Wenn in den Medien Sätze wie „Merkel dementierte heftigst“,
„die Koalition wies dies aufs Schärfste zurück“ oder „das Bundesumweltministerium
bezeichnete die Kritik als unzutreffend“ grassieren, stellt der/die gemeine
deutsche StaatsbürgerIn mit Unbehagen fest, daß die Regierungsclique
wohl mal wieder ganz einen tollen Plan ausgeheckt hat. Aber worum geht
es dieses Mal? Prinzipiell plant unsere Lieblingsregierung eine Art Denkmalschutz
für AKWs, wie die Bevölkerung es eigentlich schon seit langem
gefordert hatte, bis jetzt nur noch nicht davon wußte. „Atomnovelle“
soll das Ganze heißen (beschlossen am 13.11.):
Sicherheitstechnische Erneuerungen an Atomkraftwerken müssen sich
in Zukunft nicht mehr am Stand der Technik, sondern an der „Wirtschaftlichen
Verhältnismäßigkeit“ orientieren. Noch geltende Sicherheitsrichtlinien
können dann also mit dem Hinweis auf zu wenig Geld ausgehebelt werden.
Im Klartext: Atombaracken können mit ein bißchen Bastelei noch
länger zum Geldscheffeln betrieben werden.
Dabei wird das von den Anlagen ohnehin schon ausgehende Sicherheitsrisiko
noch einmal enorm vergrößert, denn in Zeiten wirtschaftlicher
Not heißt die Devise auch bei den Betreibern: Sparen, Sparen, Sparen.
So verdiente Preußen Elektra zum Beispiel vergangenes Jahr nur etwas
über eine Milliarde Mark, ist also faktisch pleite. Unklar ist überdies,
ob die „Verwal-tungsunterstützungsspenden“ an Merkel & Co. dabei
schon berücksichtigt sind. An der Unterelbe gibt es vier AKWs: Stade
(1972), Brunsbüttel (1972), Brokdorf (1984) und Krümmel (1985).
Seit 1986 müssen sich neue AKWs alle 10 Jahre einer sogenannten
PSÜ (Periodische Sicherheitsüberprüfung) unterziehen. Diese
reine Datenauswertung soll zeigen, wie sicher und effizient die AKWs nun
wirklich arbeiten. Bei den älteren Reaktoren wäre dies besonders
wichtig, ist aber nicht vorgeschrieben, sie dürfen in Ruhe verrotten.
Das ist aber noch nicht alles, was die Novelle uns beschert.
In ihr ist nämlich eine spezielle Siemens-Klausel vorgesehen.
Siemens entwickelt und baut gerade den neuen, noch besseren, noch tolleren
und natürlich europäischen Reaktortyp EPR. Dies wird durch die
Novelle entscheidend gefördert, denn durch ein sogenanntes „Standortunabhängiges
Prüfverfahren“ wird die Projektrealisierung maßgeblich beschleunigt.
Die Novelle wurde von Bundesumweltschützerin Merkel förmlich
durchs Parlament gepeitscht. Neben CDU und FDP stimmte nur ein Nichtkoalitionsmitglied
zu.
Der Bundesrat, der die Novelle ablehnt, ist der Meinung, sie bedürfe
seiner Zustimmung. Die Regierung ist - seltsamer Weise - anderer Meinung.
|