Wenn man auch innerhalb des Dachverbands "Deutsche Burschen- schaft" (DB) noch weiter anhand der neofaschistischen Aktivitäten klassifi- zieren möchte, so ist für Aachen an erster Stelle die "Libertas Brünn" zu nennen. Sie ist nicht nur besonders tief in den Neonazi-Sumpf verstrickt, sondern auch darüberhinaus die mit Abstand umtriebigste Aachener DB- Burschenschaft. An der Gründung der hochschulpolitischen Neonazi-Liste "aktiv" 1997 war die Libertas maßgeb- lich beteiligt, in der DB hatte sie annähernd zur gleichen Zeit den Vorsitz inne.
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Die "Villa am Hofe" -
der ein bißchen heruntergekommene
Sitz der Libertas Brünn am Muffeter Weg 15.
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Im Sommersemester 2000 bildeten Wolf Koenig, Swen Pförtsch und Christian Boeke den studentischen Vorsitz der Libertas. Koenig verwaltet zudem das Konto und die Webdomain. (Nur am Rande: Wolf Koenig ist angehender Zahnarzt - wer diesem Menschen schon einmal begegnet ist, weiß daß das nicht gut sein kann...) Weitere nennenswerte Mitglieder sind Oliver Harf, Sebastian Schaaf und Dag Schütz.
In einem sehr aufschlußreichen internen Thesenpapier zum "Julfest 2000" unter dem Titel "Die Verfolgung national Denkender und die Zukunft unserer Burschenschaft" versuchen Libertas-Mitglieder eine Bestandsaufnahme der Gesellschaft, die allerdings nicht über drei Seiten bedenklichste Paranoia hinauskommt. Die Liberten wähnen sich aufgrund der "zunehmenden Überfremdung" von "radikalisierten Ausländern" umgeben. Ihre Kritik an den Neonazi-Morden der letzten Jahren beschränkt sich folgerichtig auch auf diese vermeintliche Gefahr: "Durch diese Anschläge werden die Ausländer radikalisiert..." Ebenfalls bedroht sehen sich die Liberten durch "Linksextremisten" bei den Autonomen, in der Regierung und bei der Polizei... Protestkundgebungen gegen Libertas-Vorträge mit NPD-Rednern werden zu "Anschlägen auf unser Haus" umgedichtet. Auf dieser Basis setzt das Papier sich letztendlich selten offen mit der Gewaltfrage auseinander: "Gewalt ist für einen Burschenschafter kein Mittel zur Durchsetzung politischer Ziele, wohl aber ein Mittel zur Erlangung persönlicher Rechte, wenn diese durch die Exekutive nicht gewahrt werden. Die Anwendung von Gewalt gibt jedoch weitere Möglichkeiten zur Stigmatisierung. Die Nichteinforderung von Rechten andererseits läßt uns in der Bedeutungslosigkeit verschwinden. Der wahre Weg für einen Fortbestand unserer Burschenschaft muß, jedenfalls bis zum Erreichen einer gewissen Reizschwelle, irgendwo dazwischen liegen. Dies zu erörtern soll Aufgabe der heutigen Generaldebatte sein." Im Klartext: Wer gegen Vorträge mit NPD-Rednern protestiert, soll - jedenfalls in Maßen - gewalttätig bekämpft werden. Das ist - gepaart mit dem vorherrschenden Verfolgungswahn bei der Libertas - ohne Zweifel ein hochbrisanter Vorsatz.
Die Ausrichtung der Burschenschaften wird in hohem Maße von ihren "Alten Herren" geprägt. Diese ehemaligen studentischen Mitglieder - heute oft in führenden Positionen im Berufsleben - finanzieren das Leben auf den Burschen- häusern, dementsprechend ihr Einfluß nach dem Motto "Wessen Brot ich freß', dessen Lied ich sing'".
Ehemalige studentische Mitglieder der Libertas Brünn sind Ulrich Lehmkühler aus München (freier Journalist, u.a. "Münchner Merkur") und Michael Kurr aus St. Gallen/ Schweiz (Forschungsassistent am Institut für Technologiemanagement an der Universität St. Gallen). Frank Heinig hat sich erst kürzlich in die "Diplomanden-Galerie" Flugzeug-Elektrik und -Elektronik an der FH Aachen eingereiht. Das Beispiel Kurr zeigt, wie die Liberten auch nach Ende ihres Studiums über das Sponsoring hinaus im Sinne der Burschenschaft aktiv bleiben - er hat den "Falkenburger Förderverein" mitbegründet, der sich für die "Gründung und Förderung einer schlagenden Verbindung an der Uni St. Gallen" einsetzt.
Wer bei der Libertas Brünn landet, tut das nicht zufällig. Bereits das Beispiel Markus Kalenborn - an anderer Stelle beschrieben - zeigt, daß Neonazis genau wissen, wo sich ihre Anlaufstelle als Studenten in Aachen befindet. Auch Swen Pförtsch und Dirk König zeigen, wie der Hase läuft: Nach dem gemeinsam bestandenen Abitur in Leipzig - schon dort waren sie ihren MitschülerInnen als "sehr Rechte" bekannt - gingen sie gemeinsam zum Studieren nach Aachen, und... landeten prompt bei der Libertas Brünn.
Nach Informationen aus dem Umfeld der Libertas Brünn besitzt etwa die Hälfte derer studentischen Mitglieder ein Parteibuch der NPD. Teilweise werden Neumitglieder aus NPD-Kreisen empfohlen und dann von der Libertas auf ihre "Tauglichkeit für burschenschaftliche Zwecke" geprüft. Der Anti-Antifa-Terrorist Kalenborn ist dabei seinerzeit durchgefallen, er wurde trotz bester NPD-Empfehlungen nach einigen Monaten "wegen Unfähigkeit" wieder ausgeschlossen.
Weitere Informationen:
Die Einbindung der Libertas Brünn in die Neonazi-Strukturen (eigener Beitrag)
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