Glücklicherweise sind in den letzten Wochen bundesweit Bewegungen gegen rechte Umtriebe und rechtes Gedankengut entstanden. Das äußerte sich in Demonstrationen und Diskussionen an vielen Orten in der Bundesrepublik. In Singen haben 2000 Schüler/innen demonstriert, und in Konstanz nahmen 300 meist junge Menschen an einer Aktion des Schülerparlaments ( KSP ) teil.
Trotzdem, und vor allem durch die CDU-Landespolitiker, werden nationalistische Regungen mit der Forderung nach Propagieren einer "deutschen Leitkultur" geschürt. Zu Recht sagen Kritiker, daß die CDU hier mit einer derartigen Landtagswahlkampagne bei den Rechten "Stimmen fischen" will. In der "Leitkultur"-Kampagne, gemäß dem altbekannten: "am deutschen Wesen soll die Welt genesen", werden alte reaktionäre Werte hochgehalten: Deutsche Sprache, deutsche Kleidung (kein Kopftuch!), das deutsche Frauenbild, keine Ausländer, die in politischen Kämpfen ihre Menschenrechte einfordern (wie beim Hungerstreik in Singen), keine mohammedanische Kultur...!
All diese Auflagen diskriminieren in brutalster Weise alles Nicht-Deutsche. Stattdessen würde es annähernd ausreichen, wenn das bundesdeutsche Grundgesetz korrekt angewandt würde, dann würden nämlich alle Zugewanderten das Recht auf zügiges Erlernen der deutschen Sprache wahrnehmen können, Wohnung, Arbeit, Ausbildung, Gesundheitsversorgung, soziale Alterssicherung und kulturelle Entfaltungsmöglichkeiten bekommen. Das würde die vielgepriesene Integration enorm fördern.
Eigentlich weiß sowieso jede/r, daß es "die Deutschen" gar nicht gibt, denn seit Jahrtausenden finden weltweite Völkerwanderungsbewegungen statt, was zu einer fröhlichen Durchmischung der verschiedenen "Rassen" geführt hat und immer noch geschieht. Dadurch sind wir zum Glück nicht alle nur "blond und blauäugig" und dürfen statt nur Schlachtplatte mit Kraut auch mal Pizza, Espresso, Cordon Bleu, Döner, Falafel und Antipasti genießen.
Doch auch der Nahrungsmittelsektor verrät nationalistische Prägung: Bis vor wenigen Tagen, als endlich auch in "D"-Tests durchgeführt wurden, war nämlich "deutsches Rindfleisch BSE-frei!", wodurch nun alle bisherigen Einfuhrverbote als üble Farce entlarvt sind. Die Inhalte der "Leitkultur"-Debatte sind aufgebaut auf Vorurteilen mit Stammtischniveau.
Sie macht die Opfer zu Tätern:
Man sieht, solche Leitkultur-Programmatik läßt viele Möglichkeiten offen. Und wenn man Pech hat, kann man schnell zu denen gehören, die in dieses Leitbild nicht hineinpassen. Deshalb müssen wir dafür sorgen, daß ein solidarisches Klima in dieser Stadt und diesem Land entsteht, in dem die Menschenrechte für Jede/n gültig sind und die Menschenwürde von Niemandem verletzt werden darf.
lir
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