In fast allen Großstädten wurden 1975 die Fahrpreise erhöht. Nachdem im Frühsommer in Hannover und Heidelberg Zehntausende auf den Straßen kämpften, wurden in der Folge alle Versuche, eine Mobilisierung über die Linke hinaus zustande zu bringen, von der Staatsgewalt militärisch zunichte gemacht. Demonstrationen wurden zusammengeknüppelt, Flugblattverteiler festgehalten, in München wurden kürzlich Plakatekleber sogar in Untersuchungshaft genommen.
Dennoch wäre es falsch zu glauben, die Verkehrsgesellschaften, die ja meist in städtischem oder staatlichem Besitz sind, würden mit ihren Preiserhöhungen und der Zerknüppelung jeden Protestes Unterstützung finden. Niemand ist so verrückt, hohe Fahrpreise gutzuheißen. Zugenommen hat vor allem der individuelle Widerstand oder der von Kleingruppen, der sich in drei Dingen besonders ausdrückt:
- die Zahl der Schwarzfahrer hat zugenommen; nicht umsonst nahm die Zahl der Kontrolleure in vielen Städten überdimensional zu,
- es ist im letzten Jahr erstmals in vielen Städten zu Sabotageaktionen gegen Entwerter und Fahrkartenautomaten gekommen,
- es gibt mehr Auseinandersetzungen mit Kontrolleuren, die mehr und mehr zu einer Privatpolizei werden.
Auch wenn all diese Aktionen in der Regel unorganisiert und ohne Kontinuität bleiben, so bringen sie jedenfalls mehr als die verbalen Proteste der Linken zum Ausdruck, daß der Kampf für den Nulltarif eine praktische Sache ist und nicht auf die Zukunft vertagt werden muß. Der Kampf gegen hohe Fahrpreise ist auch keine Frage einer Kampagne, sondern die eines täglichen, andauernden Kampfes. Nicht die Erhöhungen der Fahrpreise sind Anlaß fürs Schwarzfahren, sondern die Tatsache, daß man selber dafür zahlen soll, wenn man zum Betrieb oder zum Einkaufen fährt.
So wie man ständig gegen Ausbeutung und Unterdrückung in der Fabrik angehen sollte, so notwendig ist dies auch außerhalb der Fabrik. Dies um so mehr, als bereits angekündigt wurde, daß es von nun an jährlich zu Fahrpreiserhöhungen bei den öffentlichen Verkehrsmitteln kommen werde.
Die Revolutionäre Zelle hat an diesem Widerstand mit mehreren Aktionen teilgenommen, hat versucht, ihn zu verbreitern und Vorschläge für neue Aktionsformen entwickelt.
- Wir haben zweimal in Westberlin, am 16.7. und 17.11.75 insgesamt 120.000 Sammelfahrkarten im Wert von 360.000 DM verteilt. Die Karten wurden zusammen mit einem Flugblatt der Revolutionären Zelle in Arbeitervierteln in die Briefkästen gesteckt. Wir haben damit von dieser Sammelkarte mehr in Umlauf gebracht, als die Berliner Verkehrsgesellschaft selbst. Zu beiden Terminen haben wir mit unserem UKW-Sender Musik- und Informationsprogramme ausgestrahlt, die im Umkreis von ca. 10 km gut verständlich waren.
- Während es in Westberlin angemessen war, Fahrkarten nachzudrucken, da diese erst in Bus bzw. Bahn entwertet werden, ist in Frankfurt die Situation vollständig anders. Der Frankfurter Verkehrs Verbund (FVV) hat 1974 an jeder Haltestelle einen kostbaren Automaten aufstellen lassen, aus dem der Fahrschein mit Aufdruck herauskommt. Wenn diese Automaten nicht mehr funktionieren, kann niemand mehr eine Fahrkarte lösen, d.h. niemand braucht mehr eine zu haben. Am 8. und 20.10. haben wir mit Brandsätzen 10 dieser geldgierigen Roboter zerstört. Auf überall in Frankfurt verteilten Flugblättern haben wir außerdem Tips gegeben, wie man auch mit einfacheren Mitteln die Automaten zumindest kurzfristig lahmlegen kann.
