Was heißt hier
"Rock gegen rechte Gewalt"?!
Heißt das, wir finden Nazis scheiße, weil sie anderen Menschen Gewalt antun? Na klar, aber das reicht ja wohl noch lange nicht aus. Wenn Faschisten Gedankengut in sich tragen, welches sich logischerweise in der Bedrohung und Nötigung anderer Menschen ausdrückt und entladen muss, haben wir uns mit deren Gedankengut zu beschäftigen! Denn Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen!
Es gibt keine genaue Definition, wie Nazis denken. Sie selbst haben unterschiedliche Vorstellungen vom "deutschen Volk" oder der "arischen Rasse". So verbünden sich die einen mit bspw. tschechischen oder schwedischen Nazis, die anderen wollen mit nichts und niemandem, der nicht deutsch spricht, etwas zu tun haben. Wir können aber festhalten, dass sie Menschen in bestimmte Rassen oder Kulturkreise einteilen, und die Unterschiede zwischen den "Rassen" aufrecht erhalten wollen. Menschen werden also in Kategorien gepresst, deren Differenzen unaufhebbar seien, so dass ein Chinese in Frankreich immer fremd sein müsste, und es angeblich auch gar nicht anders sein könnte.
Nazis wollen sich abgrenzen, sie wollen die Einheit des "deutschen Volkes" oder der "arischen Rasse" gegen äußere Einflüsse verteidigen. Sie wehren sich gegen große ökonomische Veränderungen, wie die Arbeitslosigkeit oder die Einwanderungspolitik eines Landes, und verstehen nicht, dass diese Veränderungen keine Rücksicht auf angebliche Völker oder Kulturkreise nehmen. So fordern sie "Arbeit zuerst für Deutsche" oder "Kinder statt Inder", ohne zu merken, dass die internationale Konkurrenz es verlangt, Spezialisten und Fachkräfte im Land zu haben, egal woher sie kommen. Wer das nicht versteht, schiebt natürlich schnell den schwarzen Peter den "Ausländern" zu, die "uns die Arbeitsplätze wegnehmen". Und er hasst die "Kapitalisten", die ohne Rücksicht auf "Volk und Familie" auf dem freien Markt ihr "Unwesen" treiben. Historisch gesehen waren das immer jüdische Menschen, die nicht anders durften, als mit Geld zu handeln. Sie wurden dann für ökonomische Missstände verantwortlich gemacht. Der einfache Bauer verstand nicht, warum er seine Kuh nach einer Inflation nicht mehr für den alten Preis verkaufen konnte. Der machte dann den Händler oder (jüdischen) Geldleiher persönlich verantwortlich, obwohl dieser ebenso unter gesellschaftlichen Zwängen stand. Wer also nicht versteht, mit welchen Zwängen für jeden die Gesellschaft funktioniert, der sucht sich für seine Unzufriedenheit schnell einen Sündenbock und tritt dem in die Fresse.
Was der Zwang für uns alle ist, um überhaupt zu (über-)leben, ist die Arbeit. Damit stehen auch alle Menschen unter Konkurrenz um einen Arbeitsplatz oder um den internationalen Standort des eigenen Wirtschaftsraumes. Wir fügen damit uns und anderen Gewalt zu, müssen unsere Bedürfnisse unterdrücken, nachts um halb 5 aufstehen, um zur Arbeit zu gehen. Wir leben nach dem Takt der Uhr, denn Zeit ist ja bekanntlich Geld, und das lernen wir schon früh in der Schule. Wir können unser Leben nicht selbst bestimmen - Kindergarten, Schule und Arbeit sind vorprogrammiert. Unzufriedenheit gibt es deswegen überall. Aber die Ursachen der Probleme werden nicht in der Gesellschaft an sich gesehen, sondern es werden einzelne Gruppen von Menschen verantwortlich gemacht. So auch die "Ausländer" oder "unfähigen, unmenschlichen Arbeitgeber und Politiker".
Um dieser Ideologie zu entgehen, hilft es nur, sich mit den Verhältnissen in unserer Gesellschaft auseinanderzusetzen und sie zu verstehen. Der Kapitalismus ist geistig schwer zu durchdringen, und genau deshalb versuchen viele Menschen, ihn sich einfach zu erklären. Wir wollen keine endgültigen Wahrheiten verkünden. Es geht vielmehr darum, das Feld einer Debatte zu eröffnen, vor der viele zurückschrecken. Eben weil sie so umfangreich ist, und nicht so einfach wie "Gegen rechte Gewalt".
Wer vom Kapitalismus nicht reden will, soll über Gewalt auch schweigen!
MfG, Tomorrow
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