abtauchen: auftauchen
Gedanken zur Rückkehr dreier im radikal-Verfahren! Am 13.6. sind Frank, Jutta und Ulli wieder aufgetaucht und haben sich in Bremen den Behörden gestellt. Sie waren seit einem Jahr untergetaucht, um sich der Verhaftung zu entziehen. Ihnen, wie weiteren fünf Menschen, wird vorgeworfen, die Zeitung `radikal´ hergestellt zu haben. Jutta und Ulli wurden nach kurzer Zeit auf Kaution (20000 DM) und mit scharfen Auflagen freigelassen. Frank sitzt seit dem in Untersuchungshaft, z.Z. JVA Köln. Wir finden es natürlich legitim zurück zu kommen, und freuen uns darüber, daß Jutta und Ulli wieder zurück sind in ihren Zusammenhängen. Wir können Eure persönlichen Gründe sehr gut nachvollziehen, hätten es aber notwendig gefunden, innerhalb der Soli-Struktur über das Warum und Wie genauer zu diskutieren. Es war zwar klar, daß es nach der Haftaussetzung von Ralf, Andreas, Werner und Rainer darum geht Bedingungen zu schaffen unter denen die anderen vier zurückkommen können. Zum einen war es wichtig, daß die AnwältInnen sich über die Bedingungen für das Wiederauftauchen mit der BAW auseinandergesetzt hat, die sich aber ihrerseits auf keine Gespräche dazu einließ. Zum anderem ging es darum, daß wir als Soli-Bewegung den politischen Rahmen (Öffentlich- keitsarbeit, Plakataktion wie es die Frauen/Lesben Zusammenhänge gemacht haben, etc.) hätten schaffen müssen, in denen eine Rückkehr eingebettet gewesen wäre. Tatsache war aber, daß nach der Entlassung der Vier die Luft raus war und die Umsetzung der Aufgaben nur halbherzig bis gar nicht geschah. In dieser Situation wäre eine intensive Diskussion zwischen den Untergetauchten und der Soli-Struktur notwendig gewesen. Dabei hätten die Soli-Gruppen z.B. solche Überlegungen mitkriegen können, daß es den Untergetauchten wichtig war, daß ihr Prozeß nicht von den anderen abgetrennt wird und daraus eine höhere Dringlichkeit entwickelte, schnell zu handeln. Ergebnis dieser Situation war, daß nur wenige aus der Soli-Struktur das Auftauchen organisierten und inhaltlich bestimmten. Außerdem gab es bei der Pressekonferenz noch nicht mal eine gemeinsame Erklärung der bundesweiten Soli-Struktur zum Wiederauftauchen und der politischen Einschätzung des Angriffes vom 13.6.. Strukturen, in denen so etwas abgesprochen werden kann, sind vorhanden. Wir müssen sie in Zukunft besser nutzen! Schließlich ist Matthes weiterhin abgetaucht ( auch K.O.M.I.T.T.E.)! Matthes wie geht´s dir eigentlich in deiner jetzigen Situation? Bremen 13.6.96 Nach einer Pressekonferenz begleiteten 400 FreundInnen und GenossInnen die drei zum Gerichtsgebäude. Dieses freiwillige "Abliefern" von GenossInnen bei den Behörden, die sie ja erst zum Abtauchen gezwungen hatten, finden wir eine katastrophale Symbolik. Den Wunsch der Drei , nicht wie das Kaninchen vor der Schlange sitzen zu wollen und auf eine evtl. Festnahme zu warten, können wir nachvollziehen. Trotz alledem finden wir es politisch fragwürdig, sich selbst, und dazu auch noch in Begleitung von mehreren Hundert DemonstrantInnen den Behörden zu stellen und damit eine selbstbestimmten offensiven Umgang mit der Situation aus der Hand zu geben. Auch können einige von uns nicht verstehen, warum die Stimmung bei den 400 Leuten so gut war, daß Mensch denken könnte, da werden Leute aus dem Knast abgeholt und nicht abgeliefert. Wir denken, daß die Art des Auftauchens einer politischen Bankrotterklärung nahe kommt. Als machbares Szenario wäre denkbar gewesen, daß die Drei besser in einem öffentlichem Raum (Büro IG-Medien oder ein Fraktionsbüro einer Partei) aufgetaucht wären Dort hätte eine Pressekonferenz stattfinden und in Ruhe die Verhandlungen der Rechtsanwälte mit dem Gericht abgewartet werden können. Die UnterstützerInnen hätten eine zusätzliche Schutzfunktion gehabt. Durch dieses Vorgehen wäre der politische Preis einer Festnahme und damit verbundener Einbuchtung h&oml;her gewesen als beim jetzigen Vorgehen. Soli-Gruppe Kiel
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kombo(p) | kombo@riffraff.ohz.north.de | 20.01.1999