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Karlsruher Freitagsgespräche (KFG)

19.09.2004, 21:35, Lexikon des Rechtsextremismus (IDGR)

Karlsruher Freitagsgespräche (KFG)

Die Karlsruher Freitagsgespräche (KFG) wurden 1992 als "studentische Bildungsinitiative im Badnerland (SBI)" gegründet.[1] Sprecher der KFG waren u.a. Gregor Wick[2], Mitglied des Witikobundes[3], Vorsitzender der CDU Nordstadt Karlsruhe[4], Vorsitzender des Literaturkreis Baden e.V., des JF-Leserkreis Karlsruhe[5], Ansprechpartner des Landesverbands Baden-Württemberg des Christlich Konservativen Deutschland Forum (CKDF)[6], Kuratoriumsmitglied des Haus der Heimat e.V. Karlsruhe, stellvertretender Vorsitzender Bund der Vertriebenen Karlsruhe und Wolfgang H. Hanagarth[7], Mitglied und Sprecher der Deutschen Hochschulgilde Westmark[8], ehemaliges Kuratoriumsmitglied des Studienzentrum Weikersheim[9], Vorstandsmitglied der CDU Nordstadt Karlsruhe[10] und stellvertretender Vorsitzender des Bund der Vertriebenen Karlsruhe, der neben der Webseite der KFG die Internetauftritte von Hans Filbinger, des Begründers des Studienzentrum Weikersheim, der DHG Westmark, des Bund der Vertriebenen Karlsruhe e.V., der CDU Nordstadt Karlsruhe und des Haus der Heimat Karlsruhe e.V., betreut.[11]

Seit Herbst 2002 sind keine Aktivitäten der KFG mehr feststellbar. Vorausgegangen waren zum Teil heftige Debatten in der Öffentlichkeit über den rechtsextremistischen Hintergrund der Referenten, die bei den Freitagsgesprächen aufgetreten waren.

Die Referentenliste der KFG liest sich wie das "Who is Who" der Neuen Rechten. Dem baden-württembergischen Innenministerium sind allein dreizehn Referenten aus rechtsextremistischen Zusammenhängen bekannt.[12] Unter anderem traten als Redner auf: der führende Stratege der Neuen Rechten Dr. Dr. Karlheinz Weißmann, Wolfgang Strauss, Dr. Albrecht Jebens, Hans-Ulrich Kopp, der frühere Herausgeber der rechtsextremistischen Zeitschrift Criticon Caspar von Schrenck-Notzing, der Gründer der Deutschland-Bewegung Dr. Alfred Mechtersheimer, der Redakteur der Jungen Freiheit Roland Bubik, Prof. Dr. Klaus Motschmann, der u.a. in der Evangelischen Notgemeinschaft engagiert ist, Dr. Franz-Uhle-Wettler, Dr. Edmund Sawall von der Deutschen Studiengemeinschaft (DSG) und Prof. Dr. Klaus Hornung.[13]

Wie viele andere konservative Gesprächskreise, entstanden auch die KFG im Umfeld der Jungen Freiheit. Die KFG gehörten der Dachorganisation "Konservative Gesprächs- und Arbeitskreise" (KGAK) an[14], zu dem sich die JF-Leserkreise zusammengeschlossen hatten.[15] Für ihre Gesprächsrunden warben die KFG in einschlägig bekannten rechtsextremen Publikationen, u.a. in der Jungen Freiheit[16] und im Ostpreußenblatt[17].

Verbindungen unterhielten die KFG nach eigenen Aussagen zum Konservativen Gesprächskreis Hannover e.V. (KGH), zu den Dresdner Freitagsgesprächen, zum Cannstatter Kreis, zu den Konservativen Gesprächskreisen in Passau, Heidelberg, Braunschweig, zu den Bogenhausener Gesprächen der Burschenschaft Danubia in München, zum Dienstagsgespräch Berlin, zum Staatspolitischen Club in Frankfurt und zu Teilen des Verbindungswesens und der Vertriebenenverbände.[18]

Die KFG verstanden sich als Teil der "Deutschland-Bewegung", "die unerläßlich ist, um unsere Gefälligkeitsdemokratie und Bonner Ankündigungspolitik an die wesentlichen Aufgabenstellungen unserer Staatsführung zu erinnern - simple Interessenvertretung der eigenen Nation."[19]

Dem Anliegen der KFG, "das stickige Diskussionsklima etwas zu beleben", entsprachen die Themen der Freitagsgespräche. Referiert wurde zu den Themen Nation, "Konservative in der Offensive", "Political Correctness", "Die Außenpolitik der deutschen Staaten" oder "Deutschland - Opfer des globalen Kannibalismus". Nach eigenen Aussagen besuchten im Durchschnitt rund 40 Teilnehmer die Freitagsgespräche, wobei an "ca. 300 Personen Einladungen" verschickt wurden.[20]

Welchen Stellenwert die KFG für die Neue Rechte haben, macht Reinhard Uhle-Wettler in einem Beitrag für die Staats- und wirtschaftspolitische Gesellschaft (SWG) in Hamburg deutlich. Uhle-Wettler ruft darin zum Widerstand gegen die "Aushöhlung des GG und die Zerstörung unserer Werteordnung" auf. "Viele, sehr viele Gemeinschaften sind bereits auf dem Wege: Die Deutschlandbewegung von Alfred Mechtersheimer [...], Andreas Gregor Wick und die KFG, die Zeitgeschichtliche Forschungsstelle Ingolstadt (ZIF), das Studienzentrum Weikersheim [...], um nur einige zu nennen."[21]

Die KFG sind ein klassisches Netzwerk der Neuen Rechten im Umfeld der Jungen Freiheit. Kennzeichnend für dafür sind die Verbindungen zum Lager der Vertriebenenverbände und zum rechten Rand der CDU. Als Transmissionsriemen dient dabei der Witikobund und die Deutsche Gildenschaft, über die auch ein enger Kontakt zum deutschnationalen Flügel der CDU besteht.[22] Bei den KFG erfüllen diese Funktion Gregor Wick, der dem Witikobund und dem CKDF angehört und Wolfgang Hanagarth, Mitglied der DHG, die beide zudem Vorstandsmitglieder beim Bund der Vertriebenen Karlsruhe sind.

Daniel Hörsch


Anmerkungen:

  1. Sommerrundbrief 1996 der KFG, vom 23. Juli 1996
  2. Einladung der KFG vom 20. November 1995, unterschrieben von Gregor Wick für die KFG. Wick tritt bis 2001 als Sprecher der KFG auf. Vgl. Beitrag von Wick in der Newsgroup de.org.politik.spd, unterzeichnet als "Sprecher KFG" und Einladung KFG für die 2. Jahreshälfte 2001 (eingesehen am 30.10.2002):
    Von: KGH e.V. / PC-AG Arbeitsgemeinschaft Internet (hgw.schilling@t-online.de)
    Betrifft: Milosevic diktatorisch und menschenverachtend
    Newsgroups:de.org.politik.spd
    Datum: 1999/03/27
    Karlsruher Freitagsgespräche
    Liebe Freunde, [...]
    Gregor Wick
    Sprecher der Karlsruher Freitagsgespräche und
    Stv. Vorsitzender des BdV
  3. Der Witikobund gratuliert Wick im Witiko-Brief 6/98 in der Rubrik "Herzlichen Glückwunsch unseren Februar-Geburtstagskindern" zum 35. Geburtstag.
  4. www.cdu-nordstadt.de, eingesehen am 8.10.2002
  5. Der Literaturkreis Baden e.V. firmierte als "Konservativer Gesprächskreis Karlsruhe + JF-Leserkreis im Literaturkreis Baden e.V." Einladung des Literaturkreis Baden e.V. vom 9. Juli 1994, unterzeichnet von Gregor Wick für den Literaturkreis. Dem Vorstand gehörten neben Wick als Vorsitzenden u.a. Norbert Golenia als Schatzmeister an, der 1998 auf der baden-württembergischen Landesliste der NPD zur Bundestagswahl antrat. Als Schriftführer wurde Rainer Paul gewählt, der dem Vorstand der CDU-Nordstadt angehört und für die Finanzen der KFG verantwortlich ist. (Vorstandsliste des Vereins "Literaturkreis Baden e.V.", Wahl vom 6.7.1993 in Karlsruhe und www.freitagsgespraeche.de (eingesehen am 8.10.2002). Als Bankverbindung wird dort angegeben "Rainer Paul, Freitagsgespräche", eingesehen am 8.10.2002)
  6. www.ckdf.de/Kontakt/hauptteil_kontakt.html (eingesehen am 16.10.2002)
  7. Einladung der KFG zum zehnjährigen Bestehen der KFG, April 2002, www.freitagsgespraeche.de (eingesehen am 8.10.2002)
  8. Blätter der Deutschen Gildenschaft 9/1995 und Newsgroup-Eintrag von Hanagarth vom 3.8.1998, unterzeichnet "mit farbenbrüderlichem Gruß Wolfgang Hanagarth, DHG Westmark" (eingesehen am 30.10.2002):
    Von:cc01 (cc01@ilk.de)
    Betrifft: Re: Skins mit Schlips und Kragen
    Newsgroups:de.soc.studium.verbindungen
    Datum:1998/06/14
    Hallo,
    als Gast auf dem Burschentag hatte ich nicht den Eindruck, "Skins in Schlips und Kragen" zu begegnen. [...] Mit farbenbrüderlichem Gruß
    Wolfgang H. Hanagarth DHG Westmark
  9. Burschenschaftliche Blätter 2/1999, S. 117.
  10. www.cdu-nordstadt.de (eingesehen am 8.10.2002)
  11. www.hanagarth.de/interess1.htm (eingesehen am 8.10.2002)
  12. Landtagsdrucksache 13/1170
  13. Referentenliste der KFG, www.freitagsgespraeche.de (eingesehen am 8.10.2002)
  14. Anzeige in Ostpreußenblatt 4/1996
  15. Verfassungsschutzbericht NRW 1997, S. 99.
  16. Junge Freiheit 9/1997
  17. Das Ostpreußenblatt 28.10.2000
  18. Sommerrundbrief KFG 1996, 23.7.1996
  19. Sommerrundbrief KFG 1996. 23.7.1996
  20. Sommerrundbrief KFG 1996. 23.7.1996
  21. Reinhard Uhle-Wettler, Das "System BRD" in der Krise. http://www.swg-hamburg.de
  22. Helmut Kellershohn, Das Projekt Junge Freiheit. In: Helmut Hellershohn (Hg.), Das Plagiat. Der völkische Nationalismus der Jungen Freiheit. DISS 1994. S. 41ff.

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