Am 20.3. legte der Kollege Maier den Mitgliedern der PDS/LL die Position der ÖTV zu Problemen der Stadtwerke dar. Er wies darauf hin, daß bislang aus den Gewinnen in den Bereichen Strom, Gas, Wasser, Fähre die Defizite beim Öffentlichen Nahverkehr (6-7 Mio. DM pro Jahr) ausgeglichen werden konnten. Die Liberalisierung beim Strom habe jedoch zu enormen Preiseinbrüchen vor allem bei Großverbrauchern geführt, so daß die Gewinne aus dem Energiesektor für die Finanzierung des Defizits im Busverkehr nicht mehr ausreichten. Aus diesem Grunde habe er der Erhöhung der Fahrpreise zugestimmt, um die Kosten "auf alle" zu verteilen.
Im übrigen stünde der Bereich Nahverkehr vor der Gefahr, im Juni 2001 europaweit ausgeschrieben zu werden, falls die Stadtwerke ein Zuschußbetrieb würden. Die europaweite Ausschreibung würde jedoch die Arbeitsplätze massiv gefährden. Möglicherweise müßten die Kollegen mit Lohneinbußen bis zu einem Drittel rechnen, falls ein anderer Anbieter den Zuschlag für den Busbetrieb erhalte. Die ÖTV wolle darum auf jeden Fall verhindern, daß die Stadtwerke zu einem Zuschußbetrieb würden, um so eine europaweite Ausschreibung zu verhindern.
In der anschließenden Diskussion wurde darauf hingewiesen, daß die Stadtwerke auf jeden Fall erhalten bleiben müssen, weil sie Aufgaben der öffentlichen Daseinsvorsorge wahrnehmen. Jedoch gab es Zweifel am Weg, den die Stadtwerke gegenwärtig einschlagen. Die Preiserhöhungen belasteten gerade das untere Drittel der Gesellschaft, das auf den Bus angewiesen sei. Die Einsparungen der Reichen beim Strom würden so durch Preiserhöhungen für die Armen ausgeglichen. Betriebswirtschaftlich sei es sinnvoller, die Preise wie in Freiburg zu senken, um eine höhere Fahrgastzahl zu erreichen. Der öffentliche Nahverkehr müsse attraktiver gemacht werden. So sei die Frage, warum das Modell des Studitickets nicht auch auf die Schüler übertragen werden könnte. (Schüler zahlen für ihre Monatskarten heute viel höhere Preise als Studenten mit der Konsequenz, daß in diesem Segment weniger Karten verkauft werden).
Die durch die geografische Lage von Konstanz bedingte schwierige Verkehrssituation erfordere zusätzliche Anstrengungen, um den Dauerstau zu verhindern. Ein attraktiveres Angebot müsse auf jeden Fall die Komponente Preissenkung enthalten. Angeregt wurde z.B.(neben der Einführung eines Schülertickets), für Sozialpaßinhaber den Erwerb von Monatskarten zum halben Preis zu ermöglichen, wofür die Stadt die Stadtwerke zu entschädigen hätte. Erwähnt wurden auch Verträge mit größeren Betrieben, die für alle ihre Arbeitnehmer Monatstickets erwerben könnten.
Kollege Maier wies noch auf eine interessante Marketing-Analyse hin, die im Auftrag der Stadtwerke erstellt wurde. Darin war als wichtiges Werbemittel empfohlen worden, die potentiellen Kunden bei Hausbesuchen von der Wirtschaftlichkeit von Monatskarten zu überzeugen. Der Verwaltung der Stadtwerke erschien dies zu teuer.
Dies ist aber der richtige Weg, und er muß notfalls mit finanzieller Unterstützung der Stadtverwaltung beschritten werden.
obi
Diskussion:
Sofern Sie diesen Beitrag kommentieren möchten, schicken Sie uns eine
Mail