Kandidatur der "Nederlandse Volks Unie" (NVU) in Kerkrade & Landgraaf

Wesentlich überraschender als die Kandidatur von Christian Malcoci in Kerkrade ist die Besetzung des NVU-Spitzenplatzes im benachbarten Landgraaf: Stefan Wijkamp aus Oosterbeek erregte zuletzt beim Aufmarsch der NVU durch Kerkrade im März 2001 Aufsehen, wo er als Hitler-Doppelgänger auftrat.

Auf ein seriöses Erscheinungsbild legt die NVU in der Grenzregion also keinen Wert. Das beweist auch ein Blick auf die Liste der UnterstützerInnen.

Der 32-jährige Ger Haan unterstützt die NVU in Kerkrade. Er war in der zweiten Hälfte der 90er Jahre aktives Mitglied sowohl der NVU als auch der "Jungen Nationaldemokraten" (JN). In Kerkrade betrieb Haan mit "De Limburgse Haan" einen rechtslastigen Musikversand. Er unterhielt Kontakte zur NSDAP/AO und den "Freien Kameradschaften".
Am 22.12.1998 war es mit Haans Neonazi-Karriere zunächst vorbei. Er wurde in Heerlen festgenommen, nachdem er vier Tage zuvor 5 Schüsse auf seine Ex-Freundin abgegeben hatte. Später wurde Haan in Deutschland zu 4,5 Jahren Haft verurteilt - warum er nun bereits auf freiem Fuß ist, ist nicht bekannt.
Der Mordversuch an seiner Ex-Freundin hat einen pikanten Beigeschmack, war sie zu diesem Zeitpunkt doch die Bewohnerin des Neonazi-Zentrums in Eschweiler-Dürwiß - damals Sitz des "Bildungswerk Deutsche Volksgemeinschaft" um den Kölner JN-Funktionär Achim Ezer.
Nach dem Scheitern der Liebesbeziehung hatte Haan bereits sowohl einen Selbstmordversuch unternommen als auch die gemeinsame Tochter kurzzeitig entführt. All diese Auseinandersetzungen innerhalb der Nazi-Szene taten Haans Ansehen jedoch keinen Abbruch. Ein halbes Jahr nach seiner Inhaftierung wurde bekannt, daß er durch die "Hilfsgemeinschaft Nationaler Gefangener" (HNG) unterstützt wurde, bei der es sich um einen zentralen Knotenpunkt im internationalen Neonazi-Netzwerk handelt.
Seit seiner Haftentlassung lebt Ger Haan in der Gladiolenstraat 212 im Kerkrader Ortsteil Spekholzerheide.

Auch der 37-jährige Jozef Ida Gorissen unterstützt den Wahlkampf der Kerkrader NVU. Als langjähriges Mitglied der Partei fiel er zuletzt 1996 in Rotterdam auch überregional auf. Dort trug er bei einem verbotenen Nazi-Aufmarsch eine Hakenkreuzfahne und griff anschließend einen Polizisten an.
Gorissens Wohnsitz Kasperenstraat 79 im Ortsteil Kaalheide kann heute als "Zentrale" der NVU Kerkrade angesehen werden.

Die Zentrale der NVU Kerkrade: Kasperenstraat 79 (Kaalheide)

Sehr auffällig ist die Häufung der NVU-AnhängerInnen in Kerkrade-West, also den Ortsteilen Spekholzerheide und Kaalheide. Aber auch der Ortsteil Eijgelshoven zeichnet sich als Kristallisationspunkt der Faschisten ab.

In Landgraaf betritt mit dem NVU-Kandidaten Sven Leijenaar ein erst 21-jähriger die Politische Bühne. NVU-Chef Constant Kusters bezeichnet ihn als "hoffnungs- vollen Nachwuchs, der sich im letzten Jahr sehr gut gemacht hat". Leijenaar wohnt am Surinameplein 9 in Landgraaf.
Auch die komplette UnterstützerInnenliste aus Landgraaf liegt inzwischen vor.

Aufmarsch der NVU und befreundeter deutscher Neonazis in Kerkrade im März 2001

Mehr Informationen:
Christian Malcoci
"Grenzenlose Thule-Kämpfer"
Nazi-Aufmarsch in Kerkrade
Deutsch-niederländische Kontakte der Neonazis