- Wir haben am 16.10. auch in Köln zwei Brandsätze in Fahrkartenautomaten gelegt, die aber aufgrund technischer Mängel nicht zündeten. Es gibt viele Möglichkeiten, den Protest gegen Fahrpreise auszudrücken. Die Aktionen der Revolutionären Zelle sollten den Widerspruch zwischen allgemeinem Protest gegen die Fahrpreise und völliger Ratlosigkeit über die zu benutzenden Kampfformen aufgreifen. Sie haben eine Identifikationsmöglichkeit geschaffen, die Worte und Parolen alleine nie herstellen.
Es ist lächerlich und wirklichkeitsfremd, wenn gerade in diesem Zusammenhang vor kurzem in Westberlin auf einem teach-in behauptet wurde, die Unmöglichkeit der Stadtguerilla in der BRD erweise sich daran, daß die von uns verteilten Fahrkarten alle an die Bullen zurückgegeben worden seien. So dumm dies zu behaupten, sind nicht einmal die Bullen selber. Von den 120.000 Karten wurden höchstens 15.000 zurückgegeben; davon waren ca. 3.000 in Tüten, die wir stehenlassen mußten. Nicht einmal 10 % der Karten sind zurückgegeben worden. Viele Arbeiter, Hausfrauen, die CDU und SPD wählen, sind mit gefälschten, von einer revolutionären illegalen Organisation verteilten Karten bewußt gefahren. Wir halten das nicht für ein Beispiel für die Unmöglichkeit von Stadtguerilla in der BRD, sondern für ein kleines Beispiel, wie man Widersprüche im Bewußtsein aufgreifen, es an einem Punkt gegen die bürgerliche Gesellschaft und ihre Verhaltensformen wenden und eine wirkliche Klasseneinheit herstellen kann. Unter deutschen Verhältnisen halten wir es schon für beachtlich, wenn einige zehntausend Leute etwas Illegales machen und noch mehr das unterstützen.
Nicht allein die Revolutionäre Zelle hat diese Möglichkeiten illegaler Politik erkannt und genutzt. In München wurden 70 Automanten mit Kalkbrei behandelt, Geld und Karten wurden entnommen. In vielen Städten wurden Schwarzfahrertips verteilt und geklebt: oft getarnt als »offizielle« Mitteilungen der betreffenden Verkehrsgesellschaften [...]
Wir haben heute schon unser Weihnachten gehabt. Der Lichterglanz kam aus der Bußgeldstelle des Frankfurter Verkehrsverbundes, da wo sie die Schwarzfahrer erfassen und bearbeiten - dort haben wir Feuer gelegt. Wer also in letzter Zeit schwarzgefahren ist: nicht zahlen, das wäre rausgemissenes Geld. [...]
In den Zeitungen von Dienstag und Mittwoch konnten wir es lesen und überzeugend sehen: die drei Räume der Schwarzfahrerkartei sind vollständig ausgebrannt - sogar der Putz kam von den Wänden!
Jetzt will uns die BVG weismachen, daß die Schwarzfahrerkartei in diesen Räumen als einziges von den Flammen verschont blieb (sind die Karteikarten aus Asbest?).
Das ist eine Notlüge der BVG, die denselben Trick versucht wie der Frankfurter FVV, als die RZ vor 1 1/2 Jahren dort die Schwarzfahrerkartei abbrannte und hinterher auch behauptet wurde, daß nichts vernichtet worden ist. Wir hatten uns vor der Aktion davon überzeugt, daß die Schwarzfahrer der letzten 12 Monate jeweils in Büchern handschriftlich notiert wurden und diese Bücher nach Büroschluß in den Schreibtischschubladen aufbewahrt wurden. Die Inneneinrichtung - alles aus Holz - ist aber vollständig verkohlt!!
Also, keine Angst, liebe Schwarzfahrer, wer in den letzten 12 Monaten geschnappt wurde, der ist jetzt aus der Kartei gelöscht. [...]
Es ist nicht unsere Absicht, die BVG sinnlos zu zerstören. Busse und Bahnen sollen unbehindert fahren, aber umsonst!!!! [...]
Wir sind gestern Nacht einigen Fahrscheinkontrolleuren des FVV etwas näher auf den Pelz gerückt:
- Dem jungvermählten FVV-Ehepaar [...] haben wir ihren Fiat mit Benzin und Petrolium flambiert.
- dem Kontro [...] haben wir mit einem kleinen Sprengsatz den Hauseingang verschönert.
