Vom Ulrichsberg �ber Kreta nach Mittenwald 2006

Das Treffen des Kameradenkreises der Gebirgstruppe endlich beenden!
Den antifaschistischen Widerstand nicht vergessen!

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Aufruf auf Englisch

Nach den Protesten der letzten Jahre findet das Treffen des Kameradenkreises der Gebirgstruppe dieses Jahr nicht am Pfingstsonntag, sondern bereits eine Woche vorher am 28. Mai statt. In den vergangenen drei Jahren wurde verst�rkt nach Mittenwald mobilisiert: Gegen den Skandal eines T�tergedenkens, an dem sich nicht nur die noch lebenden T�ter, sondern auch die Bundeswehr beteiligt; gegen den Skandal, dass unbeirrt an der M�r von Ehre und Tugend der deutschen Gebirgstruppe gestrickt wird; gegen den Skandal, dass antifaschistische AktivistInnen Jahr f�r Jahr mit Strafverfahren �berzogen und polizeilicher Repression ausgesetzt werden, w�hrend es die bundesdeutsche Justiz bislang noch nicht fertiggebracht hat, auch nur einen einzigen Wehrmachtsoffizier wegen Beteiligung an Kriegsverbrechen zu verurteilen. Dem generationen�bergreifenden soldatischen Geist setzen wir Veranstaltungen mit �berlebenden der Massaker der Gebirgstruppe und PartisanInnen entgegen, die dadurch am Ort der T�ter eine Stimme erhalten. Das Traditionstreffen ist vom allj�hrlichen normalen Vorgang zum brisantesten Thema der lokalpolitischen Debatten geworden. Das �ffentliche Aufsehen, das unsere Proteste gegen die Militaristenfeier hervorgerufen haben, die unverbl�mt faschistischen �u�erungen mancher Mittenwalder B�rgerInnen vor laufender Kamera und die inzwischen eingeleiteten Ermittlungsverfahren gegen Kriegsverbrecher haben bereits zu Absagen emp�rter TouristInnen gef�hrt, die unter solchen Leuten keinen Urlaub mehr machen m�gen. Nach mehreren Sitzungen der Gemeinde mit dem Vorstand des Kameradenkreises wurde letztendlich die Verschiebung der sog. Brendtenfeier beschlossen. Der Mittenwalder Tourismusdirektor Ronge kommentierte dies mit den Worten: Der ganz gro�e Wurf ist das noch nicht.

Das finden wir auch! Es muss endlich Schluss sein mit dem Traditionstreffen in Mittenwald! Es muss Schluss sein mit Feierlichkeiten, bei denen T�ter zu Opfern umgelogen werden! Wir werden diesen Forderungen auch 2006 mit Demonstrationen und Kundgebungen Nachdruck verleihen und wir werden gemeinsam mit ehemaligen PartisanInnen an den Widerstand gegen den Nationalsozialismus erinnern.

Die Traditionspflege der Gebirgstruppe

Dieses Jahr treffen sich in Mittenwald zum 49. ten Mal Wehrmachtsveteranen, ehemalige und aktive Bundeswehrsoldaten sowie deren SympathisantInnen zum Gedenken. Bei der Traditionspflege der Gebirgstruppen werden die Kriegsverbrechen im Rahmen des nationalsozialistischen Vernichtungskrieges unter den Tisch gekehrt. Unter dem Deckmantel der "Bandenbek�mpfung", als "Vergeltungsma�nahmen" f�r (angebliche oder tats�chliche) Widerstandsaktionen der Zivilbev�lkerung und der PartisanInnen, ver�bten Einheiten der Gebirgsj�ger �ber 50 Massaker in Griechenland, Italien, Frankreich, Finnland, Jugoslawien, Polen, Albanien und in der Sowjetunion. Im nordgriechischen Dorf Kommeno ermordeten sie 317 ZivilistInnen und auf Kephallonia, einer Insel bei Korfu, metzelten sie �ber 5000 entwaffnete italienische Soldaten nieder.

Seit einigen Jahren konfrontieren AntifaschistInnen die �ffentlichkeit mit der m�rderischen Tradition der Gebirgstruppe. Die Reaktionen reichen vom Leugnen der Fakten bis hin zum Versuch, Massaker dadurch zu legitimieren, dass man sich ja nur gegen PartisanInnen gesch�tzt habe. Diejenigen, die am Ort der T�ter das Gedenken an die Ermordeten einfordern, werden angegriffen - so geschehen 2002, als einige AntifaschistInnen bei einem Festmahl des Kameradenkreises eine Gedenkminute f�r die bei Massakern Get�teten abhalten wollten. Immer wieder zeigt sich, was der Kameradenkreis ist: eine Selbsthilfegruppe f�r Kriegsverbrecher. Doch 2005 musste schlie�lich auf �ffentlichen Druck die Kameradschaft des Polizei-Gebirgsj�gerregiments 18 aus dem Kameradenkreis ausgeschlossen werden, nachdem die Beteiligung dieses Regiments an der Deportation der Athener J�dinnen und Juden in die Vernichtungslager nicht l�nger geleugnet werden konnte.

Der Kameradenkreis �bernimmt damit gezwungenerma�en eine Modernisierung des Gedenkens, die die Bundeswehr seit Jahren betreibt. Dort hei�t es seit 1997 im sog. Traditionserlass, dass die Wehrmacht als Institution keine Tradition begr�nden d�rfe. Eine Armee, die in alle Welt geschickt wird, soll nicht als Wehrmachtsnachfolgerin gesehen werden. Historische Fakten werden jetzt nicht mehr geleugnet, sondern verbogen und instrumentalisiert. Die milit�rische Niederlage des Nationalsozialismus wird zum Sieg der Demokratie �ber den Extremismus umgedeutet. Das Deutschland, das heute auf der weltpolitischen B�hne auftritt, gibt sich gel�utert und stellt sich auf die Siegerseite. Doch diese "Armee im Einsatz" kann nicht ohne Traditionen wirken. Denn die Bundeswehr braucht SoldatInnen, die tapfer, kameradschaftlich und hart gegen sich selbst gro�e Leistungen vollbringen. Dieser soldatische Mist wird mit der Traditionspflege weitergegeben, die Vorbilder stammen aus der T�tergeneration. Denn auch, wenn die Wehrmacht als ganzes keine Tradition begr�nden darf, sind einzelne Teile sehr wohl traditionsstiftend f�r die Bundeswehr - unter ihnen die Gebirgsj�ger.

Widerstand auf Kreta

Vor 65 Jahren erfolgte der erste Gro�einsatz deutscher Gebirgsj�ger in Griechenland. Unterst�tzt von Fallschirmj�gern begann die 5. Gebirgsj�gerdivision am 20. Mai 1941 mit der Invasion Kretas. Im Zweiten Weltkrieg waren in Griechenland zu verschiedenen Zeiten u.a. zwei Gebirgsj�gerdivisionen eingesetzt, wobei die 5. Gebirgsj�gerdivision mit ca. 14.000 Soldaten die milit�rische Hauptkraft zur Besetzung Kretas war. Bei der Invasion stie�en die Deutschen auf unerwarteten, sehr starken Widerstand der BewohnerInnen Kretas. Die deutschen Verluste waren um circa 20 Prozent h�her als bei den vorausgegangenen Feldz�gen gegen Jugoslawien und das griechische Festland zusammen. Auf den bewaffneten wie auch unbewaffneten Widerstand der Zivilbev�lkerung Kretas reagierten die deutschen Einheiten mit unglaublicher Brutalit�t und begingen noch w�hrend der K�mpfe um Kreta Massenerschie�ungen und Zerst�rungen von D�rfern. Generalmajor Ringel, Kommandeur der 5. Gebirgsj�gerdivision befahl: ... f�r jeden deutschen Verwundeten oder Gefallenen sind 10 Kreter zu erschie�en, Geh�fte und D�rfer, in denen deutsche Truppen beschossen werden, sind niederzubrennen, in allen Orten sind Geiseln sicherzustellen. In Befolgung des Befehls wurden innerhalb weniger Wochen �ber 2.000 BewohnerInnen Kretas brutal ermordet. Auf Kreta findet j�hrlich am 20. Mai eine revisionistische Gedenkveranstaltung auf dem "Deutschen Soldatenfriedhof" in Maleme statt. Jahrelang wurde ungest�rt das faschistische Lied der Fallschirmj�ger "Rot scheint die Sonne" gesungen und Kr�nze mit Texten wie "Treue f�r Treue" abgelegt. Doch im Mai 2005 besetzten AntifaschistInnen aus Griechenland und Deutschland den Friedhof, vertrieben die TeilnehmerInnen der Soldatenfeier und erinnerten an die zerst�rten Ortschaften und an die bei den Massakern Get�teten.

