Berlin,
6. Februar 2002
Pressemitteilung
Die
PKK beschließt die Einstellung ihrer Arbeit
innerhalb
der EU und der Türkei
Der PKK-Parteirat hat auf seiner 5. Allgemeinen Versammlung
beschlossen innerhalb der Grenzen der EU und der Türkei
die Arbeit unter dem Namen PKK einzustellen. Heute wurde das
Abschlusskommunique der Parteiratsversammlung von der kurdischen
Nachrichtenagentur MHA veröffentlicht, die Ende Januar
stattgefunden hat. Im folgenden geben wir die Abschlusserklärung
in Auszügen wieder. Die vollständige Erklärung
ist hier abzurufen:
"Gemäss
der vom Parteivorsitzenden entworfenen neuen Strategie hat
die Neustrukturierung eine wichtige Ebene erreicht. Der Parteirat
betrachtet es als notwendig, diese Arbeit mit Entschlossenheit
fortzusetzen und mit dem 8. Kongress in erfolgreicher Form
zu einem Ergebnis zu kommen (...) In diesem Rahmen ist es
als notwendig erachtet worden, insbesondere innerhalb der
Grenzen der Europäischen Union und auch der Republik
Türkei alle politischen, organisatorischen und praktischen
Arbeiten unter dem Namen PKK einzustellen (...) Unsere bestehende
Arbeits- und Organisationsstruktur wird gemäss dieses
Beschlusses zügig alle notwendigen Maßnahmen für
eine Neustrukturierung treffen. Aus diesem Anlass fordern
wir unsere AnhängerInnen in Europa auf, sich diesem Beschluss
entsprechend zu verhalten und sich innerhalb der YDK (Kurdische
Demokratische Volksunion) und KNK (Kurdistan National Kongress)
sowie alle anderen in gesetzlichem und demokratischem Rahmen
gegründeten Einrichtungen zu organisieren und so ihre
Tätigkeiten fortzusetzen. Des weiteren rufen wir unsere
SympathisantInnen und AnhängerInnen in der Türkei
dazu auf, sich der neuen Phase und der Linie des Vorsitzenden
entsprechend selbst zu organisieren und zu kämpfen."
Der PKK-Parteirat
bewertete die mit den Angriffen vom 11. September begonnene
Zeit als eine Entwicklungsphase, die ein neues internationales
System anstrebe, das das 21. Jahrhundert prägen werde.
Mit welchen Methoden und in welchem Zeitraum auch immer, als
Resultat werde zwangsläufig ein neues internationales
System entstehen.
Es sei eindeutig, dass der sich im Mittleren Osten intensivierende
Systemkampf seinen Fokus im Irak habe, so der PKK-Parteirat.
"Der Systemkampf im Irak wird festlegen, wie das neue
System des Mittleren Ostens aussehen wird. Dieses wiederum
wird zum Masstab des neuen internationalen Systems werden
und seine Eigenschaften bestimmen. Es ist offensichtlich,
dass der sich im Irak konzentrierende Kampf einen regionalen
und internationalen Charakter hat und dieser Kampf ein Kampf
zwischen dem alten und dem neuen System, dem alten und dem
neuen Status Quo darstellt. In diesem Kampf, in dem sich das
politische und militärische Niveau in der kommenden Zeit
verschärfen wird und mit dem versucht werden wird, eine
Lösung zu schaffen, wird der Platz unserer Partei und
unseres Volkes ohne jeglichen Zweifel nicht an der Front des
alten Status Quo sein, indem die KurdInnen verleugnet und
vernichtet werden sollen, sondern an der Front der Veränderung,
die ein neues System schaffen will. Unsere Partei wird sich
nicht in die Front der Repression, Zersplitterung und des
Terrors einreihen, sondern in die Front der Demokratie, des
Friedens und der freien Einheit. Denn nur hier können
ebenso wie das kurdische Volk die Völker der Region und
die demokratischen Kräfte weltweit gewinnen."
Die Forderung
nach muttersprachlicher Bildung ist ein großer Schritt
für die Demokratisierung der Türkei
"Bei der Forderung
Hunderttausender von kurdischen Kindern und Jugendlichen nach
der Möglichkeit, kurdisch zu sprechen und Kurdisch-Unterricht
zu erhalten, die von der Grundschule bis zu den Universitäten
und trotz jeder möglichen Art von Repression gestellt
wird, sowie der in diesem Rahmen vom kurdischen Volk und demokratischen
Kräften entwickelte demokratische politische Serhildan
(Volksaufstand, Anm. d. Ü.) sind die Macht, die eine
demokratische Lösung der kurdischen Frage und somit die
demokratische Veränderung der Türkei erzwingen wird.
Diese Aktionsform, mit der ein grundlegendes Menschenrecht
eingefordert wird und ausgeprägt demokratische Methoden
aufweist, bietet Staat und Gesellschaft der Türkei eine
Gelegenheit von historischem Wert. (...) Aber obwohl eine
bedeutsame Diskussion stattfindet, haben die Intellektuellen
und PolitikerInnen der Türkei diese Realität noch
nicht ganz begriffen. Die oligarchische Führung des Landes
weist diese historische Gelegenheit zurück und greift
auf ihre Verleugnungspolitik zurück, die sie mit aller
Gewalt anwendet. Dementsprechend steigen im Inland Repression
und Verhaftungen gegen Kinder und Jugendliche, die kurdisch
sprechen und schreiben wollen, zunehmend an. Im Ausland dagegen
werden alle Ressourcen der Türkei an verschiedene Staaten
und Kapitalorganisationen verschleudert, um die Forderung
nach dem demokratischsten und menschlichsten Recht der Geschichte
als terroristisch abstempeln zu können. Mit dieser Politik
schaufelt die Türkei sich selbst ihr Grab. Sie wird die
Zukunft aller in der Türkei Lebenden verdunkeln."