"Sauber abg`riegelt"
Gottesdienst auf dem Hohen Brendten ohne Zwischenfälle

Garmisch-Patenkirchener Tageblatt vom 17.5. 2005

VON WERNER SCHIMA Mittenwald - "Sauber abg`riegelt ham`s heuer - nicht einen Demonstranten hab` ich g`sehn", sagte ein etwa 60 Jahre alter Besucher nach dem Treffen des Kameradenkreises auf dem Hohen Brendten. Der junge Polizist, der hinter dem älteren Herrn den Weg nach unten suchte, erlaubte sich einen Scherz. Er imitierte den Komiker Michael "Bully" Herbig: "Jetzt ist`s vorbei mit der Übeltäterei." Seine Kollegen konnten sich ein Schmunzeln nicht verkneifen.

Während unten im Ort die Demonstrationen tobten, ging es oben auf dem Bergrücken gemütlich und ruhig zu. Die Veranstaltung wirkte wie eine Mischung aus Wallfahrt und Familienausflug. Würstl und Semmeln, Bier und Edelweiß-Devotionalien wurden am Wegesrand feil geboten.

Das Wetter war genau richtig für den Ausflug - nicht zu heiß. Die Wolken schützten so manchen älteren Teilnehmer vor einem Kreislaufkollaps. Trotzdem mussten ein paar Gäste von den Helfern von BRK, Bergwacht oder den Bundeswehr-Sanitätern versorgt werden. "Nichts Frühstücken, hier hoch laufen und lange stehen - das packen manche körperlich nicht mehr", sagte ein Mitarbeiter der Bergwacht.

Die Vorwürfe der Demonstranten im Tal griffen alle Redner auf. Auch der Kommandeur der 10. Panzerdivision, Manfred Engelhardt: "Wir brauchen keine Nachhilfe, wir erinnern uns der Täterschaft der Gebirgsjäger im Zweiten Weltkrieg sehr genau." Seine Soldaten wolle er nicht als Nachfolger von Mördern verunglimpft wissen, schließlich leisteten sie ihren Dienst für die Demokratie. Vor zwei Jahren starben vier Soldaten der Division im afghanischen Kabul, 28 wurden verletzt.

Auch Manfred Benkel, Vorsitzender des Kameradenkreises der Gebirgstruppe, sprach "von der Beteiligung der Gebirgssoldaten an der dunklen Seite der Vergangenheit" und bat um Vergebung, "dort wo das Individuum versagt hat". Dass heute aber ehemalige Gegner über die Internationale Föderation der Gebirgssoldaten verbunden sind und auch am Hohen Brendten zu Gast waren, sieht er als sichtbares Zeichen der Versöhnung.

An dem Gottesdienst vorm Ehrenmal der Gebirgsjäger nahmen mehr als 700 Besucher teil. Er wurde zelebriert von den Militärpfarrern Carola Wagner und Alfons Hutter. Sie thematisierten ebenso die Begriffe "Schuld und Verantwortung".