Gebirgsjäger wollen nicht an Kriegsverbrechen erinnert werden
Von "Stofwechsel" bei Radio Z
Die Mittenwalder Pfingsttreffen der Gebirgsjäger werden durch Gegenveranstaltungen gestört
Alljährlich treffen sich zu Pfingsten im oberbayerischen Mittenwald Gebirgsjäger von heute und einst. Wegen zahlreicher Massaker, die die Elitetruppe im Zweiten Weltkrieg beging, ist der Urlaubsort im Karwendel seit einigen Jahren auch Schauplatz von Gegenaktivitäten.
Gebirgsjäger feiern zu Pfingsten "Leistungen der Vergangenheit"
Sendedatum: 25.03.2005 (17:42)
In Oberbayerischen Mittenwald nahe dem Karwendel tut sich einiges. Das Eisstadion des Ortes wurde frisch renoviert , ein Geigenbaumuseum wird im April nach Restaurationsarbeiten wiedereröffnet, im Mai wird der Internationale Geigenbauwettbewerb stattfinden und das adidas BIKE Transalp Challenge 2005 wird im Juli von Mitttenwald aus starten.
Das alles steht auf der Homepage des Urlaubsortes zu lesen. Was man dort nicht erfährt: Jeden Pfingsten findet dort eine der größten soldatischen Feiern Deutschlands statt - so auch in diesem Jahr.
Heutige und früheren Angehörige der Gebirgsjäger treffen sich seit 1952 in Mittenwald. Seit einigen Jahren findet das Treffen der Bundeswehrsoldaten und ehemaligen Wehrmachtsmitglieder nicht mehr ungestört statt. Der "Arbeitskreis Angreifbare Traditionspflege" organisiert Gegenveranstaltungen und Demonstrationen und stört damit den Frieden des Gebirgsortes. Der Grund: Die Elitetruppe hat im 2. Weltkrieg zahlreiche Massaker angerichtet.
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Druck auf Gebirgsjägertreffen in Mittenwald wächst
Sendedatum: 25.03.2005 (19:52) mp3 von Radio "Stoffwechsel"
Eines der prominentesten Mitglieder ist Edmund Stoiber. Auch der bayerische Ministerpräsident gehört dem Kameradenkreis der Gebirgsjäger an und sprach schon mal bei der alljährlichen Feier am Hohen Brendten in Mittenwald.
Doch die Rednerliste brilliert immer weniger mit klangvollen - oder sagen wir - bekannten Namen. Immer weniger Pomp und Gloria von offizieller Seite, statt dessen prägen massiver Polizeischutz und Gebirgsjäger, die sich ganz schnell zum Ort des Geschehens, auf dem Hohen Brendten verdrücken, das Stadtbild Mittenwald an Pfingsten.
Und natürlich: hunderte von Protestierende, die auf die Kriegsverbrechen der Gebirgsjäger und deren ungebrochene Traditionspflege hinweisen, die mangelnde Strafverfolgung anprangern. Hinter den Protesten steht der VVN-BdA, die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes, Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten und eine zweite Initiative: der Arbeitskreis Angreifbare Traditionspflege. Mit Stephan Stracke, Historiker und Mitglied des Arbeitskreises, sprach Maike Dimar.
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