Dieses Dokument ist Teil des Buches Wie geschmiert - Rüstungsproduktion und Waffenhandel im Raum Hamburg, 1998
22943 Trittau, Bei der Feuerwerkerei 4
Kapital: 7 Mio. DM
Beschäftigte: 650 (mit Tochterfirmen),
davon ca.250 in Trittau (1996)
Umsatz: 125 Mio. DM
(1996)
Geschäftsführer: Hanns-Jürgen Diederichs jr.
(seit 1983)
Ursprünglich als Unternehmen zur Herstellung von Klein- und Grossfeuerwerk sowie Notsignalen gegründet, befasst sich Nico-Pyrotechnik seit 1957 auch mit der Entwicklung und Fertigung von militärischen Produkten. Mit Silvesterfeuerwerk macht Nico-Pyrotechnik rund die Hälfte des Umsatzes12; in diesem Bereich gehört die Firma zu den grössten Produzenten weltweit. Nico stiftet Hamburg gelegentlich auch Grossfeuerwerke, z.B. beim "Alstervergnügen", und betreibt auf diese Weise Imagepflege.
Seit 1970 hält der einschlägig bekannte Rüstungskonzern Rheinmetall (genauer: die Rheinmetall Industrie AG, Ratingen) bei Nico 51 Prozent der Kommanditeinlage; die übrigen 49 Prozent liegen bei Hanns-Jürgen Diederichs jr. (Kuddewörde).
Nico verfügt über ein Netz internationaler Verbindungen. 1978 gründete die Trittauer Firma mit Chartered Industries of Singapore die Chartered Pyrotechnic Industries; 1979 folgte das Joint Venture Konic Inc. in Südkorea. Die Nico International Trading Inc. betreibt die Handelsgeschäfte im südostasiatischen Raum. In den letzten zehn Jahren hat Nico folgende Firmen erworben: die E. Liebenwein Schult KG in St. Veit an der Glan/ Österreich (1988), die Pyrotechnik Silberhütte im Harz/Sachsen-Anhalt (1991), die Oskar Lünig GmbH & Co. KG in Stuttgart (1992) und St. Stephan Zaphiroff Pyrotechnische Fabrik in Berlin (1994). Ausserdem wurde 1992 die Nico Pyroprecision Inc. in Ottawa (Kanada) gegründet und 1993 ein 49-Prozent-Anteil an der Pyrotechnik AB in Kungsbacka (Schweden) übernommen.13
Im militärischen Bereich bietet Nico, wie "Soldat und Technik" in einem PR-Artikel schreibt, "eine Produktpalette, die nahezu den gesamten Bedarf an pyrotechnischen Produkten moderner Streitkräfte aus einer Hand abdeckt."14
Wehrtechnisches Lieferprogramm von Nico-Pyrotechnik :15
Übungssysteme für Mörser
Zwischen 1967 und
1985 wurden diese Systeme bereits in 35 Armeen der Welt eingeführt.
Zu den Käufern gehörten neben der Bundeswehr, der US-Army
und mehreren europäischen Streitkräften auch Indien,
Indonesien, Peru und Südkorea.
Übungssyteme für die Panzerfaust 3 und andere
panzerbrechende Waffen
Die Übungsmunition für die
Panzerfaust 3 wurde ab 1990 von der Bundeswehr eingeführt.
Übungsmunition für 40-mm-Pistole und Gewehraufsätze
1985 bestellte die Bundeswehr 4.000.000 Schuss
40-mm-Übungsmunition bei Nico.
Weapon Effect Signature Simulator
Dieses System für
Schiessübungen ist von den Streitkräften der Niederlande
und von Singapur gekauft worden.
Landminen-Übungssystem
Luftzielsimulator LZS 5000 für Flugabwehrsysteme
Leucht- und Signalmittel
Das weitgefächerte
Nico-Angebot wurde 1992 durch eine 116-mm-Leuchtrakete - "ideal
für die schnelle Beleuchtung eines Gefechtsfeldes"
ergänzt.
Leuchtspurmunition für Panzermunition
Farbrauchkörper in neun verschiedenen Farben
Tarnnebel in verschiedenen Grössen und mit verschiedenen
Brennzeiten für Heeres- und Marinezwecke
Geliefert werden
die Nebel-Varianten HC (Hexachloraethan, toxisch), NT
(nichttoxisch), IR (auch gegen Infrarot-Ortung), KM
(Infanterienebel) und -seit 1993 als Weltneuheit - ein
Multispektralnebel NG 19. Letzterer wirkt auch gegen
Millimeterwellen, mit denen die Zielsuchköpfe von Flugkörpern
arbeiten.
CN-Tränengaskörper zum Einsatz bei Demonstrationen u.ä. (riot control)
Schock-/Blendgranaten z.B. zur Terroristenbekämpfung
1995 veranstaltete eine Gruppe deutscher Rüstungsunternehmen im Rahmen einer Ausstellung der US-Army (AUSA) in Washington einen "Heeresabend der deutschen Industrie" - zu den Gastgebern gehörte neben Managern von Rheinmetall, Wegmann und Thyssen Henschel auch Nico-Geschäftsführer Diederichs jr.16
Nico ist seit vielen Jahren Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Wehrtechnik (DWT). Bei der Jahrestagung 1995 der DWT-Sektion Schleswig-Holstein referierte der Laborleiter von Nico-Pyrotechnik, Dr. Krone, zum Thema "Pyrotechnische Nebel zur Tarnung und Täuschung im visüllen, infraroten und Radar-Bereich"17
Durch die Pyrotechnik Silberhütte im Harz, die seit 1991 zu zwei Dritteln Nico und zu einem Drittel dem Sportwaffenhersteller Umarex (Arnsberg) gehört, hat das Trittauer Unternehmen auch im Bereich Munitions-Delaborierung Fuss gefasst. Bis 1995 hat die Silberhütte über 6.000 Tonnen Leucht-, Signal- und Leuchtspurmunition der ehemaligen DDR-Streitkäfte entsorgt. Zusammen mit der Universität Dortmund hat Nico sich mit dem Problem der Entsorgung zeitabgelaufener Nebelmunition befasst; insbesondere die Beseitigung der HC-Nebel ist wegen ihrer toxischen Bestandteile besonders kompliziert.18
Nachtrag:
Im Frühjahr 1997 hat das Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung das Konsortium der Firmen Piepenbrock Pyrotechnik (Göllheim) und Nico Pyrotechnik mit der schnellen Lieferung von 150.000 Stück Schnellnebelflugkörper DM 55 im Wert von 31 Mio. DM beauftragt. Der "Wehrdienst" bemerkte dazu: "Die neue Nebelmunition löst die eingeführten DM 15/DM 35 ab und ist mittlerweile auch international auf grosses Interesse gestossen." (Wehrdienst Nr. 13/24.3.1997, S. 4) In der "Wehrtechnik" vom Juni 1997 erschien ein vierseitiges Firmenprofil über Nico-Pyrotechnik.
Anmerkungen: