Singen (wg). Seit letzten Freitag ist im Asylantenheim in der Bohlinger Straße in Singens Südstadt Hungerstreik
angesagt. Als Forderung wurde ein 10-Punkte-Plan aufgestellt, in dem steht: »Wir sind Menschen und wollen leben
wie Menschen. Wir wollen wie Menschen behandelt werden. Wir fordern das Recht auf Arbeit, auf eine
Arbeitserlaubnis. Wir verlangen ein Taschengeld, mit dem wir unseren Bedarf auch decken können. Wir fordern
mehr Sauberkeit und Hygiene im Heim, die Gesundheit unserer Kinder steht auf dem Spiel. Die Flüchtlingskinder,
die in die Schule gehen, bleiben wegen der schlechten Lebensumstände im Heim hinter anderen Kindern zurück.
Wir verlangen die Aufhebung des Verbots, den Landkreis zu verlassen. Wir verlangen die Aufhebung der Gebühren
für die Bewilligung, die man zum Verlassen des Landkreises braucht.« Ludwig Egenhofer, der Leiter der unteren
Eingliederungsbehörde, und die Sozialdezernentin Ursula Auchter waren am gestrigen Dienstag vor Ort, um mit den
Streikenden zu verhandeln. Polizeibeamten in Zivil und Uniform inklusive das Ehrenamt Feuerwehr mit einem
Löschfahrzeug sind als Behördenschutzmaßnahme angerückt. Politiker sind keine aufgetaucht. »Das Gespräch«, so
Ursula Auchter, »verlief sehr konstruktiv und die Verhandlungsatmosphäre war gut. Auch Lösungen und
Anregungen wurden gefunden.« Das Gespräch wurde unter Ausschluss der Öffentlichkeit mit ausgewählten
Vertretern der Flüchtlinge geführt. »Für uns geht der Hungerstreik weiter«, so der Sprecher der Flüchtlinge kurz
nach der Verhandlung. Zwar sei sehr konstruktiv nach einer Lösung für die Probleme gesucht worden, aber
letztendlich sei so gut wie nichts gelöst worden. Jetzt wollen die Flüchtlinge die Kommunalpolitiker auf einen Besuch
in ihr Heim einladen. »Wer streikt, kriegt kein Essen und kein Taschengeld«, waren die Worte von Ludwig
Egenhofer - »Auf das Geld kommt es uns auch nicht an«, war die Reaktion der Flüchtlinge auf die Drohgebärde.