R.O.T.K.Ä.P.C.H.E.N.

Zur Seximusdiskussion im Grenzcamp


Nun haben wir leider das Grenzcamp-Nachbereitungsplenum verpaßt, wollen aber dennoch unsere Standpunkte zu dieser Diskussion mitteilen. Wir werden diesen Text an die Grenzcampvorbereitung schicken und an the Voice. Wir haben den Text "kurze Info aus dem Antifaworkcamp Weimar" vom 29.7.00 kurzfristig geschrieben, um das Grenzcamp welches am 29.7.00 begann über die sexistischen Vorfälle zu informieren, damit es dort thematisiert werden kann. Wir haben dabei den vermeintlichen Fehler gemacht, grundsätzliche linksradikale Positionen vorauszusetzen und nicht den gesamtgesellschaftlichen Kontext zu benennen .Wir haben die e-mail deshalb so kurz gehalten, da wir uns darauf verlassen haben das auch vom Anitfaworkcamp ein(e) Stellungnahme/Bericht auf dem Grenzcamp erfolgt - im nachhinein war dies ein Fehler. Berechtigt finden wir die Kritik der "4Leute aus Erfurt", welche schreiben, daß der Eindruck entstehen könnte die Auseinandersetzung mit Sexismus wird ausschließlich von "the Voice" gefordert. Selbstverständlich fordern wir dies von jeder Guppe, Organisation oder Einzel-person. Dies haben wir nicht klar genug formuliert. Unserer Meinung nach trägt jedoch eine Organisation zumindest eine Teilverantwortung für die von ihr mobilisierten Menschen. Und in diesen Fall war dies "the Voice" und kann deswegen auch Adressat unserer Kritik sein.

Wir waren mehr als erstaunt über die Rassismus Unterstellungen des Deligiertenplenum vom Grenzcamp in ihrem Papier vom 4.8.00 und entsetzt über einige der formulierten Positionen.

Weder haben wir in unserem Papier erwähnt das the Voice eine Flüchtlingsorganisation ist noch haben wir die Hautfarbe der Männer erwähnt. Wie kann in unserem Papier gelesen werden, daß der Mann als "Flüchtling gekennzeichnet" ist? Wo fordern wir "Wohlverhalten von Migranten" und wo nehmen wir "schwarze Männer in Verantwortung"? In unserem Papier verwenden wir nur den Begriff Männer und nehmen sie als solche in Verantwortung. Die "Tendenz zur Ethnisierung" findet in eurem Papier statt - wir begreifen Sexismus auf keinen Fall als "Eigenschaft ausländischer Männer" und haben dies auch nicht so geäußert. Und dies aus der Verantwortung für die ca.10 mobilisierten Männer abzuleiten ist absurd. Weder erklären wir Sexismus zum "neuen Hauptwiderspruch" noch kann eine Forderung nach Kritik und Auseinandersetzung ein Gegeneinanderauspielen der verschiedenen Unter-drückungsverhältnisse sein. Zudem sind auch wir für einen offen Umgang mit Konflikten - und verstehen deswegen in diesem Zusammenhang eueren Begriff Imagedenken nicht.

Wir finden es falsch politische Organisationen ihrer Verantwortung für ihre Mitglieder oder SympathiesantInnen abzusprechen. Wir werden auch weiterhin Organisationen die Verantwortung "zuschieben", egal ob the Voice, AAB, etc., auf ihre Mitglieder und ihr soziales Umfeld einzuwirken, sich zu positionieren, auseinanderzusetzen - die Realität zu verändern. Es ist nicht unser Motto "erst wenn ihr Sexismus ausschließt , können wir gegen Rassismus kämpfen" - unsere Forderung war Übergriffe unmöglich zu machen. Wir denken das wenn the Voice aus der Verantwortung entlassen wird, sich mit ihrem mobilisierten Umfeld über Sexismus auseinanderzusetzen, schadet ihr nicht nur den Frauen in den Flüchtlingsheimen.

In diesem Zusammenhang entsetzt uns folgender Satz "Wir finden es im übrigen unsinnig, von einer Organisation zu fordern, in ihrer Gruppe und ihrem Umfeld `Dafür zu sorgen das solche Übergriffe unmöglich werden´ weil das leider im real existierenden Patriarchat nicht machbar ist, auch nicht in der radikalen linken, welche Teil davon ist." Euer Politikverständnis ist uns ein großes Rätsel - ist das was ihr schreibt jetzt nur reformistisch oder schon konterrevolutionär? Müssen Menschen eurer Meinung nach rassistische, sexistische Übergriffe und kapitalistische Ausbeutung aushalten, weil die Verhältnisse nun mal so sind? Es war doch schon immer sinnig das scheinbar Unmögliche zu fordern z.B. kein Mensch ist illegal!, Kapitalismus abschaffen!,weg mit allen Zwangsanstalten... Fragen über Fragen.....

Ebenso ist uns gänzlich unklar wie ihr Differenzen definiert . Ist Sexismus eine Differenz die es auszuhalten gilt? Und ist Rassismus auch nur eine Differenz ? Was meint ihr damit ? Wir verstehen unter politischen Differenzen verschiedene Lösungsansätze im Kampf für eine befreite Gesellschaft. In dem Text "an outcame of rasist dominace in the german left" vom 3.8.00 steht geschrieben "...this e-mail was a serious threat, an attempt to destroy the Voice. They felt that the organisation was singeld out as ´the sexists` within the radikal left. Also, they analysed the e-mail in the broader kontext of rasist domination". Wir haben lange überlegt wie wir darauf reagieren, den eine solche Reaktion auf unsere Forderung nach einer Auseinandersetzung mit Sexismus verwundert uns ,und wir verweisen auf unsere e-mail im Internet unter der Grenz-camp adresse www.nadir.org/camp/2000/. Noch mehr verwundert uns die im Erfurter Papier angeführte Drohung von the Voice , "daß Grenzcamp zu verlassen und mit linken Gruppen in der BRD nicht mehr zusammenzuarbeiten..." - ist dies auch eine Folge unserer Forderung nach Auseinandersetzung ?

Weiterhin wird geschrieben, daß die Behauptung aufgestellt wurde , es gäbe eine anti-sexistische Bewegung die antirassistische Arbeit zerstören will. Diese Behauptung geht an jeglicher Realität vorbei! Weswegen wurden, wie im Papier der Frauen geschrieben, die im Grenzcamp vorgefallenen sexistische Übergriffe nicht auf dem Plenum thematisiert, obwohl über sie berichtet wurde, und nur über unsere e-mail und the Voice gesprochen? Und jetzt werden wir wieder unverschämt und fordern , daß auch auf dem Grenzcamp Sexismus thematisiert wird, damit sexistische Übergriffe unmöglich werden. Wir hoffen unsere Positionen sind klarer geworden.




Für den Kommunismus !
Mit linksradikalen Grüßen !


Berlin, 11.Oktober 2000


Einige TeilnehmerInnen