Dieses Dokument ist Teil des Buches Wie geschmiert - Rüstungsproduktion und Waffenhandel im Raum Hamburg, 1998
20148 Hamburg (Rotherbaum), Mittelweg 141
Hauptgesellschafter der Firma war 1990 eine Stalco AG in Liechtenstein, bei der es sich offenkundig um eine Briefkastenfirma handelte.
1990 kam der Verdacht auf, dass die Firma zu einem europäischen Firmengeflecht gehörte, das der Irak zu Rüstungskäufen und geheimdienstlichen Operationen nutzte. Laut "Spiegel" galt sie sogar "lange Zeit als einer der wichtigsten Lieferanten Bagdads".9
Der irakische Geschäftsführer der Stalco Hamburg, Aziz Dhia Ghanni, wurde am 15. Juli 1990 von seinem Landsmann Hammed Abdul Hassan im Wiener Hilton-Hotel ermordet. Ghanni und Hassan waren beide Gesellschafter der Stalco Wien. Hassan gestand nach der Tat, Offizier des irakischen Nachrichtendienstes zu sein. Es gab Berichte, nach denen die Hamburger Stalco Kontakte zu dem österreichischen Patronenhersteller Hirtenberger unterhalten haben soll. Aber gute Beziehungen besass Stalco auch zu der Havert Industrie-Handelsgesellschaft, Neu-Isenburg, die eine wichtige Rolle bei der Aufrüstung der irakischen Scud-B-Raketen gespielt haben soll.
Im Hamburger Abendblatt (Überschrift "Terrornest für den Irak?"), in der taz ("Irak-Connection Wien-Hamburg?") und im Spiegel wurde über die verdächtigen Aktivitäten der Firma berichtet. Ein Sprecher der Hamburger Zollbehörden erklärte Anfang 1991, die Firma Stalco sei dort "nicht unbekannt"; Hinweise auf mögliche Verstösse gegen das Aussenwirtschafts- oder das Kriegswaffenkontrollgesetz würden überprüft. Als aber der Hamburger Senat 1995 nach dem Ergebnis der Ermittlungen gegen die Firma Stalco gefragt wurde, erklärte dieser: "Ein entsprechendes Verfahren konnte bei den Strafverfolgungsbehörden nicht ermittelt werden."10 Das erst aufgrund dieser Anfrage von der Hamburger Staatsanwaltschaft eingeleitete Ermittlungsverfahren hat offenbar zu keinen greifbaren Ergebnissen geführt.
Anmerkungen: