Anmerkungen zu Kapitel 2

1. Stockholm:

Am 24.4.1975 besetzt das RAF-Kommando Holger Meins die deutsche Botschaft in Stockholm. Die Aktion wird mit der Forderung nach Freilassung von 26 politischen Gefangenen begründet. Die Bundesregierung geht auf diese Forderung nicht ein. Aus nie ganz geklärten Gründen explodiert kurz vor Mitternacht im Botschaftsgebäude eine Bombe. Dabei sterben der Militärattaché Andreas von Mirbach, der Botschaftsrat Heinz Hillegart und Ulrich Wessel vom RAF-Kommando.

2. Wessel, Ulrich

1946-1975; RAF; wird bei der Botschaftsbesetzung in Stockholm tödlich verletzt

3. Hausner, Siegfried

1952-1975, SPK, geht nach seiner Haftentlassung 1974 in die Illegalität, RAF; wird bei der Stockholmer Botschaftsbesetzung lebensgefährlich verletzt und ohne ausreichende ärztliche Versorgung ausgeflogen; er stirbt am 4.5.75 im Krankentrakt des Gefängnisses Stuttgart-Stammheim.

4. Sauber, Werner

Werner Sauber wurde wegen der Lorenzentführung gesucht; arbeitete unter falschem Namen bei Klöckner-Humboldt-Deutz an der Stanze; wird am 9.5.75 auf einem Parkplatz in Köln bei einem Schußwechsel mit der Polizei tödlich verletzt.
Literatur: Ein ganz normaler Mordprozess. Das politische Umfeld des Prozesses gegen Roland Otto, Karl-Heinz Roth und Werner Sauber. Berlin: Rotbuch Verlag, 1978

5. Lorenz-Entführung:

Von der Bewegung 2. Juni wird am 27.2.75 der Westberliner CDU-Vorsitzende und Bürgermeisterkandidat Peter Lorenz kurz vor den anstehenden Wahlen entführt, und am 5.3.75 im Austausch gegen die Freilassung von fünf politischen Gefangenen und 120.000 DM wieder aus dem »Volksgefängnis« entlassen.
Literatur: Der Blues. Gesammelte Texte der Bewegung 2. Juni. darin: Die Entführung aus unserer Sicht. o.O.: Selbstverlag, 1982

6. Maihofer, Werner

* 1941; 1972-1978 FDP-Bundesminister für besondere Aufgaben; Rücktritt nach der 'Fahndungspanne Schleyer' und dem 'Fall Traube'.

7. Fürstenfeldbruck

Ein palästinensisches Kommando der Organisation 'Schwarzer September' überfällt am 5.9.72 bei den Olympischen Spielen in München das Quartier der israelischen Mannschaft, tötet zwei Sportler und nimmt neun Mitglieder der Mannschaft als Geiseln. Das Kommando fordert die Freilassung von 200 arabischen Häftlingen in Israel. Bei der versuchten Befreiung durch die bayerische Polizei kommt es auf dem Flughafen Fürstenfeldbruck zu einem Blutbad; neun Israelis, fünf Palästinenser und ein Polizist kommen ums Leben.

8. Großer Krisenstab (GKS)

Der GKS wurde anläßlich der Botschaftsbesetzung in Stockholm eingeführt; er ist ein in der Verfassung nicht vorgesehenes Koordinierungs- und Entscheidungszentrum und umfaßte Regierungs- und Oppositionsvertreter sowie Mitarbeiter der Geheimdienste.

9. Meins, Holger

1941-1974; Gründungsmitglied der RAF; verhaftet am 2.6.1974 in Frankfurt/M.; er stirbt am 9.11.74 während des 3. Hungerstreiks von 40 Gefangenen, der sich gegen die Sonderbehandlung richtet, durch bewußte Fahrlässigkeit des zuständigen Arztes.
Literatur: Dokumente. Holger Meins ist tot. Stuttgart: Selbstverlag, 1975
Literatur: Zum 3. Hungerstreik und zum Tode von Holger Meins. Beiträge in: Der Kampf gegen die Vernichtungshaft. Hrsg. von Komitees gegen Folter an politischen Gefangenen in der BRD. o.O.: Eigenverlag, 1975

10. Wallraff, Günter

Linker investigativer Schriftsteller
Literatur: Günter Wallraff: Der Aufmacher. Köln: Kiepenheuer & Witsch Verlag, 1977

11. Sozialistisches Büro

1969 von Linken gegründet, die sich weder in den damals entstandenen neostalinistischen K-Gruppen, der DKP oder den spontaneistischen Gruppen politisch wiederfanden. Loser Zusammenschluß von Linksintellektuellen mit 'kritischer Begleitung' der SPD und später der Grünen.
Literatur: Sozialismus oder Terrorismus. links-Reprint. Offenbach: Verlag 2000, 1977

12. SPK

Sozialistisches Patientenkollektiv; gegründet von dem Assistenzarzt Dr. Wolfgang Huber; das SPK wollte aus der »Krankheit eine Waffe machen«; hatte 1970 ca. 500 Mitglieder; war eine Selbsthilfeorganisation und thematisierte die krankmachende Gesellschaft; das SPK solidarisierte sich mit der RAF; eine Reihe von Mitgliedern des SPK ging nach dessen Kriminalisierung und Zerschlagung in die Illegalität.
Literatur: Sozialistisches Patientenkollektiv: Aus der Krankheit eine Waffe machen. Eine Argumentationsschrift des SPK an der Universität Heidelberg. München: Trikont Verlag, 1973
Literatur: Kleinkrieg gegen Patienten. AStA-Dokumentation zur Verfolgung des SPK Heidelberg. Hrsg. vom AStA Heidelberg. Heidelberg: KRRIM, Selbstverlag für Krankheit, 1987 (Neuauflage)
Literatur: Lutz Taufer: Gedanken gegen die Mauern, in: PIZZA (Hg.): Odranoel. Die Linke - zwischen den Welten. Hamburg: Libertäre Assoziation, 1992

13. Freiraum-Gebilde

Meint einen Theoriebegriff, der in den 60er und 70er Jahren diskutiert wurde und in die Alternativbewegung einfloß: Der Innenraum des (isolierten) Individuums als scheinbar einziger Ort zur Realisierung sozialer Hoffnung steht der Umsetzung des subjektiven Wollens in ein in die Gegenwart eingreifendes und gleichzeitig utopiehaltiges Handeln gegenüber.
Literatur: Autonomie oder Getto? Kontroversen über die Alternativbewegung. Frankfurt/M.: Verlag Neue Kritik, 1978

14. Mahler, Horst

* 1936; Verteidiger in Studentenprozessen, Rechtsanwalt von Andreas Baader im Kaufhausbrandprozess; RAF; Mitarbeiter an dem RAF-Strategiepapier 'Die neue Straßenverkehrsordnung'; Festnahme am 8.10.70; 1974 zu 14 Jahren wegen RAF-Mitgliedschaft und Banküberfall verurteilt; nach Distanzierung von der RAF schließt er sich der maoistischen KPD an; 1980 Haftentlassung auf Bewährung.
Mit dem »frühen Mahler« ist wohl der engagierte Rechtsanwalt und Mitautor der ersten RAF-Schriften u.a. 'Die Rote Armee aufbauen' gemeint.
Literatur: Klaus Bittermann (Hg.): Die alte Straßenverkehrsordnung. Dokumente der RAF. Berlin: Edition Tiamat, 1986

15. Chile

Am 11.9.1973 putschte das Militär unter General Pinochet gegen die demokratisch gewählte Regierung unter Salvador Allende (1970-1973). Maßgeblich beteiligt war neben dem CIA das US-Unternehmen ITT. Auslösende Gründe waren neben der Nationalisierung der Schwerindustrie (Kupferbergbau) die Agrarreform sowie der von der Allende-Regierung erfolgte Aufbau neuer sozialer Strukturen (poder popular).
Literatur: Franz-Josef Gaber, Brigitte Heinrich. Betrifft: Chile. Die ITT-Dokumente. US-Imperialismus in Lateinamerika. Frankfurt/M.: Mega-Press, 1974
Literatur: Chile Nachrichten, Berlin 1973 ff.

16. El-Al

Israelische Luftfahrtgesellschaft

17. MIR

Movimiento de la Izquierda Revolucionaria - Bewegung der revolutionären Linken; legale linksradikale Organisation während der Allende-Regierung; beteiligte sich u.a. an den Landbesetzungen, um den Umstrukturierungsprozess zu beschleunigen.
Nach dem Militärputsch 1973 illegalisiert.
Literatur: Verstärkt die Solidarität mit dem revolutionären linken Widerstand. Chiledokumentation. o.O.: Selbstverlag, 1971
Literatur: Fernando Mires: Die Militärs und die Macht. Thesen zum Fall Chile. Berlin: Rotbuch Verlag, 1975
Literatur: Revolution und Konterrevolution in Chile. Analyse zu einem Lehrstück. Darmstadt: Luchterhand Verlag, 1975

18. »Spiele«

gemeint sind damit die Olympischen Spiele im September 1972 in München.

19. GUPS/GUPA

Generalunion palästinensischer Studenten/Generalunion palästinensischer Arbeiter; 1972 von den BRD-Behörden verboten.
Literatur: Der neue Antisemitismus. Die Liquidierung von Ausländerorganisationen in der BRD. Zum Verbot von GUPS und GUPA. München: Trikont, 1972
Literatur: Björn Pätzold: Zur Ausweisungspolitik der Bundesrepublik Deutschland, in: Gilbert Mury: Schwarzer September. Analysen, Aktionen und Dokumente. Berlin: Wagenbach, 1974

20. Vernichtungshaft

Unter Vernichtungshaft wird die 'Sensorische Deprivation' verstanden, d.h. der Entzug aller Sinneswahrnehmungen, auch bekannt als 'weiße Folter'. Sie wurde in den frühen siebziger Jahren in der Hamburger Uniklinik in der sogenannten »camera silens« erforscht. Die sensorische Deprivation führt zu schweren körperlichen und psychischen Schäden wie Konzentrationsstörungen, Gedächtnisstörungen, Sinnestäuschungen und Gewichtsverlust.
Im 1. Hungerstreik (17.1.-12.2.73) fordern 40 politische Gefangene für sich den Normalvollzug und Gleichbehandlung sowie eine Entlassung von Ulrike Meinhof aus dem Toten Trakt; die Justiz reagiert mit Wasserentzug.
Literatur: Der Kampf gegen die Vernichtungshaft. Reden der Gefangenen aus der RAF im Baader-Befreiungsprozess; Counterinsurgency gegen die RAF; Die Dialektik des Kampfes gegen die Vernichtungshaft. Hrsg. von Komitees gegen Folter an politischen Gefangenen in der BRD. o.O.: Eigenverlag, 1974
Literatur: Bericht über Vernichtungshaft und Isolationsfolter in Gefängnissen der BRD und Westberlin (1979-1974). Widerstandsaktionen. Berlin: Arbeitsgruppe 'Menschenrechte im Strafvollzug', 1974

21. Regierungsverantwortung

der sozialliberalen Koalition ab Oktober 1969

22. Pariser Mai

Ausgangspunkt der Unruhen im Mai 1968 ist die Besetzung der Pariser Universität; nach militanten Kämpfen der StudentInnen solidarisieren sich Millionen von ArbeiterInnen mit einem Generalstreik und gemeinsamen Demonstrationen, u.a. werden die Renault-Werke bei Flins besetzt. Im Pariser Odeon-Theater, das ebenfalls besetzt ist, wird permanent über die Möglichkeit einer Kulturrevolution diskutiert. Staatspräsident de Gaulle versichert sich in Deutschland der Loyalität der dort stationierten Truppen. Gaulisten, Staatsapparat und KPF gelingt es Ende des Monats, die im Entstehen begriffene Koalition zwischen StudentInnen, ArbeiterInnen und Teilen der Mittelschicht zurückzudrängen.
Literatur: Walter Kreipe: Studenten in Frankreich. Hintergrund und Potential einer politischen Bewegung, in: Kursbuch 13 (Juni 1968). Studenten und Macht.
Literatur: Walter Kreipe: Spontanität und Organisation. Lehren aus dem Mai bis Juni 1968, in: Kursbuch 16 (März 1969). Kulturrevolution - Dialektik der Befreiung.
Literatur: Jean-Paul Sartre: Mai 68 und die Folgen. Reden, Interviews, Aufsätze. Reinbek: Rowohlt Verlag, 1974
Literatur: Renet Vienet: Mai '68. Wütende und Situationisten in der Bewegung der Besetzungen. Hamburg: Edition Nautilus, 1977

23. Griechenland

Ende der Militärdiktatur unter Papadopulus und Pattakos im Juli 1974. Vorausgegangen waren die Unruhen in Athen am 4.11.1973, die vom dortigen Polytechnikum ausgingen, das aus Protest gegen die Militärjunta besetzt wurde. Joaunidis, Chef der Militärpolizei, stürzte Papadopulus und übernahm für kurze Zeit die diktatorische Macht.
Literatur: Marios Nikolonakos: Widerstand und Opposition in Griechenland. Vom Militärputsch 1975 zur neuen Demokratie. Darmstadt: Luchterhand Verlag, 1975

24. Portugal

Im April 1974 findet ein Putsch linker Militärs gegen die seit 1926 andauernde Diktatur unter Salazar/Caetano statt (»Revolution der Nelken«; »Bewegung der Streitkräfte« (MFA) unter Generaloberst Otelo de Carvalho.) Damit enden auch die Kolonialkriege Portugals in Angola, Mozambique und Guinea Bissau.
1975 spaltet sich die »Bewegung der Streitkräfte«. Unter Mithilfe der Sozialistischen Internationalen entsteht ein sozialdemokratischer Flügel; Kreditsperren und militärische Drohgebärden der NATO helfen, die Integration nach Westeuropa zu forcieren und die innenpolitischen Prozesse (Verstaatlichungen, Landverteilungen) schrittweise rückgängig zu machen.
Literatur: Arno Münster: Portugal. Jahr der Revolution. Eine analytische Reportage. Berlin: Rotbuch, 1975
Literatur: Günter Schröder (Hg.): Portugal. Materialien und Dokumente zur Revolution. Gießen: Focus Verlag, 1976

25. Nordirland

Bezieht sich vermutlich auf das Waffenstillstandsabkommen zwischen der IRA und der britischen Regierung vom Dezember 1974.

26. Ölkrise

Siehe auch:Anmerkung 17 zu Kapitel 10

27. Zerfall der NATO

Meint wahrscheinlich den zeitlich begrenzten Austritt Griechenlands aus der NATO (westliches Militärbündnis) im August 1974 als Reaktion auf die Invasion Zyperns durch das NATO-Mitglied Türkei im Juli 1974.

28. Fordstreik

Fordstreik in Köln im August 1973; von Februar bis Oktober 1973 finden bundesweit wilde Streiks von mehreren zehntausend Arbeitern in der Auto- und Stahlindustrie statt; in einigen Betrieben werden die Streiks in einer konzertierten Aktion von Polizei und Werkschutz (z.T. mit Billigung der Gewerkschaft) niedergeschlagen.Literatur: Betriebsgruppe Ford der Gruppe Arbeiterkampf (Hg.): Streik bei Ford. 24.-30. August 1973. o.O.: Selbstverlag, 1974

29. Wyhl

Im badischen Wyhl wurde durch einen breiten Bürgerprotest das geplante AKW verhindert. Dabei kam es bei der Räumung des besetzten Baugeländes am 20.2.1975 zu massiven Polizeieinsätzen, vielen Verhaftungen und Strafverfahren.
Literatur: Nina Gladitz: Lieber heute aktiv als morgen radioaktiv. Wyhl: Bauern erzählen. Warum Kernkraftwerke schädlich sind: Wie man eine Bürgerinitiative macht: und wie man sich dabei verändert. Berlin: Wagenbach Verlag, 1976

30. Rathausbesetzung

Im Juli 1973 besetzten Mitglieder der maoistischen KPD das Bonner Rathaus und hißten dort die Flagge der FNL und die Nordvietnams.

31. Notstandsgesetze

Wichtiger innenpolitischer Konflikt ab 1962; am 30.5.1968 von der Großen Koalition (CDU/SPD) verabschiedet. Die Notstandsgesetze regeln die Einschränkung der in der deutschen Verfassung festgehaltenen Grundrechte, u.a. auch den Einsatz der Bundeswehr gegen Streiks im Falle eines Ausnahmezustandes. Gegen die Notstandsgesetze gingen hundertausende ArbeiterInnen, StudentInnen und Menschen aus dem liberalen Bürgertum auf die Straße.
Literatur: Kursbuch 12/1968: Der nicht erklärte Notstand. Dokumente und Analysen eines Berliner Sommers. Frankfurt/M.: Suhrkamp Verlag, 1968
Literatur: Antonia Grunenberg: Notstand der Opposition oder: wie sich die liberale Notstandsopposition selbst den Todesstoß gab; in: Redaktion Diskus (Hg.): Küss den Boden der Freiheit. diskus-Texte der Neuen Linken. Berlin-Amsterdam: Edition ID-Archiv, 1992

32. Poulantzas, Nicos

französischer Staatstheoretiker; seine Schriften wurden in den 70er Jahren von bundesrepublikanischen linksradikalen Gruppen und Organisationen rezipiert.
Literatur: Nicos Poulantzas: Die Krise der Diktaturen. Portugal, Griechenland, Spanien. Frankfurt/M.: Suhrkamp Verlag, 1975
Literatur: Politische Macht und gesellschaftliche Klassen. Frankfurt/M.: Athenäum Verlag, 1975

33. Italien

Bezieht sich wahrscheinlich auf die »Strategie der Spannung«, deren Ziel es war, mittels Bombenanschlägen (z.B. in Mailand, 1969) und permanenten Putschgerüchten den städtischen und ländlichen Revolten einen zunehmend autoritären Staat entgegenzusetzen.

34. RAF

Rote Armee Fraktion; die erste programmatische Erklärung anläßlich der Befreiung von Andreas Baader am 14.5.1970 hieß:
Literatur: »Die Rote Armee aufbauen.«

35. Bewegung 2. Juni

Im Juni 1972 erschien das 'Bewegung 2. Juni - Programm'.
Beide Texte in:
Literatur: Peter Hein: Stadtguerilla/Bewaffneter Kampf in der BRD und Westberlin. Eine Bibliographie. Berlin-Amsterdam: Edition ID-Archiv, 1989

36. teach-in

Vortrag oder Diskussion (meist an der Uni); wird seit 1965 so bezeichnet

37. Hausbesetzungen

Bereits Anfang der 70er Jahre organisierten AktivistInnen aus dem antiautoritären Flügel der StudentInnenbewegung erste Hausbesetzungen, u.a. in München, Köln, Frankfurt, Göttingen und Hamburg.
Literatur: Frankfurter Häuserrat: Wohnungskampf in Frankfurt. München: Trikont Verlag, 1974

38. Vietnam

siehe Anmerkung 9 zu Kapitel 1

39. Verminung der Häfen durch die USA

Im Zuge der Eskalation des Krieges gegen Nordvietnam verhängt US-Präsident Nixon im Mai 1972 eine Seeblockade und ordnet die Verminung der nordvietnamesischen Häfen an; gleichzeitig finden die Pariser Friedensverhandlungen statt. Es kommt zu weltweiten Protesten; in der BRD gehen 100.000 Menschen auf die Straße.

40. links

Monatszeitschrift des Sozialistischen Büros. Offenbach, 1969 ff

41. Probleme des Klassenkampfs

Prokla - Zeitschrift für politische Ökonomie und sozialistische Politik. Berlin, 1971<\!p>ff.

42. Langer Marsch

Zeitschrift für eine neue Linke. Berlin, 1972-1977
Undogmatisch-reformistische Zeitschrift aus einer Strömung des ehemaligen Berliner SDS.

43. Mao Tse-tung

1893-1976; Revolutionär, Philosoph und Schriftsteller; Mitbegründer der KP Chinas; organisierte ab 1925 Bauernaufstände bis zum Sieg der Revolution 1949; danach erster Vorsitzender des Zentralrats der Volksrepublik China.
Literatur: Mao Tse-tung: Theorie des Guerillakrieges oder Strategie der Dritten Welt. Reinbek: Rowohlt, 1966

44. Guevara, Ernesto »Che«

1928-1967; in Argentinien geboren; Revolutionär und Protagonist der kubanischen Revolution; zeitweilig Präsident der kubanischen Nationalbank und Industrieminister. Beim Versuch im bolivianischen Dschungel eine Guerilla aufzubauen (Focustheorie) vom Militär (mit Unterstützung der CIA) gefangengenommen und ermordet.
Literatur: Ernesto Che Guevara: Guerilla - Theorie und Methode. Sämtliche Schriften zur Guerillamethode, zur revolutionären Strategie und zur Figur des Guerilleros. Berlin: Wagenbach, 1968
Literatur: Ernesto Che Guevara: Der Partisanenkrieg. Hamburg: Cicero Press, 1968
Literatur: Ernesto Che Guevara: Bolivianisches Tagebuch. München: Trikont Verlag, 1973

45. Tupamaros

Die Tupamaros in Uruguay entstanden Anfang der 60er Jahre; mit der offiziellen Gründung der MLN wurde aus der ehemaligen Sammlungsbewegung eine Organisation. Nach der Erklärung des »Inneren Notstands« im April 1972 wurden die inhaftierten Kader der Tupamaros als Geiseln gegen die Organisation gehalten. Im September 1972 war die MLN zerschlagen, die Mitglieder weitgehend inhaftiert oder exiliert.
Literatur: wir, die tupamaros. Antiimperialistischer Kampf, Materialien & Diskussion. Frankfurt/M.: Verlag Roter Stern, 1974
Literatur: Alex Schubert: Stadtguerilla. Tupamaros in Uruguay - Rote Armee Fraktion in der BRD. Berlin: Wagenbach, 1971
Literatur: Bermejo, Ernesto Gonzales. Hände im Feuer. Ein Tupamaro blickt zurück. Gießen: Focus Verlag, 1986
Literatur:Mauricio Rosencof: Wie Efeu an der Mauer. Hamburg: Libertäre Assoziation, 1990
Literatur: Ernesto Kroch: Uruguay zwischen Diktatur und Demokratie. Frankfurt/M.: Dipa Verlag, 1991

46. Massenarbeiter

Meint den unqualifizierten Lager- oder Transportarbeiter, den Arbeiter am Band, Frauen, Ausländer und Jugendliche im Betrieb, die im Unterschied zum Facharbeiter keine traditionelle Bindung gegenüber der kapitalistischen Produktivität und der Entwicklung der Industriegesellschaft haben.
Literatur: Potere Operaio: Was ist Arbeitermacht? Berlin: Merve Verlag, 1972
Literatur: Toni Negri: Massenautonomie gegen den historischen Kompromiß. München: Trikont Verlag, 1977

47. Berufsverbot

Der im Januar 1972 von der SPD-Regierung verabschiedete »Radikalenerlaß« sollte alle BewerberInnen für den öffentlichen Dienst auf die »freiheitlich-demokratische Grundordnung« verpflichten und den Zugang für »ExtremistInnen« in den Staatsdienst verschließen. Antwort auf den von der Studentenbewegung propagierten »Marsch durch die Institutionen«. Bis 1979 ist das Berufsverbot die Grundlage für die politische Überprüfung von ca. 2 Millionen BewerberInnen und Hunderten von Berufsverboten, vor allem gegen LehrerInnen. Im Januar 1979 wird der »Radikalenerlaß« aufgehoben.
Literatur: 3. Internationales Russell-Tribunal: Zur Situation der Menschenrechte in der Bundesrepublik Deutschland.
Band 1: Dokumente, Verhandlungen, Ergebnisse der 1. Sitzungsperiode
Band 2: Das Schlußgutachten der Jury zu den Berufsverboten
Berlin: Rotbuch Verlag, 1978

48. Marighella, José (Carlos)

Brasilianischer Theoretiker und Revolutionär; ideologischer Kopf der ALN (Aktion der Nationalen Befreiung); 1969 ermordet.
Literatur: Carlos Marighella: Für die Brasilianische Revolution. o.O.: Selbstverlag, 1970
Literatur: Carlos Marighella: Mini-Handbuch des Stadtguerilla, in: Tricontinental, Nr. 16/190 (auch diverse Nachdrucke)

49. Dutschke, Rudi

1940-1979; wichtiger Theoretiker der außerparlamentarischen Opposition (APO); Haßobjekt der Springerpresse; am 11.4.1968 vom Arbeiter Joseph Bachmann niedergeschossen; Besuche bei RAF-Gefangenen und solidarisch-kritische Position zum bewaffneten Kampf; Mitte der 70er Jahre an linken Strategiediskussionen bzw. an Überlegungen zu einer linkssozialistischen Partei beteiligt.
Literatur: Rudi Dutschke: Aufrecht gehen. Eine fragmentarische Autobiographie. Berlin: Olle und Wolter, 1981
Literatur: Mein langer Marsch. Reden, Schriften und Tagebücher aus zwanzig Jahren. Hrsg.: Gretchen Dutschke-Klotz u.a.. Reinbek: Rowohlt, 198050. Rabehl, Bernd
Wortführer in der APO; war mit Rudi Dutschke über die Gruppe »Subversive Aktion« zum SDS gestoßen; 1967 SDS-Vorsitzender; Mitte der 70er Jahre Mitarbeiter bei der Zeitschrift Langer Marsch.
Literatur: Frank Böckelmann, Herbert Nagel (Hg.): Subversive Aktion: Der Sinn der Organisation ist ihr Scheitern. Frankfurt/M.: Verlag Neue Kritik, 1976

51. Negt, Oskar

* 1934; Soziologe
Literatur: Oskar Negt: Politik als Protest. Reden und Aufsätze zur antiautoritären Bewegung. Frankfurt/M.: 1971
Literatur: Die Auferstehung der Gewalt. Springerblockade und politische Reaktion in der Bundesrepublik. Hrsg. v. Heinz Grossmann und Oskar Negt. Frankfurt/M.: EVA, 1968

52. K-Gruppen

Die drei K-Parteien KPD/AO (Kommunistische Partei Deutschlands/Aufbauorganisation) bzw. KPD; KBW (Kommunistischer Bund Westdeutschlands);, KPD/ML (Kommunistische Partei Deutschland/Marxisten Leninisten) waren:
- Marxisten, Leninisten, Stalinisten, Maoisten unterschiedlicher Couleur, Ausrichtung und außenpolitischer Orientierung (China, Albanien)
- innerparteilich autoritär und hatten hierarchische Strukturen
- radikale Kritiker des sowjetischen Sozialismusmodells (»Sowjetimperialismus«)
- nationalistisch angehaucht, was sich u.a. in der Forderung nach Wiedervereinigung »Für ein vereintes, unabhängiges Deutschland« (Roter Morgen, 1. Mai 1972) äußerte.
Nicht wenige der damaligen K-Gruppen-Protagonisten sind heute Wortführer der Grünen (A. Vollmer, U. Knapp, J. Schmierer u.v.a.)
Literatur: Wir waren die stärksten der Parteien. Erfahrungsberichte aus der Welt der K-Gruppen. Berlin: Rotbuch Verlag, 1978
Zahlen und Daten, mit zum Teil Verfassungsschutzinformationen zu den verschiedenen K-Gruppen, in:
Literatur: Gerd Langguth: Protestbewegung. Entwicklung, Niedergang und Renaissance. Die neue Linke seit 1968. Köln: Verlag Wissenschaft und Politik, 1983

53. Sponti-Linke

eher informelle Gruppen; Anfang der 70er Jahre in Großstädten entstandenes Selbstverständnis einer undogmatischen Linken mit dem Schwerpunkt Stadtteil- und Betriebsarbeit; Mitte der 70er Jahre starke Bezugnahme auf die autonomen Kämpfe in Italien.
Literatur: Johannes Schütte: Revolte und Verweigerung. Zur Politik und Sozialpychologie der Spontibewegung. Gießen: Focus Verlag, 1980
Literatur: Zeitschriften
Wir wollen alles - Zeitschrift arbeitender Gruppen. Frankfurt/M.: 1973-1974
Autonomie - Materialien gegen die Fabrikgesellschaft. Frankfurt/M., München: 1975-1979

54. Baader, Andreas

1943-1977; wegen Kaufhausbrandstiftung am 5.4.1968 festgenommen; nach zwei Monaten U-Haft entlassen; flieht nachdem das Urteil rechtskräftig ist und das Gnadengesuch abgelehnt wurde; festgenommen am 4.4.70; wird einen Monat später befreit; am Aufbau der RAF beteiligt; festgenommen am 2.6.72 in Frankfurt/M.; am 28.4.1977 zu einer lebenslänglichen Freiheitsstrafe verurteilt, am 18.10.1977 wird Andreas Baader tot in seiner Zelle in Stuttgart-Stammheim aufgefunden.
Literatur: Andreas Baader; Gudrun Ensslin; Thorwald Proll; Horst Söhnlein: Vor einer solchen Justiz verteidigen wir uns nicht. Schlußwort im Kaufhausbrandprozeß. Frankfurt M./Berlin: Edition Voltaire, 1968
Literatur: Karl-Heinz Weidenhammer: Selbstmord oder Mord? Das Todesermittlungsverfahren: Baader/Ensslin/Raspe. Kiel: Neuer Malik Verlag, 1988
Persönlich zuzuordnende Texte, in:
Literatur: texte: der RAF. Malmö: Verlag Bo Cavefors, 1977
Literatur: Das info. Briefe der Gefangenen aus der RAF 1973-1977. Hrsg. v. Pieter H. Bakker Schut. Kiel: Neuer Malik Verlag, 1987

55. Rache

Nach dem Tod von Holger Meins am 9.11.1974 kommt es neben einigen Brandanschlägen in vielen Städten Westdeutschlands und in Westberlin zu über 50 Demonstrationen und zum Teil schweren Auseinandersetzungen mit der Polizei.

56. Drenckmann, Günter von

Kammergerichtspräsident in Berlin; bei einem Entführungsversuch am 10.11.74 von einem Kommando der Bewegung 2. Juni erschossen.

57. Rauch, Georg von

1947-1971, umherschweifender Haschrebell; im Juli 1969 Teilnahme am Ebracher Knastcamp; 6.2.70 verhaftet und wegen »Nötigung, Körperverletzung, versuchten schweren Raubs« angeklagt, weil er und andere einen Quick-Reporter verprügelt hatten; Prozeß nach 14 Monaten Untersuchungshaft 1971. Nach der Bekanntgabe der Haftverschonung für die Mitangeklagten Baumann und Weißbecker kommt es im Gerichtssaaal zu einem »Verwechslungs-go-out«; Georg von Rauch lebt fortan im Untergrund; bei der RAF-Fahndung am 4.12.1971 erschossen.
Literatur: Die Erschießung des Georg von Rauch. Eine Dokumentation anläßlich der Prozesse gegen Klaus Wagenbach. Berlin: Wagenbach Verlag, 1976

58. Grashof, Manfred

* 1946; desertierte 1969 von der Bundeswehr nach Westberlin, am 27.7.69 an die BRD ausgeliefert; RAF; nach einem Schußwechsel mit der Polizei am 2.3.72 in Hamburg verhaftet, zu lebenslänglich verurteilt; trennte sich in den 80er Jahren von der RAF; am 30.11.1988 begnadigt.
Literatur: Manfred Grashof: Einige Überlegungen zur Desertion, in: Horst Mahler; Ulrich K. Preuss; Deserteur Kollektiv: BIG LIFT oder die Freiheit der Deserteure. Berlin: Edition Voltaire, 1969

59. Anarchisten

Bezieht sich auf den Artikel 'Leninisten mit Knarre' in der agit 883, Nr.86/1971, auch in:
Literatur: Bernd Kramer u.a. »Ich hasse, zu hassen«. Offener Brief an Horst Mahler. Berlin: Karin Kramer Verlag, 1988

60. Kramer

gemeint ist der Karin Kramer Verlag, Berlin.

61. Springer

Am 19. Mai 1972 explodierten zwei Bomben im Axel-Springer-Verlag, Hamburg. Dabei wurden 17 ArbeiterInnen verletzt. Das RAF-Kommando '2. Juni' übernimmt die Verantwortung für den Anschlag, bedauert aber, daß es bei der Aktion Verletzte gab und verweist auf die dreimalige Warnung, trotz derer das Gebäude nicht geräumt wurde.

62. Hungerstreik der RAF

Der dritte Hungerstreik der RAF fand vom 13.9.74 - 5.2.75 statt.

63. DKP

Deutsche Kommunistische Partei
1968 gegründet; vollkommen unkritisch Ostblock- und DDR-orientiert; erhielt bis zur Staatsauflösung aus der DDR hohe Summen an Unterstützung.
Literatur: UZ - Unsere Zeit. Düsseldorf: 1968 ff.

64. Sozialistisches Büro

Siehe auch:Anmerkung 11 zu Kapitel 2

65. Einschätzung Genosse Mahler

Literatur: Die Solidarität mit den Genossen der RAF organisieren? Die Massen gegen die staatliche Unterdrückung zusammenschließen! Die Kritik an der falschen Linie der RAF entfalten! Erklärung Horst Mahlers. Hrsg.: Landesvorstand der Roten Hilfe e.V. o.O.: Selbstverlag, 1974

66. Rote Brigaden

Italienische Stadtguerilla; die erste Aktion (Brandsatz auf den Wagen eines Siemens-Managers) unter dem Namen fand 1970 statt.
Originaltexte der Brigate Rosse:
Literatur: 1. Interview der Roten Brigaden, in: Sozialistisches Jahrbuch. Berlin: Wagenbach Verlag, 1973
Literatur: FIAT: Arbeiter produzieren die Krise. Gegenmacht als Kampfform. München: Trikont Verlag, 1974

67. Münchener Theoriewichser

Gemeint sind damit die nur an den Unis agierenden Roten Zellen, die sich ab 1977 Marxistische Gruppe (MG) nannten; die MG löste sich im Herbst 1991 auf.

68. Straßenbahnaktionen

Fahrpreiskämpfe und 'Rote-Punkt-Aktionen' Mitte der 70er Jahre; die ersten Aktionen gab es bereits im Januar 1968 in Bremen.

69. Hölz, Max

* 1889-1933; linksradikaler deutscher Revolutionär, hat mehrere Gefängnisstrafen abgesessen, ohne von seinen politischen Ideen abzurücken; 1929 Übersiedelung nach Moskau; vermutlich vom sowjetischen Geheimdienst ermordet.
Literatur: Max Hölz: Vom 'Weißen Kreuz' zur Roten Fahne. Jugend-, Kampf- und Zuchthauserlebnisse. Frankfurt/M.: Röderberg, 1984

70. Notarnicola, Sante

* 1938; ab 1956 Überfälle auf Banken und Fiat mit dem Ziel der »Vergesellschaftung des Eigentums«; 1968 verhaftet; nach 21 Jahren 1989 in die sogenannte »Halbfreiheit« (Freigänger) entlassen.
Literatur: Sante Nortarnicola: Der Bankräuber aus der Berriera. Die Lebensgeschichte des Revolutionärs Sante Notarnicola - von ihm selbst aufgeschrieben. München: Trikont, 1974
Literatur: Die Kristalle des Himmels zerbrechen. Gedichte. Köln: GNN Verlag, 1990
Literatur: Proletariat und Subproletariat. Der Fall des Bankräubers Sante Notarnicola. Eine Debatte aus der Tageszeitung Il manifesto. Berlin: Merve Verlag, 1972

71. Jusos

Jungsozialisten in der SPD; Nachwuchsorganisation der SPD.

