Presseerklärung des Kurdistan Informations-Zentrum (KIZ) Köln
PKK verkündet einseitigen Waffenstillstand
Abdullah Öcalan: Nutzen wir die Chance zum Frieden!
Der Vorsitzende der Arbeiterpartei Kurdistans PKK, Abdullah Öcalan,
hat am 28. August 1998 in einer Sendung des kurdischen Fernsehsenders MED-TV
einen einseitigen Waffenstillstand seiner Organisation ab dem 1. September
angekündigt.
Dieser Waffenstillstand ist vorerst zeitlich unbefristet und erstreckt
sich auf Nordkurdistan/Türkei. Abdullah Öcalan betonte jedoch,
daß er innerhalb der nächsten Wochen auf positive Reaktionen
von türkischer Seite hoffe. Dieser Waffenstillstand sei eine historische
Chance für die Türkei. Sie müsse genutzt werden. Sollte
es allerdings zu Angriffen auf die Guerilla kommen, werde diese von ihrem
Recht auf Selbstverteidigung Gebrauch machen.
A. Öcalan betonte, daß dieser Waffenstillstand kein Zeichen
der Schwäche sei. Im Gegenteil gründe dieser Schritt auf dem
Bewußtsein der eigenen Kraft. Die kurdische Seite erwarte positive
Schritte seitens der Türkei.
Die Machthaber in der Türkei müßten erkannt haben,
daß sie durch ein Beharren auf Krieg nichts gewinnen. Die beiden
militärischen Großoperationen dieses Jahres hätten zum
wiederholten Male die Erfolglosigkeit der türkischen Militärmaschine
erwiesen. Den Generälen sei dies bekannt und sie müßten
sich der Aussichtslosigkeit des Krieges bewußt sein. Schließlich
besitze die PKK das Potential, den Befreiungskrieg noch Jahrzehnte weiterzuführen.
Man dürfe sich auch nicht von Manövern einiger Kreise beirren
lassen, die den Krieg aus Eigeninteresse und zur eigenen Bereicherung befürworten.
Von diesen Kreisen seien mit Sicherheit Provokationen zu erwarten, jedoch
werde man auf kurdischer Seite nicht in diese Falle laufen.
Der Vorsitzende der PKK betonte, daß dieser Waffenstillstand
eine historische Chance für die beteiligten Konfliktparteien sei.
Ähnlich wie in Kolumbien oder Nordirland müsse sich die Vernunft
durchsetzen.
Wiederholt hat die PKK in den vergangenen Jahren eine politische Lösung
der kurdischen Frage angemahnt. Abdullah Öcalan hat oftmals seine
Bereitschaft zu einem Dialog mit der türkischen Seite bekundet und
mit zwei befristeten einseitigen Waffenstillständen 1993 und 1995
die Ernsthaftigkeit der kurdischen Seite unterstrichen.
Hintergrund dieses Schrittes ist u.a., daß die Führung des
Generalstabes in der Türkei wechselt. Der neue Generalstabschef Hüseyin
Kivrikoglu trat heute sein Amt an. Im Vorfeld wurde er in der Türkei
als „ehrenhafte Friedenskraft“ bezeichnet. Der Generalstabschef bestimmt
in der Türkei die Richtlinien der Politik. Zugleich reagierte damit
die kurdische Seite auf Signale aus Europa und der Türkei, die sich
für eine friedliche Lösung der kurdischen Frage aussprachen.