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Jürgen Elsässer sollte mensch nicht mehr als Referenten einladen

30.01.2007, 22:56, linksrhein


Das neue Buch von Elsässer ist in einer Rezension von Bernhard Schmid in der Jungle World 3/07 fürchterlich verrissen worden. (vgl. http://www.jungle-world.com/seiten/2007/03/9204.php)

Aber allein schon dieser Ankündigungstext ist mies: Heuschrecken-Metaphern dienen als Analyseersatz für den Kapitalismus der nur in den USA sein zu Hause zu haben scheint. Die Heuschrecken-Metapher erinnert fatal an die berüchtigte Ausgabe der Mitgliederzeitschrift der IG-Metall "metall" von Mai 2005, in der blutsaugende US-Firmen über die rauchenden Schlote der guten deutschen Fabriken ("blühende Volkswirtschaften") herfallen.

Statt sich die Mühe zu machen, den Kapitalismus hier zu analysieren oder wenigstens die Herrschaftsform der bürgerlichen Demokratie von der des Faschismus zu unterscheiden, wird letzerer mit ersterer pseudoradikal in einen Topf gerührt. Und die Gefahr nur noch im Ausland verortet.

Kapitalismus wird so reduziert auf ein Zerrbild desselben: "die multinationalen Finanzmärkte und die globalen Finanzmärkte" (Elsässer 2006). Die Ausbeutung der ArbeiterInnen in der Produktion über die Abschöpfung des Mehrwerts wird kleingeredet und relativiert, während die Zirkulationssphäre ohne die Produktionssphäre auszukommen scheint. Dieser Begriff eines Kapitalismus ist nur noch eine Haaresbreite entfernt von der kruden Rede vom "schaffenden" (d.h. gutem) und "raffendem" (d.h. schlechten, gar jüdischen) Kapital wie es Silvio Gesell und Schlimmere uns vorgemacht haben.

Jemand, der den historischen Materialismus ebenso wie die internationalistische Forderung des "Grenzen auf für alle" über Bord geworfen hat und sogar beim "Verein für psychologische Menschenkenntnis" (Psychosekte mit Sitz in der Schweiz) Vorträge hält, braucht von uns nicht mehr auf ein Podium gesetzt zu werden. Die kritische Auseinandersetzung mit seinen Thesen ist jedoch wichtiger denn je.

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