Auszüge
aus dem Anwaltsgespräch vom 5. Januar 2005
Warum
sollten Soldaten und Polizisten sterben?
[...]
Ihre zehn
Punkte umfassende Lösungsperspektive wurde an alle europäischen
Staatsoberhäupter und das europäische Parlament geschickt.
Es wurde eine Sensibilität erzeugt. Im Bericht des Europäischen
Parlaments wurden viele Punkte aufgenommen, aber im Bericht der Europäischen
Kommission wird die kurdische Frage nicht direkt erwähnt. Das
Problem werde aber hinter verschlossenen Türen diskutiert, heißt
es.
Gibt es einige
mündliche Sachen? Wahrscheinlich ist einiges mündlich. Gibt
es etwas über uns zwischen den USA, der EU und der Türkei?
Man kann das Zehn-Punkte-Paket für eine Lösung noch einmal
aktualisieren. Es wird ja wohl einen Dreiergipfel [zwischen den USA,
der Türkei und dem Irak] geben.
Ja, es heißt,
er werde in den nächsten Tagen stattfinden.
Unsere friedliche
Haltung kann man dem Gipfel mitteilen. Allen dreien, der Türkei,
den USA und dem Irak soll man unsere Botschaft übermitteln. Ich
habe dem Ministerpräsidenten schon zwei Briefe geschrieben. Den
ersten habe ich geschrieben, als Gül Ministerpräsident war.
Auf beide habe ich keine Antwort erhalten. An Erdogan habe ich noch
mal einen neunseitigen Brief geschrieben. Dies ist jetzt der dritte.
Bei unserem heutigen Gespräch werde ich den Inhalt wiedergeben.
Die Antwort des Ministerpräsidenten darauf ist sehr wichtig.
Es ist die letzte Chance. Wenn es nicht einige positive Schritte gibt,
wird sich nach dem Winter eine Bewegung auf dem Niveau von Guerilla,
auf dem Niveau von Serhildan einstellen. Aber wir wollen das nicht.
Das steht in dem Brief. Ich weiß nicht, wie er darauf antworten
wird. Leyla Zana und die anderen hatten sechs Monate Zeit gewollt,
das haben wir berücksichtigt. Wenn auf dem kommenden Dreiergipfel
die Entscheidung zur Liquidierung fällt, kann ich nichts weiter
tun. Ein dreiseitiger Angriff wird eine extrem gewalttätige Atmosphäre
schaffen. Sie werden dann in Innere der Türkei vorstoßen.
Sie werden sich nicht ergeben. Sie müssen dann selber wissen,
wer dafür verantwortlich ist.
Ich habe versucht, die Haftentlassung von Leyla Zana und den anderen
sowie den 17. Dezember positiv zu verwerten. Aber ich habe auch in
meinem Brief gesagt, wenn ein Angriff durch ein dreiseitiges Abkommen
kommt, wenn es keine positiven Reaktionen gibt, kommt es natürlich
zu Ereignissen wie der palästinensischen Intifada oder zu so
etwas wie in Tschetschenien. Wenn sie das Beste für die Türkei
wollen, müssen sie den EU-Beitrittsprozess ohne Unfälle
hinter sich bringen. Wenn sich der Frieden in der Türkei ausweiten
soll, muss Erdogan einige Schritte unternehmen. Erdogan fährt
ja wohl am 15. Januar nach Diyarbakir. Es ist sehr wichtig, was er
dort für eine Botschaft überbringt. Er muss eine positive
Botschaft abgeben. Alles andere käme einer Kriegserklärung
gleich.
Was mich angeht, sage ich folgendes: Wegen meiner physischen, psychologischen,
ethischen und gesellschaftlichen Logik kann ich so nicht weitermachen.
Ich habe diese Linie bisher nicht aus Angst vor einer Hinrichtung
oder etwas anderem verfolgt, sondern weil ich von ihr überzeugt
bin. Dies ist jetzt der dritte Brief. Auch an Erbakan hatte ich einen
Brief geschrieben. Er hatte sogar noch davor einen Brief gesandt.
Auch zur Zeit von Özal habe ich Briefe geschickt. Wenn heute
nicht einmal ein winziger Schritt getan wird, bedeutet das den Versuch
eines Angriffs, der auf Vernichtung abzielt. Es bedeutet Kriegstreiberei.
Die Regierung drängt auf einen Krieg. Sie sagt: „Ich seid
schwach, mit Euch kann es keinen Frieden geben. Wir haben Abkommen
mit Syrien und dem Iran getroffen. Wir haben uns mit dem Irak und
den USA getroffen und mit der EU abgesprochen. Wie haben Euch von
der Welt isoliert. Im Inland kommen wir klar. Wir würden auch
nicht akzeptieren, wenn ihr kapituliertet. Wie bestehen auf Krieg.“
Das Ergebnis ist, dass sie unter normalen Bedingungen auf Krieg drängen.
Meine Verantwortung hat ein Ende. Auch unsere Leute müssen verstehen,
dass man auf diese Weise keine Leute nach Mossul schickt. Man muss
auf diesen Krieg entsprechend der eigenen Kräfte reagieren. Die
Gegenseite beharrt auf Krieg, auf absoluter Vernichtung. Wenn nicht
innerhalb von ein-zwei Monaten etwas passiert, bedeutet das die totale
Vernichtung. Ich übernehme dabei nichts, weder positiv noch negativ.
Ich habe bisher für den Frieden getan, was ich konnte. Die Regierung
nimmt mich nicht ernst, auch der Kongra-Gel nimmt mich nicht ernst.
Es ist nicht richtig, dass ein Häftling unter schwerer Isolation
über diese Themen so viel redet. Ich habe das getan, weil ich
an die Bedürfnisse des kurdischen und des türkischen Volkes
denke. Aber jetzt ist mein Atem erschöpft. Nicht dass meine Kraft
nicht ausreichen würde, wegen der genannten vier Eigenschaften
finde ich es nicht besonders sinnvoll. Ich habe zwanzig, dreißig
Jahre gekämpft, soviel habe ich eben erreichen können.
Was die Abgehauenen machen, ist ja klar. Sie tun vergeblich so, als
könnten sie die Führung übernehmen. Die loyalen Freunde
versuchen zu tun was sie können. Alle meine Bemühungen für
den Frieden blieben unbeantwortet. Tschetschenien ist heute eine autonome
Republik. Der palästinensische Staat hat eine ähnliche Organisation,
er hat Universitäten. Aber die Politik der Verleugnung, des für
nichtig Erklärens geht weiter. Man erkennt nicht einmal das Recht
auf die Muttersprache, auf Publikationen an. Im Vergleich zu Tschetschenien
und Palästina haben wir wenig gefordert, nur das Ohr des Kamels.
Es gibt keine kurdischsprachigen Kindergärten, keine vernünftigen
Publikationen. Das nennt sich dann Demokratisierung. Das ist eine
künstliche Demokratisierung, es widerspricht dem Geist der Demokratie,
eine Demokratisierung im Stile der CHP. Tatsächlich passiert
nichts. Davon profitiert die AKP, sie vertritt erfolgreich eine Synthese
von Interessen. Die AKP handelt mit eine Händlermentalität.
Sie lässt sich nicht auf Frieden ein. Sie kümmert sich um
den Frieden zwischen Israel und Palästina, aber nicht um den
Frieden im eigenen Land. Abdullah Gül reist für den Frieden
nach Israel und Palästina, aber was vor seiner Nase vor sich
geht, sieht er nicht. Also liegt Krieg in ihrem Interesse. Soldaten,
Polizisten und kurdische Jugendliche sterben, dass interessiert sie
überhaupt nicht. Nur so kann sich die AKP auf den Beinen halten.
Seit dreißig Jahren läuft das System so. Die Armee wird
schwächer, das kurdische Volk wird schwächer, aber die kurdischen
Aghas entwickeln sich. Der Kemalismus weicht zurück und die USA
werden stärker. Die Regierung, die kurdischen Kollaborateure,
die USA und die EU verbünden sich, um die PKK anzugreifen. Wir
haben gesagt, lasst uns auf dem EU-Gipfel mit ganzer Kraft unterstützend
wirken. Eine Antwort auf unsere Forderungen gibt es nicht. Wo führt
das hin? Die kurdischen Kollaborateure sind auf dem Weg zu einer Staatsgründung
in der Art eines zweiten Zionismus. Eine Staatsgründung durch
den kurdischen Nationalismus wird man gegen den Iran und die Türkei
benutzen. Ich habe versucht, das zu verhindern. Unsere Leute sind
blass geblieben. Selbst dieser Depp, der sich mein Bruder nennt, hat
sich mit den Nationalisten verbündet. Ähnliches hat sich
1948 in Palästina abgespielt. Das Ergebnis sind fürchterliche
Kriege. So wie man Israel gegen die Araber hat Krieg führen lassen
und so die Araber fertig gemacht hat, so spielt man auch hier eine
Teile-und-herrsche-Politik. Ein türkisch-kurdischer Krieg fängt
an, und die USA benutzen beide Seiten, die EU ebenso. Ich habe mich
bemüht, das zu verhindern. Wenn der Ministerpräsident an
sein Volk denkt, wird er einen Schritt tun.
Ich glaube, auch Ecevit hat eine Erklärung abgegeben?
Er sagte:
„Lasst uns Mossul nehmen.“
Was soll das
mit Mossul, mit Kerkuk? Kerkuk ist das neue Jerusalem. Das Blut wird
in Strömen fließen. Es tut mir sehr weh, aber leider läuft
es darauf hinaus. Dass in Mossul PKK’ler und Polizisten getötet
werden, ist der Beginn einer blutigen Phase. Das ist ein erster Schritt
dazu. Ich habe den Ministerpräsidenten gebeten: „Das aufzuhalten
liegt in Ihrer Hand. Wir wollen nur normale Rechte. So verhindern
wir, dass der kurdische Nationalismus zu einem zweiten Zionismus wird.
Ich habe mich sehr verantwortungsbewusst verhalten. Warum antwortet
der Ministerpräsident nicht auf meine Briefe? Ich habe voller
Glauben und Liebe geschrieben, aber es kommt keine Antwort. Es läuft
auf Krieg hinaus. Es werden sich Serhildans, Volksaufstände entwickeln.
Sie geben uns nicht einmal kurdische Kindergärten, Fernsehen
und Radio. Er sagt: „Null Toleranz für Folter,“ aber
eigentlich gilt null Toleranz für Demokratie und Menschenrechte.
Er soll mir nur sagen, lasst uns für die Einheit der Republik
arbeiten. Wir alle haben in der Vergangenheit Fehler begangen. Wir
sagen, lasst sie uns gemeinsam überwinden und eine neue Seite
aufschlagen.
Aber wenn das nicht eintritt, werde ich dem Volk sagen, es soll seine
eigenen Sprache und Kultur verteidigen. Frauen, Kinder, alle sollen
sagen: „Ich will meinen kurdischen Kindergarten, mein Radio,
mein Fernsehen,“ und sich dabei auf die neue EU-Verfassung beziehen.
Sie sollen auf die Straße ziehen. Die Muttersprache zu lernen
ist ein Grundrecht. Aber leider versteht man Politik als Trickserei.
Die Gegenseite schießt ständig Tore. Eigentlich gibt es
weder Tor noch Torwart. Hundert zu null, zweihundert zu null, dreihundert
zu null. Unsere Leute verstehen es nicht. Wenn sie sich nicht verteidigen
werden sie vernichtet oder begehen Selbstmord. Wo soll das hinführen?
Es läuft auf einen blinden Schlagabtausch hinaus. Das ist nicht
gut. Die Menschen der Türkei verdienen das nicht. Warum sollten
Soldaten und Polizisten sterben? Ich sinne niemals auf Rache. Warum
sollten diese Jugendlichen, diese Menschen sterben? Anstatt dass sie
an den Frieden in Israel und Palästina denken, sollen sie lieber
an den Frieden im eigenen Land denken. Für Palästina reißen
sie sich ein Bein aus. Wir wollen gar nicht viel. Das Problem ist
ein Problem der Macht, das Problem der Interessen einiger Mächte.
Ich habe ein paar Dinge im Sinne einer Lösung gesagt. Wenn für
Demokratie und Frieden nicht das notwendige getan wird, werden sie
gegeneinander kämpfen. Ich mische mich da nicht ein, ich habe
gesagt, was ich sagen kann. Ein Häftling in strenger Isolation
kann eben nur soviel tun. Das ist der Kern meines Briefes. Wenn man
die nötigen Schritte nicht unternimmt, wird das Volk seine eigene
Position einnehmen. Unser Volk muss sich mobilisieren.
[...]
Was gibt es noch?
Die Versammlungen
der DTH (Bewegung für eine demokratische Gesellschaft) haben
begonnen. Die Volksversammlung in Diyarbakir war positiv, das Volk
steht wegen Ihnen zu dem Projekt und vertraut ihm.
Läuft es
so, wie es soll? Läuft es vernünftig?
Nicht ganz
so, wie es soll. Es gibt praktische Probleme, man bemüht sich,
sie zu überwinden.
Die Ergebnisse
der Versammlungen sollen ungeschminkt in der Presse wiedergegeben
werden. Türkische Freunde sollen teilnehmen. Das ist keine Kurdenpartei.
Sie sollen keinen ethnischen Nationalismus betreiben, auch wenn sie
sich dagegen mit Druck durchsetzen müssen. Die Trennung zwischen
Türken und Kurden muss aufgehoben werden. Das entspricht völlig
europäischen Normen. Alle Völker sollen sich um die Achse
„Nation Türkei“ herum beteiligen.
Einige türkische
Intellektuelle kritisieren, dass man sie erst dem Beginn zum Mitmachen
aufgefordert habe. Das sei nicht richtig, man hätte diskutieren
und mit gemeinsamen Forderungen gemeinsam beginnen sollen.
Sie müssen
wissen, unter welchen Bedingungen ich mich hier befinde, mit was ich
zu kämpfen habe. Dass es schon begonnen hat, soll sie nicht am
Mitmachen hindern. Sie können auch später noch Unterstützung
leisten. Ich rufe zu Freiheit und Gleichheit auf. Ich rufe zu Gemeinsamkeit
auf. Das sind positive Wünsche. Sie sollen die türkischen
Intellektuellen noch einmal einladen. Sie sollen sie aus den Kommunen,
also aus den freien Bürgerräten in großer Zahl in
die DTH holen. Auch die CHP versucht jetzt, einige Sachen zu verwirkliche,
aber das kann die CHP nicht schaffen. Diskutiert man über meinen
Begriff des „demokratischen Konföderalismus?“
Kaum, er
ist kaum rübergebracht worden.
Warum wird das
nicht diskutiert? Das muss in Diskussionen erörtert werden. Wovon
wir sprechen, das ist die Demokratisierung der Republik. All dies
kann zu so etwas wie einem neuen Weg werden. Mein Sozialismusverständnis
ist folgendes: Ich lehne ein Sozialismusverständnis ab, das sich
auf den Staat bezieht, inklusive des Realsozialismus. Das ist mein
Verständnis vom demokratischen Konföderalismus. Ohne die
Demokratie zu entwickeln, kann es keinen Sozialismus geben. Der sowjetische
Hegemonialismus hat nicht funktioniert. Die Sowjets waren wie der
sumerische Priesterstaat. Auch China ist so. Daher können sie
gegen die USA nicht ankommen. Der gegenwärtige Mittlere Osten
akzeptiert weder die USA von oben noch das Volk von unten. Die Führungen
stehen zwischen diesen beiden Stühlen. Entweder wandeln sie sich,
oder sie werden doch amerikanischen Druck zerquetscht. So wie nationalistische
Wellen in der Vergangenheit zu großen Verlusten geführt
haben, so würde es auch eine neue Nationalismuswelle heute tun.
Dagegen ist der demokratische Konföderalismus das Gegenmittel.
