Maleme: "Kein Revisionistisches Gedenken auf Kreta!"
von FreundInnen des AK AngreifbareTraditionspflege - 20.05.2005 22:42
70 AntifaschistInnen aus Griechenland und Deutschland verhinderten heute am 20. Mai 2005 auf dem „Deutschen Soldatenfriedhof“ in Maleme das jährlich zum Jahrestag des faschistischen Angriffs auf Kreta stattfindende Gedenken alter und junger Kameraden. Revisionistisches Gedenken auf Kreta verhindert 70 AntifaschistInnen aus Kreta und Deutschland verhinderten heute auf dem „Deutschen Soldatenfriedhof“ in Maleme das jährlich zum Jahrestag des faschistischen Angriffs auf Kreta stattfindende Gedenken alter und junger Kameraden.
Am 20. Mai 1941 griff die Wehrmacht die Insel Kreta an und hielt sie bis zum 9. Mai 1945 besetzt. Dann mussten auch die letzten faschistischen Truppen, die im östlichen Mittelmeerraum verblieben waren, kapitulieren. Bis heute gedenken ehemalige Wehrmachtsangehörige, Bundis und Zivilisten den „Heldentaten“ der deutschen Soldaten am Jahrestag der Invasion auf dem deutschen Soldatenfriedhof in Maleme, dem größten seiner Art in Griechenland. Dort wo die Wehrmacht über 3500 Zivilisten als Partisanen und deren Unterstützer hinrichtete und über 30 Dörfer komplett zerstörte, trauern Nachkommen und Angehörige der Täter um ihre Opfer, ohne auch nur ein Wort über die Verbrechen der Deutschen während der Besatzungszeit zu verlieren. Stattdessen wird die Geschichte dahin umgedeutet, man habe 1941 den Kretern den Frieden gebracht. Auf den mitgebrachten Kränzen steht „Treue für Treue“ und das faschistische Lied der Fallschrimjäger „Rot scheint die Sonne“ wird gesungen. Deshalb reisten in diesem Jahr AntifaschistInnen aus Deutschland an, um gemeinsam mit griechischen GenossInnen dem revisionistischen Treiben ein für alle mal ein Ende zu bereiten. Früh morgens um 9 Uhr besetzten sie den Friedhof und brachten Transparente und Gedenkschilder an. Mit den Schildern, die auf dem Friedhof aufgestellt wurden, wurde den einzelnen zerstörten Ortschaften gedacht, die in diesen Tagen ihre „Jahrestage“ feiern, so z.B. der Ort Kandanos, wo die Wehrmacht bereits am 3. Juni 300 Zivilisten als „Vergeltunsgmaßnahme“ hinrichtete und den Ort niederbrannte.
Als die ersten Teilnehmer der Gedenkfeier auf dem Friedhof eintrafen, staunten sie nicht schlecht. Statt einem netten Plausch über alte Zeiten erwarteten sie Farbeier. „Wenn ich eine Pistole gehabt hätte, dann hätte ich geschossen“, sagte einer der farbtropfend vom Platz gewiesenen.
Relativ schnell waren die griechischen Bullen da. Erst nur mit ein paar Streifenwagen, dann mit einer Sondereinheit Riotcops. Aber auch die machten nicht viel, und die Ankündigung, den Friedhof zu stürmen, entpuppte sich als leere Drohung. Nachdem der griechische Friedhofswärter sich gegen einen Bulleneinsatz ausgesprochen hatte und wohl auch von höherer Stelle eine Absage kam, zogen sie unverrichteter Dinge wieder ab. Griechische Bullen, die am Jahrestag des Naziangriffs AntifaschistInnen aus dem Weg prügeln und wild mit Tränengas um sich schießen, um Deutschen Platz zu machen, hätten in der griechischen Presse wohl kein gutes Bild abgegeben.
Unverrichteter Dinge abziehen mussten auch die Deutschen, unter ihnen der Organisator der dann ausgefallenen Gedenkfeier, der Kameradschaftsleiter Berlin im Bund Deutscher Fallschirmjäger, Wolf Walther. Er zog sich mit einem Erfurter Bundeswehrsoldaten in das anliegende Cafe zurück. Aber auch das rettete ihn nicht vor dem verdienten Farbei.
Der deutsche Soldatenfriedhof ist nicht der einzige Ort auf Kreta, an dem Traditionspflege betrieben wird. Zwei Ehrenmäler, eines für die Fallschirmjäger und eines für die Gebirgsjäger, beide 1941 von den Nazis aufgestellt, sind weitere „Wallfahrtsorte“ für deutsche Revanchisten. Auch hier hatten die Deutschen Blumen niedergelegt. Für „Großdeutschland“ gestorben, stand auf dem massiven Steinklotz, den ein herabstürzender Adler mit Hakenkreuz in seinen Krallen, zierte. Heute fehlt sowohl Adler als auch der Schriftzug „Großdeutschland“. Der Legende nach fegte ein Wintersturm den Adler hinweg, viel eher war es eine Sprengung, der allerdings nicht das gesamte Denkmal zum Opfer fiel. „Großdeutschland“ wurde später von kretischen AntifaschistInnen aus der Marmorplatte gebrochen. Aber auch der Rest des Denkmal sieht mittlerweile eher kläglich aus, da die angereisten AntifaschistInnen auch diesem noch einen Besuch abstatteten. Viel Farbe und die Schriftzüge „Entschädigung jetzt!“ „Nie wieder Faschismus!“ zieren nun das Ehrenmal.
Zur Erhaltung des Denkmal setzt sich der „Freundeskreis Fallschirmjäger-Ehrenmal“ ein.
Später verteilten die AntifaschistInnen noch Flugblätter in den umliegenden Dörfern und sprachen mit der Bevölkerung über die Aktion, was vor allem deshalb wichtig war, weil viele KreterInnen bis heute glauben, dass die Deutschen lediglich ihrer Toten gedenken.
Letztlich war die Aktion vor allem deshalb ein voller Erfolg, weil sie mit griechischen AntifaschistInnen zusammen durchgeführt wurde, insofern ein gutes Beispiel internationalistischer Zusammenarbeit und ein Beweis dafür, dass Antifaschismus an keiner Nationalgrenze Halt macht. In diesem Sinne Dank an die griechischen GenossInnen.
P.S. Kreta hat im Mai bereits Temperaturen von weit über 20 Grad, und es empfiehlt sich auch in Zukunft auf Kreta nach Geschichtsrevisionisten, Bundis und Militaristen aller Art Ausschau zu halten. Antifaschistische Reisegruppen mögen dies als Aufforderung verstehen.