Berlin,
16 April 2002
8. Parteikongress der PKK, wurde zum letzten
Kongress der PKK und zum Gründungskongress der KADEK
Heute fand in Brüssel eine Pressekonferenz über
die Beschlüsse des 8. Parteikongresses der PKK sowie
über die neue Organisation statt. Auf der Pressekonferenz
redeten die Europasprecher des Freiheit und Demokratie Kongress
Kurdistans, Riza Erdogan und Adem Uzun. Im folgenden dokumentieren
wir die Rede von Herrn Erdogan und die Abschlusserklärung
des Kongresses.
.
"Vereehrte Pressevertreterinnen und Pressevertreter,
ich heiße
Sie zu unserer heutigen Pressekonferenz herzlich willkommen.
Der 8. Parteikongress der Arbeiterpartei Kurdistans wurde
nach einer längeren und umfassenden Vorbereitungsphase
mit der Teilnahme von insgesamt 285 Delegierten in der Zeit
vom 4. - 10. April 2002 durchgeführt.
Unser Kongress hat festgestellt, das die PKK mit der Verwirklichung
des kurdischen Nationalen Erwachens ihre historische Mission
vollendet und somit unwiderruflich ihren Platz in der Geschichte
eingenommen hat. Vor diesem Hintergrund hat unser Kongress
beschlossen, ab dem 4. April 2002 alle Tätigkeiten unter
dem Namen der PKK einzustellen.
Unser Kongress hat die Gründung von Organisationen in
allen Teilen Kurdistans, gemäß ihrer ideologischen
Linie und ihrem politischen Programm, das eine demokratische
Lösung der kurdischen Frage vorschlägt (vorsieht)
entsprechen ihrer jeweiligen speziellen Bedingungen und im
Dienste Umsetzung der neuen Linie angenommen (beschlossen).
Des weiteren hat er die Gründung einer Koordinationsorganisation,
die für die Beobachtung der richtigen Umsetzung der Strategie
zuständig sein soll, beschlossen. Vor diesem Hintergrund
wurde die Gründung vom Kongreya Azadi u Demokrasiya Kurdistan
(Freiheit und Demokratie Kongress Kurdistans) beschlossen.
Der Kongress endete mit der Wahl eines Vorstandes des KADEK
sowie mit der Wahl von Abdullah Öcalan zum Vorsitzenden.
Sehr geehrte Pressevertreterinnen und Pressevertreter,
der KADEK wird in keinem Bereich direkt die Macht anstreben.
Sie sieht die demokratische Veränderung vor. Vielmehr
wird sie die Absicht verfolgen, in allen Teilen Kurdistans
Parteien und Organisationen, die auf eine demokratische Lösung
abzielen, an die Macht zu verhelfen. Sie erachtet die Lösung
der kurdischen Frage und die demokratisch freiheitliche Entwicklung
der kurdischen Bevölkerung in den jeweiligen Teilen als
die Aufgabe des Volkes des jeweiligen Teiles Kurdistans. Sie
sieht eine demokratische Solidarität und Zusammenarbeit
zwischen den Teilen Kurdistans vor. Sie ist der Auffassung,
dass der einzig richtige Weg die demokratische Lösung
der kurdischen Frage sowie die Vollziehung des demokratischen
und freiheitlichen Lebens der Völker mit denen die Kurden
zusammen leben, ist.
Alle Probleme und Konflikte des Mittleren Ostens, in erste
Linie der arabisch-israelische Konflikt und die kurdische
Frage können nur auf der Grundlage der demokratischen
Umwandlung und Einheit gelöst werden. Es ist offensichtlich,
dass das System des 20. Jahrhunderts, das sich auf den Nationalismus
stützt und auf der Basis der Teilung entwickelt wurde,
keine Lösung darstellt und es unmöglich sein wird,
dieses System im neuen Jahrhundert fortzuführen. Deswegen
ist ihre Überwindung und die Entstehung eines neuen lösenden
Systems notwendig. Es ist zwingend, dass oligarchische, theokratische
und totalitäre Regimen überwunden und demokratische
Regime entwickelt werden.
Die kurdische Frage ist für alle betroffene Staaten und
Gesellschaften, allen voran in der Türkei der Faktor
für die Hauptrückständigkeiten. Daher ist die
Lösung der kurdischen Frage für die Lösung
der gegenwärtigen Probleme dieser Staaten und Gesellschaften,
für die Erlangung eines demokratischen und freiheitlichen
Charakters, für die Überwindung von Rückständigkeiten
und für ihre Entwicklung und Stärkung zwingend notwendig.
