Schläger im Dienst: Ein offizielles Eingeständnis
Schon zu Beginn der Einrichtung einer islamischen Herrschaft im Iran organisierten die religiösen Führer Ayatollah Chomeini und später Ayatollah Chamenei und andere gleich gesinnte Geistliche in allen iranischen Städten ihre radikalsten Anhänger innerhalb der Hisbollah.
Die Aufgabe dieser Fanatiker war es, bei jeder Form öffentlichen Protests, egal ob von Berufsgruppen oder politischen Gruppen, in Zivilkleidung aufzutauchen und die Demonstrierenden mit Box-Handschuhen, Ketten, Knüppeln, Messern, Kurzschwertern und Säure zu attackieren. Die Säureangriffe galten speziell Mädchen und Frauen, die in den Augen der Angreifer unzureichend verschleiert waren.
In den vergangenen 26 Jahren des Bestehens der Islamischen Republik Iran haben sich mehrere Tausend Opfer an die Gerichte, die Behörden und den geistlichen Führer gewandt, um sich über diese Schläger in Zivil zu beschweren. Eine Antwort erhielten sie nie.
Kein Angreifer wurde je zur Rechenschaft gezogen, selbst wenn das Opfer des Angriffs umkam. Selbst der Innenminister des vorigen Präsidenten Chatami, Abdullah Nuri, wurde auf der Straße von solchen Angreifern in Zivil auf der Straße überfallen und verletzt. Die Täter wurden nicht einmal festgenommen, von einem Gerichtsverfahren ganz zu schweigen.
Die Straflosigkeit dieser Angreifer in Zivil führte dazu, dass die Bevölkerung, die sich anfänglich widerstandslos von diesen malträtieren ließen, nicht mehr auf die Polizei und die Gerichte oder die islamische Geistlichkeit vertrauten, sondern selbst einschritt, wenn die Angreifer attackierten. Schnell versammelten sich mehrere Dutzende Jugendliche um solche Gewalttäter und schlugen sie in die Flucht, so dass diese nicht mehr so offen und nicht mehr so häufig zu sehen waren.
Nach der Einsetzung der neuen Regierung unter Präsident Ahmadinejad hat sich das Blatt gewendet. Jetzt treten diese Herren wieder massiv in der Öffentlichkeit auf, namentlich in Teheran, Isfahan, Maschhad, Tabris und Schiras. Auf den Straßen, in den Geschäften, vor den Kinos, in den Behörden und in den Parks – überall tauchen sie auf und schikanieren und verprügeln die Bevölkerung mit der Begründung, dass die Verschleierung nicht den islamischen Vorschriften entspreche, dass die Männer kurzärmlige Hemden trügen, dass Jungen und Mädchen sich gemeinsam im Park aufhielten.
Während sich die amtlichen Stellen bislang stets in Schweigen übten und die Augen vor solchen Übergriffen verschlossen, gehen sie heute einen Schritt weiter. So verteidigten General Ahmadimoqaddam, ein Schwager von Ahmadinejad, der neue Chef der Ordnungskräfte im gesamten Iran, sowie General Talai, der Chef der Ordnungskräfte in Teheran in Interviews direkt die Tätigkeit dieser „zivilen“ Angreifer, indem sie diese als Verteidiger der islamischen Gesellschaft und der islamischen Ordnung bezeichneten.
General Talai erklärte in einem Interview:
„Wir müssen eine moralische Satzung für gesellschaftliche Angelegenheiten einführen. (…) Die Männer in Zivil sind beauftragt, diejenigen, die gegen den Islam und die islamische Ordnung verstoßen, eine moralische Ermahnung zu erteilen. Diese Männer gehören der Behörde „Edare-ye Amaaken“ (Behörde, in der ursprünglich Prostitutierte, schlecht verschleierte Frauen und Betrunkene in Gewahrsam genommen wurden) an und sind Teil der Ordnungskräfte.“
Die „moralische Ermahnung“ ist hier euphemistisch zu verstehen, auch die iranischen Machthaber geben nicht offen zu, dass Menschen gefoltert und verprügelt werden sollen.
Dies ist das erste Mal in 26 Jahren, dass staatliche Organe offen zugeben, dass diese zivilen Fanatiker nicht privat auf eigene Rechnung vorgehen, sondern den ausdrücklichen Schutz und die Unterstützung des Staates bzw. der islamischen Führer genießen.