radical
left
Patriarchat
und Sexismus...
In
den letzten Jahrzehnten hat die Frauenbewegung immer wieder
Verbesserungen für Frauen erkämpft. Zumindest
rechtlich
existiert in der BRD die Gleichstellung... Also endlich alles gut? Die
wirkliche Gleichberechtigung im Kapitalismus verwirklicht?
BRD
im
Jahr 2006. Inzwischen dürfen Männer ewig vor dem
Spiegel
stehen. Und wenn sie ihr Geld in Styling-Produkte, Klamotten und
Antifaltencreme investieren, wundern sich viele nicht mehr. Es
dürfen also alle AutomechanikerIn oder Hausmann/frau werden.
Na
ja, vielleicht nicht ganz....
Nach
wie
vor existieren gesellschaftliche Bilder, wie Mann bzw. Frau zu sein
hat. Stark, rational, laut,... so soll er sein, der echte Mann.
Sensibel, emotional, verständnisvoll,.... sind dann doch eher
die
Frauen. Diese Rollenverteilung wird von Anfang an beigebracht,
permanent vorgelebt und durch Institutionen und Medien zementiert. W e
n n die Frage ansteht, wer denn jetzt mit dem Kind zuhause bleibt, ist
die Aufgabenverteilung nach wie vor klassisch. Meistens ist es die
Frau, die sich ums Kind kümmert, die Wohnung putzt, kocht und
den
gestressten Mann umsorgt. Wenn sie das nicht täte,
könnte er
sich auch nicht so gut ausbeuten lassen - schließlich muss er
funktionieren. Wenn das Geld nicht reicht, geht sie zusätzlich
noch halbtags arbeiten. Außerdem lohnt es sich ja auch, wenn
hauptsächlich der Mann die Familie ernährt. Seine
Frau
bekommt schließlich für die gleiche Arbeit als
Arbeiterin
nur 77%, bzw. als Angestellte lediglich 74% seines Lohns. Und sogar das
gilt nur beim selben Beruf. Pflegen, erziehen, bedienen,... Berufe in
diesen Bereichen sind nicht nur weniger angesehen, sondern auch viel
schlechter bezahlt als Tätigkeiten (wie bauen, reparieren,
forschen...) Wobei klar ist, wer, bzw.welche was macht. Beispielweise
sind 97%-100% aller InstallateurInnen, AutomechanikerInnen und
ErfinderInnen Männer (da wirkt die weibliche Bezeichnung fast
albern). ErzieherInnen, FriseurInnen oder ArzthelferInnen sind dagegen
zu 92%-99% weiblichen Geschlechts.
Das
gilt natürlich nur, wenn mensch einen Job hat!
Frauen
tauchen in der offiziellen Arbeitslosenstatistik weniger auf als
Männer. Das liegt daran, dass für viele der Anspruch
auf
staatliche Gelder durch die Bedarfsgemeinschaft erlischt. Eine
Bedarfsgemeinschaft sind eheliche Verhältnisse zwischen
Männern und Frauen, in welchen das Einkommen und
Vermögen
des/r PartnerIn auf die Berechnung der Leistungen angerechnet werden.
Frauen, die in solchen Bedarfsgemeinschaften leben, fallen aus dem
sozialen Sicherungsnetz eher als Männer heraus, weil ihre
Ehe-/Lebenspartner nach wie vor in der Regel mehr Geld verdienen: im so
genannten unbefristeten "Normalarbeitsverhältnis".
Sexismus hat viele Gesichter!
Diesr
Standpunkt war um den 8. März herum, dem internationalen
Frauenkampftag, auf Plakatwänden als Überkleber zu
sehen. Nachts
über Werbungen geklebt, die ihr Produkt mit
Frauenkörpern "an den
Mann" bringen wollen. Die Darstellung von Frauen auf Plakaten und in
der Werbung ist meist eine Objektmachung von Frauen.
Vordergründig
soll die dargestellte Frau möglichst so aussehen, wie es
gesellschaftlich
als schön gilt, und verfügbar wirken, also nicht zu
viel anhaben und
sexualisierte Posen einnehmen. Wenn Mann sie sieht (und
natürlich das
Werbeprodukt) soll er denken: "geil!" Oder gar nichts denken, und
einfach
nur kaufen. Frauen wiederum versuchen oft, sich in die
präsentierten
Schönheitsschablonen hineinzuzwängen.
Am
8.
März waren auch mehrere Gruppen in U- und
Straßenbahnen
unterwegs und stellten unangenehme und grenzüberschreitende
Anmachsituationen für Frauen nach. Die Theatersituation wurde
nach
mehreren Minuten aufgeklärt. Mit Flugblättern und in
Gesprächen wurde versucht, die Menschen in der U-Bahn
für
diese Vorgänge zu sensibilisieren, da sexistische Anmache
für
Mädchen und Frauen alltäglich ist. Nicht nur in der
U-Bahn
- auch in der Schule, am Arbeitsplatz, in der
Kneipe, auf
der Straße, in der Disco,... Dumme Anmache und dreistes
Angegrabsche hat jede Frau schon erlebt. Doch damit hört es
nicht
auf. Immer wieder tauchen Sprühereien, wie "Frauen, erobert
euch
die Nacht zurück", "Sexisten bekämpfen -
überall",
"Vergewaltiger wir kriegen euch",... an Wänden und Scheiben
auf.
Diese Parolen sind Mittel, um die Gewalt gegen Frauen im Patriarchat an
die Öffentlichkeit zu zerren. Denn die Wirklichkeit von Frauen
sieht anders aus als überwiegend geglaubt wird. 4 Millionen
Frauen
werden allein in der BRD jährlich Opfer von
häuslicher
Gewalt. Gewalt in der Familie ist die in der Gesellschaft am
häufigsten ausgeübte Gewaltform.
Sexualisierte
Gewalt, wie Übergriffe, Missbrauch und Vergewaltigung, ist
für viele Mädchen und Frauen Realität. Die
Folgen aus
diesen Traumatisierungen sind extrem und können sich auf das
ganze
Leben erstrecken. Aber auch allein die Angst, Opfer von
Übergriffen zu werden, reicht oft aus, um Frauen in ihrer
alltäglichen Bewegungs- und Aktionsfreiheit
einzuschränken.
Die
Vielschichtigkeit von patriarchalen Verhältnissen findet auch
heute noch Ausdruck in unterschiedlich subtilen und offenen
Unterdrückungsmechanism en. In diesem Text wurden nur einige
Teilaspekte herausgegriffen – Auswirkungen des Patriarchats
in anderen
Ländern als der BRD zum Beispiel fehlen. Um das Ziel einer
befreiten Gesellschaft ohne
Unterdrückungsverhältnisse zu
erreichen, muss auch weiterhin die Auseinandersetzung mit dem
Patriarchat vorangetrieben werden, gesellschaftlich wie auch im eigenen
Kopf. Nur durch solche Diskussionen können sich
emanzipatorische
Forderungen (weiter)entwickeln, vorgegebene Rollen und Verhaltensweisen
reflektiert und gebrochen werden. Ohne Praxis keine Theorie, ohne
Theorie keine Praxis!
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