Widerstand in Koroska (K�rnten)

Der Widerstand der Partisaninnen und Partisanen in Koroska ist eng mit der slowenischen Bev�lkerung K�rntens verbunden. Diese sollte die nach dem Anschluss �sterreichs, der von den deutsch-nationalen K�rntnerInnen gefeiert wurde, nach volkstumspolitischen Pl�nen der Nazis komplett deportiert werden. Nach der gewaltsamen "Aussiedlung" von �ber 1.000 K�rnter SlowenInnen im April 1942 breitete sich der Widerstand der Befreiungsfront in Slowenien mit gro�er Unterst�tzung durch die K�rntner SlowenInnen aus. Den PartisanInnen gelang es durch Sabotage, antifaschistische Agitationen und Angriffe auf die Nachschublinien, gro�e Truppenteile der Wehrmacht zu binden. Auch wurden Gefangene aus dem KZ am Loibl-Pass befreit und versteckt. Bis kurz vor Kriegsende dauerte der Terror von SS und Wehrmacht gegen die Bev�lkerung an: H�fe von HelferInnen der PartisanInnen wurden niedergebrannt, Hunderte Menschen verschleppt, eingesperrt und hingerichtet. Noch am 25. April 1945 t�teten SS-M�nner elf Mitglieder der Familie Persman auf ihrem Hof in der N�he von Eisenkappel/Zelezna Kapla. Doch der Widerstand konnte nie gebrochen werden. Am 8. Mai 1945, dem Tag der Befreiung, zogen die PartisanInnen zusammen mit britischen Einheiten in Klagenfurt/Celovec ein.

NS-Kontinuit�ten und die "Ulrichsberggemeinschaft" in K�rnten

F�r die K�rntner PartisanInnen bedeutete das Kriegsende nicht das Ende der Verfolgung. Viele Nazis, die direkt am NS-Vernichtungsfeldzug beteiligt waren, haben sich in K�rnten nach 1945 heimelig eingerichtet. Schergen wie Ernst Lerch oder Helmut Pohl, die beim Reichssicherheitshauptamt in Lublin ma�geblich an der Ermordung von 1,2 Millionen J�dinnen und Juden innerhalb der "Aktion Reinhard" beteiligt waren, f�hrten bis zu ihrem seligen Ende ein angesehenes Leben im �sterreichischen S�den. Der ehemalige Polizeichef des faschistischen Ustascha-Regimes, Milivoj Asner, der mehrere 100 J�dInnen deportieren lie�, lebt nach wie vor in Klagenfurt.

Seit 1958 treffen sich jedes Jahr im September Veteranen von Wehrmacht und Waffen-SS, der Gebirgsj�ger und anderer Einheiten sowie deren Angeh�rigen und ideologischen "Nachfahren" (deutsche und �sterreichische Bundeswehrsoldaten, Neonazis aus dem Spektrum der freien Kameradschaften, Burschenschaftler, Politiker der FP� u.a.), um an der "Europa-Heimkehrer-Gedenkst�tte" am Ulrichsberg in K�rnten ihrer gefallenen Kameraden zu gedenken. Es handelt sich dabei um das vermutlich gr��te Treffen ehemaliger Nazis aus ganz Europa im deutschsprachigen Raum. Unterst�tzt vom �sterreichischen Bundesheer, gehuldigt von fast allen politischen Parteien in K�rnten und unter gro�er Anteilnahme der Bev�lkerung wird der gefallenen Kameraden und deren "anst�ndiger Pflichterf�llung", dem Mythos vom Kampf und Opfertod f�r die "Freiheit des Vaterlandes in beiden Weltkriegen" gedacht. Eine wichtige Funktion der "Ulrichsberggemeinschaft" war von Beginn an, sich f�r die Freilassung und Rehabilitation von Nazi-Kriegsverbrechern einzusetzen. Es gab immer wieder vielf�ltige Proteste gegen das Treffen der "Ulrichsberggemeinschaft" in �sterreich, die vom Bemalen bzw. Zerst�ren einiger Gedenktafeln bis zu Demonstrationen und Veranstaltungen reichten.

Beteiligt Euch auch in diesem Jahr an den Protestaktionen! Auf nach Mittenwald!

Programm:

Samstag 27.5.2006

10.00 - 14.00 Uhr Zeitzeugenveranstaltung im Zelt am Bahnhofsplatz:
Der Widerstand gegen die nationalsozialistische Besatzung mit ehemaligen PartisanInnen aus Kreta und K�rnten

Sterndemonstration:

Sonntag 28.5.2006

09.00 - 12.00 Uhr Kundgebung und Szenische Lesung
Im Gries

Aktuelle Informationen zum Programm, bundesweiten Mobilisierungsveranstaltungen sowie Material zum Download gibt es unter http://www.nadir.org/mittenwald

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Stichw�rter: "Mittenwald" und "Mittenwald-Repression"