Wir meinen, daß es höchste Zeit wird, dort anzugreifen, wo wir täglich getroffen werden: Das sind beim FVV die täglichen massenhaften Fahrkartenkontrollen auf dem Hintergrund von
- Fahrpreiserhöhungen bis zu 50 %, die sich vor allem gegen diejenigen wenden, die sich ihnen am wenigsten entziehen können, weil sie mit der FVV zur Arbeit, zur Schule, zum Einkaufen usw. fahren müssen;
- die Verdoppelung des Schwarzfahrerbußgelds von 20 DM auf 40 DM
gewinnen diese Kontrollen eine immer widerlichere Bedeutung: sie treffen nicht nur die bewußten Schwarzfahrer, sondern vor allem Leute, die gezwungen sind, schwarzzufahren, weil ihnen das Geld fehlt [...] Zu den Geldbußen kommen Strafbefehle, Vorstrafen oder gar Knast.
Mit dem Ende des »deutschen Wirtschaftswunders« und dem immer unverschämter werdenden Klau aus unseren Haushaltskassen geht einher ein neues »Wirtschafswunder«, das Wirtschaftswunder der Parasiten dieses Systems. Des Kontroll-, Bespitzelungs- und Überwachungsapparates. Totale Computererfassung, Wiedereinführung des Nazi-Blockwartsystems (heute nennen sie das »Kontaktbereichsbeamte«), tägliche Verkehrskontrolle, personelle Aufstockung der staatlichen und privaten Bullen, Werkschutz, Kaufhausdetektive, Straßenbahnkontrolleure und private Bewachungsunternehmen. [...]
Die Kontrolleure sollen ihren Schweinejob aufgeben - und zwar schleunigst ! [...]
SCHALKE 04 [82]
Seit fünf Jahren pflegt der VRR nun mittlerweile die Tradition neujährlicher Preiserhöhung.
Hat der VRR bei der Ausplündung seiner Kunden in den letzten Jahren bereits Meilensteine gesetzt, so wartet er dieses Jahr sogar mit zwei besonderen Highlights auf:
Arbeitslose dürfen sich von morgens bis abends auf aussichtslose Arbeitsplatzsuche mit einer preisreduzierten Monatskarte begeben; außer zu den Stoßzeiten, wo sie die Sitzplätze für das arbeitende Volk freizuhalten haben.
Rausgeräumt werden auch die vielen Behinderten, die selbst noch gehen können, aber trotzdem bisher umsonst fahren konnten. Die Opfer der Kriege in den Betrieben und auf der Straße sollen so nicht länger die »heile Welt« der noch Gesunden trüben.
Unser »Bömbchen« am Zentralgebäude des VRR in Gelsenkirchen, das wir bewußt so plaziert haben, daß Anwohner und Tabakladen nicht geschädigt werden, wird dies vorerst nicht aufhalten können. Es ist nur ein kleiner Schritt im Kampf gegen die Politik des VRR [...] und eine Ermutigung für die Hunderttausenden, die täglich schwarzfahren.
Die Fahrkarten des VRR, die Montagmittag, den 30.03.81 in verschiedenen Städten des Ruhrgebietes, in Hagen, Dortmund, Bochum, Recklinghausen, Gelsenkirchen, Essen, Wuppertal, Bottrop, Oberhausen, Duisburg, Mülheim, Krefeld, Mönchengladbach und Düsseldorf verteilt worden sind, als Hauswurfsendungen, sind von uns selbst in eigener Herstellung gefertigt worden. Zigtausende gefälschter Fahrkarten aller Preisstufen. Das gibt wenigstens ein paar tausend Menschen im Revier die Gelegenheit, in den Genuß eines kostenlosen Nahverkehrs zu kommen: Null-Tarif mit Fahrscheinen, mal was anderes.
Seit zehn Jahren, seit den ersten »Rote-Punkt-Aktionen« in Hannover, gibt es eine Bewegung für den Null-Tarif. Diese Bewegung hat alle guten Gründe auf ihrer Seite. Daß sie dennoch selbst mit ihrer Minimalforderung »kostenloser Nahverkehr« auf Granit stößt, hat mit dem Prinzip der Kostendeckung nichts, aber auch gar nichts zu tun. Es geht um ein anders Prinzip, mit dem nicht gebrochen werden darf: Leistung kostet was, wo was geboten wird, mußt du löhnen. Diese Maxime der Leistungsgesellschaft gilt es zu wahren, selbst um den Preis einer Verkehrspolitik, die den inneren Zusammenhang von kapitalistischem Fortschritt und Zerstörung auf den Begriff bringt.
