Deklaration:
"Die Europäische Union, die Türkei und die Kurden"
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Pressemitteilung
9. November 2000
Europa
hat sich Ankara angenähert.
Es gelten die Kriterien von Ankara nicht die von Kopenhagen
Mit dem gestern vorgelegten EU-Dokument zur türkischen
Beitrittspartnerschaft wurde deutlich, dass Europa sich Ankara angenähert
hat und dass nicht die Kopenhagener Kriterien, sondern die Kriterien
von Ankara gelten.
Mit diesem Dokument wurden die Vorschläge des Menschenrechtsvereins
IHD und die Forderungen der Kurden bei Seite geschoben und eine starke
Rücksicht auf die "Sensibilität" der Türkei
genommen. Es ist zugleich ein Zeugnis dafür, dass die EU ihre eigenen
Werte nicht ernst nimmt. Es ist ein Beleg der Doppelmoral.
Die seit Tagen von türkischen Medien verbreiteten Berichte treffen
zu, wonach das EU-Dokument zur türkischen Beitrittspartnerschaft
keine "negativen Botschaften", wie es der türkische Außenminister
wörtlich formulierte, beinhaltet und darin nicht einmal die Wörter
"Kurden" und "Kurdisch" auftauchen.
Dies bedeutet, dass Europa die Kurden zum zweiten Mal binnen zweier
Jahre belogen und verraten hat. Das erste Mal geschah dies, als der
Vorsitzende der PKK, Abdullah Öcalan, sich in Europa aufhielt und
seine Bereitschaft zu einer friedlichen Lösung der Kurdenfrage
erklärte. Bundeskanzler Schröder und der damalige italienische
Ministerpräsident D'Alema sowie ihre Außenminister Fischer
und Dini erklärten am 27. und 28. November 1998, dass sie eine
"Europäische Initiative zur Lösung der Kurdenfrage"
starten werden. Dadurch wurden bei den Kurden große Hoffnungen
geweckt. Anschließend jedoch wurde Öcalan aus Europa verjagt
und an seine Gegner ausgeliefert. Auf die angekündigte Initiative
warten die KurdInnen bis heute vergebens.
Ein Land, das foltert, das Menschenrechte verletzt, dessen Gefängnisse
mit politisch Andersdenkenden überfüllt sind und es nicht
einmal bereit ist, die Existenz und die Grundrechte von über 15
Millionen KurdInnen anzuerkennen, hat keinen Platz in Europa. Die Werte
von Wertegemeinschaften wie der EU müssen endlich auch für
Kurden gelten! Die EU-Gremien müssen vor der Unterzeichnung des
Dokumentes zur türkischen Beitrittspartnerschaft Farbe bekennen,
die Probleme beim Namen zu nennen und endlich beginnen, einen positiven
Beitrag zur Demokratisierung des Landes und Lösung der Kurdenfrage
zu leisten!
Wenn die Grundrechte eines Volkes von der internationalen Gemeinschaft
wegen eigener Interessen immer wieder mit Füßen getreten
werden, wenn man ständig mit den Gefühlen von über 15
Millionen Menschen spielt und ihre Hoffnungen enttäuscht, wenn
andauernd für die Kurden andere Maßstäbe und Standards
gelten als für andere, dann befürchten wir, dass auch die
Geduld der Kurden eines Tages zu Ende geht.
Die Forderungen der Kurden zur Demokratisierung der Türkei und
zur Lösung der Kurdenfrage finden Sie in der zum freien Abdruck
beigefügten Deklaration "Die Europäische
Union, die Türkei und die Kurden". Die Deklaration von
einem breiten Spektrum der in verschiedenen europäischen Ländern
lebenden kurdischen Intellektuellen unterstützte und getragene
Deklaration wurde im Vorfeld an die EU und an die Außenminister
der EU-Mitgliedsländer verschickte und am 8. November im Rahmen
einer Pressekonferenz in Brüssel der Öffentlichkeit vorgestellt.
Darin finden sich die elementaren Grundrechte und -freiheiten des kurdischen
Volkes wieder.
V.i.S.d.P.: Mehmet Sahin, Köln
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Initiatoren: Mehmed Uzun, Ahmet Kahraman, Sivan Perwer, Nizamettin Aric,
Remzi Kartal, Derwês M. Ferho, Hüseyin Kartal, Mehmet Sahin