Quelle: AZW Nummer 05, erschienen am 06.07.1995 | |
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Hubert Markl, konservativ gewirkter Wissenschaftsfunktionär ist seit letztem Semester designierter Rektor der Universität Konstanz. Ob er dem Posten je antreten wird, ist ungewiß. Denn inzwischen hat ihm eine Findungskommision der Max-Planck-Gesellschaft das Präsidentenamt angedient. Markl schwankt - in Richtung München. Der Job bringt nämlich mehr. Wir veröffentlichen eine Stellungnahme des AStA zu den Vorgängen um Markl.
Der Große Senat der Universität beschäftigte sich am Mittwoch mit der Situation, die sich durch die Nominierung des designierten Rektors Hubert Markl als Präsident der Max-Planck-Gesellschaft ergibt.
Die Sachlage ist folgende: Im letzten Semester hat der Große Senat Hubert Markl als zukünftigen Rektor der Universität gewählt - gegen die Stimmen der Studierenden, die an den hochschulpolitischen Ansichten von Hubert Markl wenig Gefallen fanden. Darüber hinaus kritisierten die Studierenden auch heftig das Verfahren, in dem Hubert Markl nominiert wurde: Dem Großen Senat wurde von der Rektorfindungskommission nur ein Kandidat, Hubert Markl, vorgestellt. Dies war die Folge eines von vornherein auf Hubert Markl zugeschnittenen Verfahrens. Die Fristen wurden so knapp, wie gerade noch zulässig, gewählt, es wurden innerhalb der Universität keine Professoren außer Markl zur Kandidatur aufgefordert, im Gegenteil, Markl wurde von vornherein als der "Traumkandidat" dargestellt, gegen den sowieso niemand eine Chance hätte und dem alle dankbar sein müßten, daß er sich für einen derart bedeutungslosen Job zur Verfügung stelle.
Gerade diese Überqualifikation stellt sich jetzt jedoch als großes Problem heraus. Lichtgestalt Markl hat einen bedeutend lukrativeren Job angeboten bekommen. Die Max-Planck-Gesellschaft (MPG) hat ihn zum einzigen Kandidaten für das Präsidentenamt der Gesellschaft nominiert.
Hubert Markl hat bereits angekündigt, er werde sich die Übernahme des Amtes ernsthaft überlegen, sollte er denn gewählt werden. Daran hat außer ihm auch niemand ernsthafte Zweifel. Die MPG weicht extra für Markl von ihrer bisherigen Praxis ab und läßt schriftlich über die Ernennung Markls abstimmen, da der Senat der MPG vor November nicht mehr tagt.
Im November hätte Markl sein Amt als Rektor der Uni Konstanz antreten sollen. Sollte Markl dies nicht tun, bleibt Bernd Rüthers so lange Rektor, bis eine dann neu zu gründende Rektorfindungskommission nach erneuter Ausschreibung dem Großen Senat neue Kandidaten präsentiert hat, und der Große Senat einen neuen Rektor gewählt hat.
Dieses Verfahren ist nur mit viel Glück und in großer Eile noch im Wintersemester zu beenden, da Markl sich weigert, als Rektor der Uni Konstanz zurückzutreten, solange der Senat der MPG ihn nicht gewählt hat. Erst dann will sich Markl endgültig entscheiden, welches Amt er denn übernehmen will.
In einer Erklärung vor dem Großen Senat begründete er diese Entscheidung damit, daß er keinen Druck auf die Senatoren der MPG ausüben wolle, indem er sein Konstanzer Amt bereits heute aufgibt und damit deren Entscheidung vorwegnehme.
Wir fordern (Markl, d.Red.) ... auf, sich jetzt zu entscheiden, ob er ernsthaft für das Präsidentenamt der MPG kandidieren will. Dann muß er jetzt als designierter Rektor der Uni Konstanz zurücktreten und damit den Weg für eine frühzeitige Neuausschreibung der Stelle, die dann schon in den Semesterferien anlaufen kann, freimachen.
Will er weiterhin Rektor in Konstanz werden, muß er jetzt der MPG absagen.
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