Als im Dezember letzten Jahres auf Anregung der PDS/LL in Konstanz überAktionen gegen den zunehmenden Rechtsextremismus in Deutschland beraten wurde, war noch nicht ersichtlich, welch breites Echo das angestrebte "Netzwerk gegen Rechts" finden würde. Inzwischen haben sich unter Federführung des DGB Gremien und Persönlichkeiten von Parteien und Gewerkschaften, Kirchengemeinden, Studenten- und Schülervertretungen, Friedens- und Solidaritätsgruppen für Asylanten und Ausländer sowie zahlreiche Einzelpersönlichkeiten mit dem Anliegen des Netzwerks solidarisiert und arbeiten darin mit.
Ein beeindruckender Ausdruck dieses Protestes gegen rechte Gewalt war am 3.Februar eine Schülerdemonstration für ein multikulturelles Konstanz. Zu ihr hatten Schülerinnen und Schüler der Wessenbergschule - untersützt von Schulleitern und Lehrern der Konstanzer Schulen sowie dem "Netzwerk gegen Rechts" aufgerufen. Ihr Anliegen war es, wie im Demonstrationsaufruf unterstrichen wurde, dem Rechtsradikalismus in der Region Konstanz keine Chance zu lassen und deutlich zu machen, "dass wir unsere Geschichte nicht vergessen haben und zu unserer Verantwortung stehen". In Konstanz dürfe es auch künftig keinen Platz für Faschismus und rechtsextreme Ansichten geben. Diese Forderungen kehrten auch auf den Transparenten wieder, mit denen die rund 800 Teilnehmer zur Kundgebung auf der Marktstätte zogen. "Nazis raus" - "Ausländer bleiben - Nazis vertreiben" - "Kein Mensch ist illegal" und "Statt deutscher Leitkultur bunte Vielfalt und gleiche Rechte" hiess es unter anderem.
Als eine der beiden Sprecherinnen für die Schülerinnen und Schüler betonte auf der Kundgebung: "Mit dieser Demonstration wollen wir nicht nur der rechtsextremen Szene zeigen, dass wir, die Jugend, uns von ihrer rechtsradikalen Gesinnung eindeutig abgrenzen und distanzieren und ihre Ideologie kritisieren, sondern wir wollen auch den Ausländern sagen, dass nicht sie die isolierte Randgruppe in Konstanz sind, sondern dass die wenigen Rechtsradikalen hier die Isolierten sind, die mit ihrer Meinung völlig allein dastehen."
Der Konstanzer DGB-Vorsitzende Elwis Capece erklärte als Sprecher des "Netzwerk gegen Rechts" die Solidarität der Konstanzer Antifaschisten mit den Forderungen der Jugendlichen. Er rief dazu auf, angesichts des Rechtsradikalismus in der Gesellschaft - im vergangenen Jahr verdoppelte sich in Deutschland die Zahl rechtsextremistischer Gewalttaten - entschlossen allen neonazistischen und rassistischen Tendenzen entgegenzutreten. Der an der Teilnahme verhinderte Chefredakteur der "Jüdischen Rundschau", Yves Kugelmann, begrüsste in einem Solidaritätsschreiben das Engagement der Konstanzer Schülerinnen und Schüler.
Auf der Kundgebung ergriff auch der Konstanzer Bürgermeister Horst Maas (CDU) das Wort, der als Verantwortlicher für das Ausländeramt Adressat der Forderung im Demonstrationsufruf ist, Stadt und Region müssten alles tun, dass Menschen der verschiedenen Kulturen und Nationen in Konstanz miteinander leben und sich nicht nur sicher-, sondern auch wohlfühlen könnten. Maas nannte Konstanz eine liberale und tolerante Stadt und erwähnte dabei das ins Leben gerufene "Forum für Integration". Es konnte allerdings bis heute noch nicht seinen Aufgabenbereich abstecken.
eb
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