Quelle: AZW Nummer 03, erschienen am 08.06.1995 | |
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Am Samstag, den 20 Juni, legte fast die gesamte Spätschicht der Textildruckerei Herose für eine dreiviertel Stunde die Arbeit nieder. Die Gewerkschaft Textil und Bekleidung rief zu dem Streik nach dem Scheitern der Tarifgespräche im Rahmen der landesweiten Warnstreiks auf. Die Arbeitsniederlegung richtete sich gegen die Weigerung der Textilarbeitgeber, Weihnachtsgeld, Urlaubsgeld und Überstundenzuschläge zu bezahlen und den Lohn angemessen zu erhöhen. In der Zwischenzeit hat es in Konstanz keine weiteren Warnstreiks oder Streiks gegeben. In einem Tarifbezirk der Textilindustrie gab es mittlerweile einen Pilotabschluß und es wird erwartet, daß diese Einigung auch in den anderen Tarifbezirken übernommen wird.
Die Kampfbereitschaft der Herose- ArbeiterInnen ist auch vor dem Hintergrund der Drohung mit massiven Entlassungen zu sehen. Fast ein Viertel der Belegschaft - so ein Beschäftigter - hat die Kündigung in der Tasche oder den Betrieb bereits verlassen. Der Arbeitskräfteabbau wird bis zum September von der Aushilfskraft über den Lehrling bis zum Meister alle Teile der Belegschaft betreffen. Über die angebotenen Abfindungen wird vor Gericht gestritten. Gegenüber den ArbeiterInnen werden die Entlassungen mit der schlechten Auftragslage begründet. Seltsamerweise müssen aber seit den Entlassungen Samstags Sonderschichten gefahren werden. Die lapidare Begründung des Betriebsrats für diese Überstunden: Dem Betrieb geht es schlecht.
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