72. Nixon, Richard

ab 1969 US-Präsident; strammer Antikommunist, reiste dennoch 1972 in die VR China; mußte 1974 wegen der »Watergate-Affäre« zurücktreten.

73. General Schneider

Oberkommandierender der chilenischen Armee; wurde in einer Destabilisierungskampagne durch ein Komplott von chilenischen Rechten, CIA und ITT 1970 ermordet.

74. Renault-Arbeiter

Literatur: Jacques Fremontiers: Renault - die Arbeiterfestung. München: Trikont Verlag, 1975

75. Abendroth, Wolfgang

1906-1985; Linkssozialistischer Professor in Marburg; unterstützte den SDS; war u.a. auch am Vietnam-Tribunal der Russell Peace Foundation beteiligt.
Literatur: Wolfgang Abendroth: Sozialgeschichte der europäischen Arbeiterbewegung. Frankfurt/M.: Suhrkamp Verlag, 1975

76. Schütz, Klaus

Ehemaliger regierender Bürgermeister in Berlin.

77. Schmidt, Helmut

* 1918; Sozialdemokrat; 1969-1972 Bundesverteidigungsminister; 1972-1974 Wirtschafts- und Finanzminister; 1974-1982 Bundeskanzler.

78. Strauß, Franz-Josef

1915-1988; in den 50er Jahren Atomminister; langjähriger Parteivorsitzender der CSU und bayerischer Ministerpräsident; traf sich 1975 mit Mao Tse-tung in Peking; fädelte in den 80er Jahren den »Milliardenkredit« für die DDR ein.

79. Quandt, Herbert

* 1910; deutscher Großindustrieller

80. Flick, Friedrich-Karl

deutscher Großindustrieller

81. Springer, Axel

Größter konservativer Zeitungsverleger in der BRD

82. Schalke 04

traditionsreicher Fußballverein in Gelsenkirchen.

83. OECD

Organisation für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit
1961 von westlichen Industrieländern gegründete transnationale Organisation; analysiert und koordiniert die ökonomischen Prozesse in den Metropolen und die Strategien gegenüber dem Trikont.

84. Kafr Kassem

Arabisches Dorf in Israel. Im Oktober 1956 wurde von der israelischen Grenzpolizei ohne Vorankündigung eine Ausgangssperre verhängt. Die BewohnerInnen, auf dem Weg von der Arbeit ins Dorf, wurden davon überrascht. Bei Massenerschießungen wurden über 70 Personen ermordet.

85. Camp David

17.9.1978; Rahmenabkommen zwischen Israel und Ägypten. Mit einer Reise nach Israel nimmt der ägyptische Staatspräsident Sadat im November 1977 Friedensverhandlungen mit Israel auf, die unter der Schirmherrschaft des amerikanischen Präsidenten Carter im September 1978 in Camp David, USA, fortgesetzt werden. Dieses separate Abkommen zwischen Ägypten und Israel wird von der PLO und den arabischen Staaten scharf angegriffen, Ägypten aus der arabischen Liga ausgeschlossen, alle arabischen Botschafter werden vorläufig aus Ägypten abgezogen.

86. Sadat, Anwar El

1918-1981; 1952 mit Nasser am Sturz der ägyptischen Monarchie beteiligt. 1981 wird er als Staats- und Ministerpräsident während einer Truppenparade erschossen. Die Täter kamen aus den Reihen der »Moslem-Bruderschaft«.

87. Holocaust-Spektakel

Im Frühjahr 1979 wird im deutschen Fernsehen der mehrteilige us-amerikanische Fernsehfilm 'Holocaust' gezeigt. Zum Verhältnis der deutschen Linken in dieser Zeit zum Antisemitismus und der deutschen Geschichte siehe auch den diskus Text von 1979:
Literatur: Moishe Postone: Antisemitismus und Nationalsozialismus, in: Redaktion diskus: Küss den Boden der Freiheit. diskus-Texte der Neuen Linken. Berlin-Amsterdam: Edition ID-Archiv, 1992

88. Birmingham

Bei Bombenexplosionen am 21.11.74 in zwei Pubs in Birmingham kamen 21 Menschen ums Leben. Sechs Iren wurden festgenommen und der Tat angeklagt. Während des Verlaufs des Wiederaufnahmeverfahrens - Jahre später - bekannte sich die IRA zu dem Anschlag. Die 'Birmingham Six' wurden erst 1991, nach 17 Jahren, als Opfer eines Justizirrtums freigelassen.
Literatur: The Birmingham Six - An Appalling Vista. Hrsg.: Oscar Gilligan, Jürgen Schneider, Ralf Sotscheck. Dublin: LiterÉire Publishers, 1990

89. Mailand

Bombenanschlag am 12.12.1969 auf der Piazza Fontana, bei dem mehrere Menschen getötet wurden. Das Attentat wurde den Anarchisten angelastet und gab Anlaß für eine Hatz auf Linke. Tatsächlich ging der Anschlag auf das Konto der italienischen Faschisten, gedeckt vom Staatsapparat.



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