Quelle: Südkurier, 23.5.00 | |
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Konstanz (rin) Bewohner der Asylbewerber-Unterkunft in der Gustav-Schwab-Straße haben sich gestern geweigert, Essenspakete anzunehmen. Sie wollen mit der Aktion ihre Forderung nach freier Wahl der Lebensmittel unterstreichen. Nach Angaben aus dem Landratsamt Konstanz beteiligten sich rund 70 der 145 Bewohner am Protest. Er soll heute um 11 Uhr mit einer Mahnwache am Landratsamt fortgesetzt werden. Derzeit gibt es in zwei von vier Asylbewerber-Heimen im Landkreis Unruhen wegen der Essenspakete.
In Singen sind Asylbewerber seit acht Tagen im Hungerstreik. Sie wie die Konstanzer Protestierer kritisieren das im Landkreis übliche System der Essensausgabe über Pakete. Sie möchten erreichen, dass ihnen Geld oder Gutscheine ausgehändigt werden, mit denen sie gewünschte Lebensmittel beziehen können. In manchen Orten Baden-Württembergs bekommen Flüchtlinge Gutscheine, die sie in einem bestimmten Geschäft einlösen können. Weiter kritisieren Asylbewerber Regelungen, nach denen sie nur unter Auflagen den Landkreis ihres Heims verlassen dürfen. Die Karawane für die Rechte der Flüchtlinge und Migranten unterstützt die Asylbewerber in ihren Forderungen.
Während der gestrigen Protestaktion in Konstanz waren mehrere Polizeibeamte als Beobachter vor Ort. Die Ordnungskräfte wollten sicherstellen, dass Asylbewerber, die die Pakete beziehen wollen, nicht daran gehindert werden. Vertreter der Karawane wurden von Beschäftigten im Heim des Hauses verwiesen.
Ursula Auchter, die Sozialdezernentin des Landkreises, sieht keinen Anlass, von der Paketregelung abzuweichen. Sie gebe die Gewissheit, dass alle Bewohner gleichberechtigt versorgt würden. Auchter weist auf die Möglichkeit hin, Lebensmittel aus dem Paket an der Ausgabestelle gegen bevorzugte Waren umzutauschen. Asylbewerber bekommen dreimal in der Woche Lebensmittel-Pakete ausgehändigt. Der Kreis bezieht sie von einem Groß-Lieferanten. Die Pakete beinhalten in der Regel Fleisch, Brot, Tee, ein wenig Obst, Gemüse, Schokolade und Joghurt. Das Land empfiehlt, etwa 255 Mark im Monat für die Ernährung eines erwachsenen Asylbewerbers auszugeben.
Ludwig Egenhofer, Leiter der Aufnahmebehörde im Kreis, weist darauf hin, dass die Waren regelmäßig kontrolliert würden. Auf Beschwerden seitens der Bezieher reagiere die Behörde sofort. Für Egenhofer verdichten sich die Anzeichen, dass die Aktionen nicht durch Asylbewerber selbst, sondern durch außenstehende Personen angestoßen wurden.
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sw, 24.5.00