Es kann passieren, dass die USA den Nationalismus anheizen und ein
ganzes Jahrhundert verloren geht. Durch den Nationalismus ist schon
ein Jahrhundert verloren gegangen, damit dieses Jahrhundert nicht
auch verloren geht, muss man den demokratischen Konföderalismus
von der Basis her organisieren. Das ist die Hauptlinie. Es muss einen
Sozialismus geben, der auf Demokratismus aufbaut. Dessen Kern sind
die sechs Punkte, die ich schon vorher für das Programm erläutert
habe. [siehe Auszüge vom 20.10.2004]
Die EU demokratisiert sich, die Türkei demokratisiert sich, die
kurdische Bewegung demokratisiert sich. Daraus muss eine Synthese
gebildet werden. Damit keine Missverständnisse aufkommen, ich
sage nicht, dass es einen Türkei-Konföderalismus geben soll.
Ich sage, sie soll ihre unitäre Struktur bewahren, aber zu einer
demokratischen Republik werden. Statt eines Talabani-Barsani-Staates
rede ich von einem demokratischen-konföderalistischen Kurdistan.
Dieses soll mit der Republik Türkei befreundet sein. Demokratischer
Konföderalismus ist nicht kurdischer Nationalismus. Mann muss
sich von nationalistischem Etatismus fernhalten, auf demokratische
Nationalentwicklung [demokratik ulusçuluk] setzen und den EU-Beitrittsprozess
wie eine Synthese verstehen. In diesem Sinne will ich eine Mobilisierung
des Volkes. Das könnt ihr als meine Neujahrsbotschaft formulieren.
Die Regierung muss Schritte in Richtung Frieden unternehmen. Der Kongra-Gel
soll die 10-Punkte-Forderungen dem Dreiertreffen präsentieren.
Wenn nötig, kann man sie via KDP übermitteln. Ich hoffe,
in den nächsten ein-zwei Monaten entwickelt sich etwas Positives.
Das würde ein Jahrhundertproblem lösen. Auch die Presse
soll diese Linie verfolgen. So können wir die Gefahr des Nationalismus
bannen. Formuliert daraus eine fünf bis zehnseitige Neujahrsbotschaft.
Ich wünsche der ganzen Welt und dem Volk des Mittleren Ostens
einen demokratischen Konföderalismus. So gratuliere ich zum neuen
Jahr. Unter die Neujahrsbotschaft könnt ihr ein-zwei Sätze
wie „Es lebe der demokratische Konföderalismus“,
„Es lebe der Frieden“ schreiben. Das sind gute Wünsche,
man soll sie im Sinne einer Lösung aufgreifen.
Richtet der DTH meine Grüße aus. Ich hatte schon früher
das Modell mit zwei Vorsitzenden erwähnt. Ein solches System
sollte man umsetzen. Das könnt ihr als meinen Vorschlag einbringen.
Es soll nichts illegal laufen, es soll absolute Offenheit herrschen.
Die beste Antwort, die wir auf den Republikanismus Mustafa Kemals
in den 1920ern geben können, ist die Demokratisierung der Republik.
Ich nehme meine Rechte als Bürger wahr und werde das immer tun.
[...]
Gespräch
mit Mehmet Öcalan
Hallo, wie geht
es?
Danke. Wie
ist Deine gesundheitliche Situation?
Meine gesundheitliche
Situation ist wie immer. In der Nacht scheine ich zu ersticken, die
Atemwege verschleimen, in der Nacht wache ich mit Atemnot auf. Als
ob mein Atem stillstünde, dann muss ich aufwachen. Vater hatte
wohl auch so etwas.
Ja, hatte
er.
Der Grund für
meine Atemnot ist, dass ich in einer geschlossenen Umgebung sein muss.
Ausserdem ist die Feuchtigkeit hier sehr hoch. Mein Mund trocknet
aus, im Mund bilden sich Risse, die brennen. Erzähl das auch
den Anwälten. Sie sollen es an die Ärzte weiterleiten.
[...]
Als sie mich hierher gebracht
haben, haben sie wahrscheinlich damit gerechnet, dass ich innerhalb
von zwei Jahren sterben werde. Das entspricht auch den hiesigen Bedingungen.
Auch Adnan Menderes und Yilmaz Güney hatten sie hierher gebracht.
Das System bringt Leute hierher, bei denen sie davon ausgehen, dass
sie innerhalb von 2-3 Jahren sterben.
[...]