KADEK macht es sich zur Basis, die Lösung der kurdischen
Frage innerhalb der bestehenden Grenzen und über die
demokratische Umwandlung der existierenden Staaten zu erreichen.
Daher ruft er die betroffenen Staaten, in erste Linie die
Türkische Republik dazu auf ihre Politik, die die kurdische
Frage lösungslos hält, die die Verleugnung und Vernichtung
vorsieht und somit unzeitgenössisch ist zu überwinden
und die Rechte des kurdischen Volkes, die internationalen
Normen definiert sind, anzuerkennen. Die vollständige
Abschaffung der Todesstrafe, die Anerkennung des Rechtes auf
die kurdische Bildung und Sendung, politisches Betätigungsrecht
auf demokratischem Wege, das Recht sich an der Macht zu beteiligen
sowie die Abschaffung des Ausnahmezustandes werden den Weg
für die demokratische Lösung eröffnen.
Unser Kongress macht den politischen demokratischen Kampf
der kurdischen Frage zur Grundlage. Im Glauben, dass Gewalt
für die demokratische Lösung der Probleme nicht
dienlich ist, akzeptiert er die friedliche politische Serhildans
(Volksaufstand) als die einzige Aktionsform für die demokratische
Umwandlung des Staates und der Gesellschaft sowie für
die Entwicklung der freien Entfaltung des Individuums und
Volkes. Die große Beteiligung an den diesjährigen
Newrozfeiern beweißt die Ernsthaftigkeit unserer These.
Die Organisierung aller Schichten der Gesellschaft in den
politischen, wirtschaftlichen, sozialen, kulturellen und künstlerischen
Bereichen, auf der Grundlage der aktiven Beteiligung der Frauen
und der Jugend, die Demokratisierung und die Lösung der
kurdischen Frage in ständiger Aktion wird vorgesehen.
Das kurdische Volk wird mit allen Schichten der Gesellschaft
der Staaten, in denen sie leben Beziehungen herstellen und
die Haupt- und Führungskraft der Demokratie sein.
Die Herrschaftspolitik über das kurdische Volk stützt
sich auf die nationale Verleugnung und Vernichtung. Die Bedrohung
der Verleugnung und Vernichtung hält weiterhin an. Auch
die anderen Mächte neben der Türkei, die die Teile
Kurdistans unter ihrer Herrschaft halten, beharren darauf
die Rechte und Freiheiten des kurdischen Volkes nicht anzuerkennen.
Wie im Falle des Iraks zu sehen ist, ist das Regime weit davon
entfernt für die Lösung der kurdischen Frage etwas
zu unternehmen, obwohl es selbst große Schwierigkeiten
hat. Der türkische Staat hält weiterhin an seiner
Politik, die die Kurden für Nichtexistenz erachtet fest.
Auch die Regierungen im Iran und Syrien haben keine ernsten
Lösungsprojekte. Die Tatsache, dass bislang die Lösung
der kurdischen Frage nicht erreicht wurde, hält die Einführung
des Vernichtungssystems an der Tagesordnung und somit die
Notwendigkeit des legitimen Verteidigungskampfes des kurdischen
Volkes.
Verehrter Pressevertreterinnen und Pressevertreter,
die Möglichkeiten für die Lösung der kurdischen
Frage auf der Grundlage der Demokratie sind entstanden. Wir
rufen alle internationalen Kräfte, allen voran die UN,
EU und den USA dazu auf ihren Beitrag für die demokratische
Lösung der kurdischen Frage sowie für die Demokratisierung
des Mittleren Ostens zu leisten. Die Staaten, die die Kurden
unter Ihrer Herrschaft halten rufen wir dazu auf, die Rechte
des kurdischen Volkes anzuerkennen und den Vorstoß für
die Demokratisierung zu unternehmen. Wir erwarten von allen
sich von Haltungen zu distanzieren, die das Problem noch weiter
verschärfen wird. Wir als die kurdische Seite haben jeden
friedlichen Schritt dadurch realisiert, in dem wir uns verwandelt
haben. Die friedlichen Lösungsbemühungen des kurdischen
Volkes dürfen nicht unbeantwortet bleiben.
16. April
2002
Europasprecher des Freiheit und Demokratie Kongress Kurdistans
Riza Erdogan
Abschlusserklärung
des Kongresses