Die USA als alleinige
Hegemonialmacht in einer monopolaren Welt
Schließlich
hatte sich die weltpolitische Lage in den letzten Jahren erheblich verändert.
Der Kalte Krieg ging mit dem Fall der Mauer zu Ende. Damit löste
sich die bipolare Welt mit den beiden Supermächten USA und UdSSR
auf. Die heute seit einem Jahrzehnt existierende monopolare Welt wird
von den US-Amerikanern alleine dominiert. Sie bestimmen weitgehend die
Richtung der Geschehnisse in der Welt.
Auch der frühere US-Sicherheitsberater und Vordenker der US-amerikanischen
Außenpolitik Zbigniew Brzezinski schrieb kürzlich, dass die
Welt sich heute unter der Hegemonie der "einzigen globalen Supermacht"
USA befinde. Die Ära der sozialen und Befreiungsbewegungen geht für
Brzezinski offenbar zu Ende. Wörtlich heißt es in seinem Aufsatz,
"dass die internationale Politik heute von drei zentralen Faktoren
bestimmt ist: von dem Primat der amerikanischen Macht, der Attraktivität
der demokratischen Idee und dem Erfolg der freien Marktwirtschaft. Diese
Faktoren stehen untereinander in einem Verhältnis der gegenseitigen
Beeinflussung und Interdependenz. Sie stellen darüberhinaus einen
dramatischen Gegensatz zu den zentralen politischen Phänomenen des
20. Jahrhunderts dar. Man kann es wohl mit Recht das verbrecherischste
und destruktivste Jahrhundert in der Geschichte der Menschheit nennen,
beherrscht von utopischer Hybris, von Fanatismus und rücksichtslosem
Dogmatismus. (...) Dies ist heute Geschichte, und wir dürfen uns
des weltweiten Siegs der demokratischen Idee erfreuen. (...) Häufig
wird die Rolle Amerikas in der Welt als "hegemonial" beschrieben,
und in einem gewissen Sinne trifft das auch zu. Es ist wahr, dass die
amerikanische Überlegenheit heute ein zentrales Faktum der internationalen
Politik ist." *2
Die Türkei wiederum liegt nicht nur in einer konfliktreichen, sondern
geostrategisch überaus wichtigen Region dieser von den USA dominierten
Welt. Als ein Brückenkopf zum Nahen Osten, zur islamischen Welt,
zum Kaukasus und Zentralasien, zum Balkan und Mittelmeerraum wird sie
in Zukunft im Rahmen der "Neuen Weltordnung" noch wichtige Aufgaben
übernehmen müssen.
Da sie aber selber innen- und außenpolitische sowie wirtschaftliche
Probleme hat, ist zunächst ihre eigene Stabilisierung erforderlich.
Hierbei muss sie sich von ihren "Lasten" befreien: das Kurdenproblem
lösen, die Demokratisierung vorantreiben und internationale Menschenrechtsstandards
anerkennen.
So wird die Türkei seit längerer Zeit auch und gerade von ihren
Verbündeten gedrängt, sich fest in Europa und im Westen einzubinden
und sich hierbei Reformen zu öffnen, wobei die politische Lösung
der Kurdenfrage eine herausgehobene Stellung einnimmt.
*2
FR, 22.5.99
Clinton
in der Türkei
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