Dem Moloch Auto wird so lange gehuldigt, bis jegliche Alternative undenkbar und der Wagen zum unentbehrlichen Bestandteil des Lebens geworden ist. Die »alltäglichen« Nebenerscheinungen: 15.000 Verkehrstote jedes Jahr und 500.000 Verletzte, verwüstete Städte, die nach dem Grundsatz der Befahrbarkeit und nicht nach dem der Bewohnbarkeit geplant werden, statt der Freiheit, die dem Besitzer eines Autos versprochen wird, totale Abhängigkeit. Statt Komfort und Lebensstandard, stickiges Chaos im Dickicht der Straßen, auf denen die bürgerliche Ideologie »jeder gegen alle« Triumphe feiert.
In vielen Ruhrgebietsstädten haben Gruppen bis hin zu den Grünen die Fahrpreiserhöhungen des VRR zum 1.3.81 zum Anlaß genommen, mit Flugblättern, Demos, Wandmalereien, kleineren Sabotageakten gegen Automaten und Entwerter usw. erneut Null-Tarif zu fordern. Wir begreifen unsere Aktion in diesem Zusammenhang. [...]
Revolutionäre Zellen + Rote Zora
Der Film »Unternehmen Entebbe« verherrlicht den Angriff israelischer Militärs auf ein von deutschen und palästinensischen Genossen entführtes Flugzeug, den Einmarsch in Uganda - als sei dies eine amerikanisch-israelisch-deutsche Kolonie - und die Erschießung von 20 ugandischen Soldaten als notwendige und ziemlich sympathische Aktion gegen den sog. »Terrorismus«. Den Zuschauern wird dieser Dreck als Abenteuerfilm verkauft: die Israelis sind die Helden, gut und menschlich; die »Terroristen« sind das Böse schlechthin, Abschaum, außerdem wahnsinnig und durchgeknallt.
Die Methode ist bekannt: so wie im Faschismus Propagandafilme gedreht wurden, die das deutsche Volk emotional auf Judenmord und Antifaschistenhetze einstimmen sollten, so werden wieder Filme gedreht, die dem weltweiten Völkermorden, den immer neuen Grausamkeiten des Imperialismus an Befreiungsbewegungen moralische und politische Unterstützung geben sollen. Hier konkret:
- der fortdauernden Besetzung palästinensischen Landes durch den Staat Israel
- den weltweiten Angriffen der »amerikanischen-israelischen Herrenrasse« gegen die (ugandischen, vietnamesischen, palästinensischen u.a.) »Untermenschen«
- die Verhetzung all jener als verrückt und kaputt, die sich bewaffnet wehren.
Der Film verdreht die Wirklichkeit bis zum Unkenntlichen. Der Kampf des palästinensischen Volkes richtet sich nicht gegen die Juden, sondern gegen den Zionismus als Staatsform und Ideologie, der die Vertreibung eines ganzen Volkes rechtfertigte. Der Kampf gegen den Zionismus ist genauso wenig rassistisch, wie es der Kampf gegen das faschistische Deutschland war, der auch nie gegen das deutsche Volk, sondern gegen den Faschismus als Herrschaftsform und die organisierten Reaktionäre und Kriegstreiber geführt wurde.
Die Entführung von Entebbe sollte nicht Leben vernichten, sondern Leben retten und zurückgeben, das in israelischen und europäischen Gefängnissen zerstört wird. Die Aktion war so angelegt, daß auch das Leben der Geiseln geschont war und erst durch den israelischen Angriff gefährdet wurde.
Wir haben heute in mehreren westdeutschen Kinos, die den Film »Unternehmen Entebbe« spielen, Feuer gelegt. Dies soll als Warnung verstanden werden von den Filmverleihern und den Kinobesitzern, die an der rassistischen Hetze verdienen wollen, aber auch als Warnung an die Zuschauer.
Dieses Mal haben wir durch Art und Umfang unserer Aktion sichergestellt, daß niemandem etwas geschehen kann. Um vermeidbare Risiken für die Zukunft auszuschalten, fordern wir:
Sofortige Absetzung des Hetzfilms »Unternehmen Entebbe«!
Boykott aller nachfolgenden Entebbe-Filme!
Mit dieser Forderung stehen wir nicht allein. In Italien brannten ebenfalls einige Kinos. In Japan wurde der Film bereits ausgesetzt. In der gesamten arabischen Welt, in fast allen afrikanischen und asiatischen Ländern wird dieser Film erst gar nicht gezeigt. In der Ablehnung dieses Films formiert sich erneut die Bewegung, der die Genossen Wilfried Böse und Brigitte Kuhlmann ihr Leben gegeben haben: dem internationalen Kampf gegen Ausbeutung, Rassismus, politische Unfreiheit!
Wir haben gestern abend auf die israelische Import-Gesellschaft Agrexco agricultural einen Anschlag verübt.
Agrexco ist der größte Importeuer für israelisches Obst in ganz Europa. Und der Citrusexport ist der wichtigste Wirtschaftszweig des imperialistischen israelischen Staates, aus dessen Gewinnen er - neben Milliardenhilfen aus der USA und der BRD - seinen Vernichtungskrieg gegen die Palästinenser finanziert. Für 1978 ist eine Verdoppelung dieses Exportes nach Europa geplant. Agrexco ist bei der Eroberung neuer Märkte die strategisch entscheidende Rolle zugedacht.
Wir wollten dem nicht tatenlos zusehen. Eine Aktion, an die wir dabei bewußt anknüpfen wollen, war Anfang dieses Jahres, als arabische Arbeiter israelische Orangen mit Quecksilber ungenießbar gemacht haben. Manche waren der Meinung, dies sei eine CIA-Aktion gewesen und sie sei auf eine Ebene zu stellen mit Bahnhofsbomben und Trinkwasservergiftung. Diese Meinung kann nur zustande kommen, wenn man Aktionen nicht analysiert, den Unterschied zwischen Ungenießbarmachen von Orangen - was es ausschließlich war - und Massenvergiftung nicht sieht und letztlich die wahren Schuldigen, Israel und die BRD, die bereit waren, wirkliches Gift unter die Leute zu bringen, davonkommen läßt.
1. Die arabischen Tagelöhner auf den Plantagen der Besatzungsmacht Israel haben Quecksilber in das Obst gespritzt, damit es aus dem Handel gezogen werden muß, um damit Israel ökonomisch an seiner empfindlichsten Stelle zu treffen.
2. Dieser Aktion vorausgegangen war eine Erklärung an die Regierungen aller OECD [83]-Staaten, in der sie von der Vergiftung der Orangen unterrichtet und gleichzeitig eindringlich gewarnt wurden, weiterhin Obst aus Israel zu beziehen. (Diese Warnung wurde einfach unterschlagen. Es wurden weder die Einfuhren gestoppt, noch eine Untersuchung der Früchte eingeleitet. Da die Art des Giftes im voraus nicht bekannt war, bedeutet der Entschluß zum bedingungslosen Weiterverkauf des Obstes ganz klar eher eine Massenvergiftung in Kauf zu nehmen, als sich ein Milliardengeschäft ruinieren zu lassen.)
3. Daß die arabischen Arbeiter für ihre Aktion kein tödliches Gift, sondern das harmlose Quecksilber verwendet haben, beweist, daß sie dem Imperialismus alles zutrauen, auch eine Massenvergiftung der eignen Bevölkerung.
Wir sind der Meinung, daß diese Aktion richtig angelegt war, aber durch die fehlende praktische Solidarität der Linken in den Metropolen und von der Medienhetze ins Zwielicht gerückt werden konnte.
Die Tatsachen sehen jedoch folgendermaßen aus:
- Israel wurde ökonomisch schwer angeschlagen. Die Verluste bewegten sich in Milliardenhöhe, die Einbußen gehen bis heute weiter.
- Bei der Aktion wurde niemand ernstlich geschädigt. (Es ging der verantwortlichen Gruppe nicht nur um eine militärische Aktion gegen die angekündigte Verdoppelung des Citrusexportes, sondern gleichermaßen um eine politische Aktion gegen Israel, die nicht dazu führen durfte, daß sich die Bevölkerung der Metropolen psychologisch und politisch enger um Israel scharte).
- Es wurde der Beweis geliefert, daß der Imperialismus selbst vor einer Massenvergiftung nicht zurückschreckt.
Unsere Aktion bei Agrexco verstehen wir einerseits als bewußte Fortsetzung und Weiterführung dieser Aktion der arabischen Arbeiter, d.h. als praktisch genutzte Chance zur Solidarität mit dem palästinensischen Volk. Andererseits kann diese Aktion nur dann ihren politischen Zweck erfüllen , wenn sie von der Linken aufgegriffen und verstanden wird als Auftakt zu einer breitangelegten Kampagne, angefangen bei Flugblättern über die Zusammenhänge, Boykottkampagnen gegen israelische Waren über Diskussionen mit Leuten beim Einkaufen bis hin zu Stinkbomben und Säureattentaten gegen israelische Produkte und der Vernichtung der überall in den Kaufhäusern ausgelegten israelischen Obstbestände.
Es gibt andere israelische Institutionen, deren Rolle bei dem Vertreibungs- und Ausrottungsfeldzugs gegen die Palästinenser sicherlich noch unmittelbarer und eindeutiger ist.
Zionistische Zentralen etwa wie die jewish agency, die von hier aus die israelische Siedlungspolitik strategisch plant und vorbereitet oder der jüdische Nationalfond, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, über ein engmaschiges Netz von Spenden und Stiftungen, in das sämtliche Juden integriert sind, jedes Jahr Millionenbeträge nach Israel zu transferieren, um damit die Errichtung von zionistischen Wehrdörfern und -siedlungen zu finanzieren.
Diese Institutionen haben es sich zum Prinzip gemacht, in ihrer unmittelbaren Umgebung kulturelle und soziale jüdische Einrichtungen anzusiedeln (Altenfürsorge, Kinderkrippen etc.) - oder einfach in ein normales Wohnhaus voller Familien zu ziehen, mit der Absicht, daß bei Anschlägen auf ihre Agenturen möglichst viele Menschen getroffen und verletzt werden, um diese dann nach uralter und bewährter zionistischer Strategie als »antisemitische Ausfälle« denunzieren zu können.
Diese Art der Verschanzung, die ganz systematisch unbeteiligte Menschen als lebendes Schutzschild mißbraucht, die zumeist gar nicht wissen, wer sich da mitten zwischen sie gesetzt hat, ist eine der niederträchtigsten und menschenverachtensten »Spezialitäten« des Zionismus.
Das heißt nicht, daß wir Anschläge auf zionistische Institutionen dieser Art für falsch halten, das heißt lediglich, daß wir uns über eins klar sein müssen: der israelische Staat und seine Vertretungen hier in der BRD arbeiten mit allen Mitteln (Wenn's sein muß, auch mit Toten) und ihnen ist kein Preis zu hoch, um den Leuten ihre Propagandaparolen einzuhämmern: daß nämlich der antizionistische Kampf nur ein weiteres blutiges Glied in der Kette der Judenverfolgung sei.
Und angesichts des gigantischen Propagandaapparates, der Israel hier zur Verfügung steht, genügt es nicht zu sagen, daß gerade der israelische Staat es ist, der die Politik der Vertreibung, Verfolgung und Ausrottung eines ganzen Volkes fortführt und weiterpraktiziert, diesmal gegenüber den Palästinensern und der Enteignung ihres Bodens, was seine Entsprechung hatte in der Blut- und Boden-Politik der Nazis, bis hin zu sprachlichen Details, wenn das den Palästinensern entrissene Land als »heiliger Boden, Boden unser oder biblischer Boden« bezeichnet wird.
Der Kampf gegen den Zionismus ist der entschiedenste Kampf gegen jeglichen Antisemitismus. Denn genauso wie er die faschistischen Verbrechen bekämpft, bekämpft er die Verbrechen des israelischen Staates an den Palästinensern, die selbst Semiten sind.
Zum Sprengstoffanschlag auf die Lastwagen eines Vertriebsmonopolisten für israelische Früchte und Gemüse auf palästinensischem Boden haben wir heute die Firma
Wir werden von nun an eine Kampagne zur Unterstützung des palästinensischen Befreiungskampfes einleiten, die einen der empfindlichsten Nerven des zionistischen Staates Israel trifft - seine marode Ökonomie.
Im Zeichen der Inflation und vor dem Hintergrund von Devisenknappheit ist Israel vor allem auf den expansiven Export seiner Agrarprodukte dringend angewiesen. In Fortführung der Ungenießbarmachung von Citrusfrüchten und unseres Sprengstoffanschlages auf die Firma
Wir fordern auch andere Antifaschisten auf, mit uns gemeinsam mit einfachsten und ungiftigen Mitteln zionistisches Obst ungenießbar zu machen (mit Injektionen und Buttersäure etc.), was - wenn es unter das nicht behandelte Gemüse gemischt wird - einen erneuten Boykott provoziert. So, wie wir verstärkt und ungebrochen gegen Gewerkschaftsbürokratie und Atom-Herren vorgehen, ist auch die Chance, einen wirkungsvollen Beitrag zur Unterstützung des palästinensischen Kampfes zu leisten - unter welchem Namen auch immer.
Überall geschieht etwas in letzter Zeit, sei es gegen SPD-Büros, sei es gegen AKW-Gangster - wir müssen nur unseren Kampf intensivieren, mit List und Ausdauer, Geduld und Energie.
Keine Bombe im Münchner Hauptbahnhof
[...] Enttäuscht, daß nicht schon wieder ein »Blutbad« den »anarchistischen Gewalttätern« in die Schuhe geschoben werden kann? Wie in Birmingham [88], wie in Mailand [89], wie zuletzt bei uns, in Bremen im Dezember 74 und gestern in Hamburg?
Dabei ist doch gerade euch Bullen klar und euch, die ihr in den Zeitungs- und Rundfunk-Redaktionen sitzt:
Alle Aussagen und alle Praxis der Guerilla zeigen, daß ihre Aktionen Angriffe sind auf die Herrschenden, daß ihre Aktionen Widerstand sind gegen das System der Unterdrückung.
* Die Bullen haben im Juni 72 versucht, Stuttgart mit Bombendrohungen in Panik zu versetzen. Sie haben die Weltmeisterschaft benutzt, um Tausenden mit den angeblich von der Guerilla geplanten Raketenangriffen auf die Fußballstadien zu drohen. Sie haben den Plan der Trinkwasserverseuchung in Baden-Württemberg für ihre Einschüchterungstaktik in die Welt gesetzt. In Bremen im Dezember 74 und gestern in Hamburg haben die Provokateure ernst gemacht: Sprengkörper wurden inmitten von Menschenansammlungen gezündet: ohne einen Gedanken an Gesundheit und Leben der Bevölkerung zu verschwenden, setzen sie ihre Drohungen in die Tat um, um mit allen Mitteln die Hetze gegen die linksradikale Bewegung und gegen die Guerilla zu verstärken.
* Die Guerilla hat die US-Armee, die sich im Krieg gegen das vietnamesische Volk befand, auch in Deutschland angegriffen. Die Guerilla hat Bomben gegen das Bundesverfassungsgericht, gegen Kapitalistenverbände, gegen die Feinde des chilenischen und des palästinensischen Volkes eingesetzt. Sie hat CDU-Chef Lorenz entführt, um politische Gefangene zu befreien. Sie kämpft gegen die Teuerung und verstärkte Auspressung der Bevölkerung wie z.B. in den Berliner Fahrpreisaktionen.
Wir verlangen von Presse, Rundfunk und Fernsehen, daß sie dies bringen!
Wir Stadtguerillagruppen
- Rote Armee Fraktion
- Bewegung 2. Juni
- Revolutionäre Zelle
und andere mehr kämpfen gerade gegen diejenigen, die für die Anschläge von Bremen und Hamburg verantwortlich sind, sie vorbereiten und durchführen. Die Wahl des Zieles hat die Täter verraten. [...]
In der Nacht vom 11. auf den 12. November haben die Staatsschutzbehörden und/oder Faschisten erneut eine Bombe in einem Hauptbahnhof explodieren lassen - nach Hamburg und Nürnberg nun in Köln.
Die Abteilung Terrorismus der Bundesregierung und der Bullen wollen mit diesem wahllosen Terror das Blutbad. In Bremen und Hamburg explodierten die Bomben an Spieltagen der Fußballbundesliga. In Köln begann am 11.11. der Karneval, sicher sind auch nachts viele Menschen unterwegs gewesen; nur durch Zufall wurde niemand verletzt. [...]
Die Stadtguerilla hat oft genug erklärt und durch ihre Praxis seit 1970 bewiesen, daß sich ihre Aktionen niemals gegen das Volk richten oder gerichtet haben. [...]