Ein zentrales Element der örtlichen Neonazi-Szene ist die Burschenschaft "Libertas Brünn". Sie bildet eine wichtige Schnittstelle, die auch organisations- und parteiübergreifend Neofaschisten aller Art an einen Tisch bringen kann. So beteiligten sich Mitte der 90er Jahre an einem "Junge-Freiheit-Leserkreis" in den Räumen der Libertas neben Burschenschaftern auch Funktionäre der "Republikaner" und der "Jungen Nationaldemokraten" (JN). Mit Markus Kalenborn war auch ein Aktivist aus dem militanten Neonazi-Spektrum vertreten.
Kalenborn war 1993 in Dortmund zu einer Haftstrafe auf Bewährung verurteilt worden, weil er als Sprengstoffexperte an der Anti-Antifa-Gruppe "Volkswille" beteiligt war und Mordanschläge auf politische GegnerInnen geplant hatte. Kurze Zeit später kam der Bombenbastler Kalenborn bei der Libertas unter.
An einer im April 1998 federführend von der Libertas organisierten Kundgebung gegen die Eröffnung der Ausstellung "Verbrechen der Wehrmacht" in Aachen nahm neben weiteren Nazi-FunktionärInnen auch der Aachener Ex-FAP-Chef Reinhard Wolter teil.
Im Gegenzug beteiligen sich seit dem Sommer 2000 Liberten regelmäßig an Aufmärschen der militanten Neonazi-Szene, so im Juni 2000 am Aachener Lindenplatz und - nach Augenzeugenberichten - im März 2001 in Würselen- Broichweiden. Bei der Kundgebung am Lindenplatz posierten zwei Liberten, unter ihnen Oliver Harf, als Transparent- träger bzw. "Raumschutz". Den letztgenannten Job übte Harf gemeinsam mit u.a. Thorsten Crämer (NPD Schwelm) und einigen Funktionären der JN Duisburg aus, die wenige Tage später einen Überfall auf eine Gedenkveranstaltung an der KZ-Gedenkstätte Kemna bei Wuppertal organisierten und zwischenzeitlich zu längeren Haftstrafen verurteilt sind. Der Aufmarsch in Würselen war konspirativ organisiert, Zeit und Ort nur für den 'Inner Circle' der militanten Nazi-Szene zugänglich...
|

Oliver Harf
|
Die wichtige Rolle der Libertas im Neonazi-Lager zeigt sich auch an einem Verweis der Münchener Burschenschaft Danubia auf die Libertas als Orientierungsadresse für Gleichgesinnte im Raum Aachen. Die Danubia war im Frühjahr 2001 ins Ram- penlicht geraten, nachdem sie auf ihrem Haus einen Neonazi versteckt hatten, der wegen eines rassistisch begründeten Mordversuchs vor der Polizei fliehen mußte.
Schließlich spricht ein Auszug aus der Libertas-Referentenliste der letzten Jahre Bände: Hans-Dietrich Sander (Herausgeber der neofaschistischen "Staatsbriefe") und Rolf Schlierer (Bundesvorsitzender der Republikaner) konnten tatsächlich im Sommer 2000 noch von den NPD-Spitzenfunktionären Jürgen Schwab und Horst Mahler 'übertroffen' werden.
(Einziger) regelmäßiger Besucher dieser Libertas-Veranstaltungen ist Lothar Siegfried Eiding (Jahrgang 1925) aus Herzogenrath-Kohlscheid. Der Altnazi ist Mitglied der HIAG ("Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit der Soldaten der ehemaligen Waffen-SS") und veröffentlicht bis heute Lobeshymnen auf die deutsche Wehrmacht und den gesamten Nationalsozialismus.
Weitere Informationen:
Aus dem Innenleben der Libertas Brünn (eigener Beitrag)
Burschenschaften als Teil der "Neuen Rechten"
Junge Freiheit
Prozeß gegen Volkswille
Thorsten Crämer
Staatsbriefe
Horst Mahler
|