Faschisten starten Wahlkampf in
Hamburg
Mit Blick auf die am 21. September 1997 in Hamburg
stattfindenden Wahlen zur Bürgerschaft und zu den
Bezirksversammlungen haben faschistische Organisationen
bereits mit ersten Wahlkampfaktivitäten begonnen. Bei
der letzten Wahl am 19. September 1993 hatte die DVU 2,8 %,
die REP 4,8 % der Stimmen bekommen. Das Scheitern an der 5
%-Hürde hatte anschließend zu heftigen
gegenseitigen Vorwürfen und der Forderung nach einer
zukünftigen gemeinsamen Wahlliste geführt. Davon
ist inzwischen nichts mehr zu sehen.
Ihre Kandidatur haben inzwischen neben REP und DVU auch die
NPD und die Deutschen Konservativen des Volksverhetzers
Joachim Siegerist angekündigt. Der Bund Freier
Bürger um den früheren FDP-Politiker Manfred
Brunner, der Anfang Juni in Hamburg drei Veranstaltung
durchführte und dafür mit einer großen
Anzeige in der Hamburger Morgenpost warb, hat bisher noch
nicht abschließend über eine Teilnahme
entschieden. Die neofaschistische Monatsschrift Nation +
Europa kommentierte diese Entwicklung in ihrem Januar-Heft
bedauernd: „Heute ist die Lust am Brudermord schon
wieder so groß wie vor vier Jahren der Katzenjammer...
Ein Blick in die Programme der zerstrittenen Gruppen
läßt vielleicht stilistische, aber keine
substantiellen politischen Unterschiede erkennen.”
>Braune Elbbelastung
Insbesondere die Deutsche Volksunion (DVU) mobilisiert
bereits seit Monaten ihre Mitglieder. Im Frühherbst 1996
fand eine große DVU-Versammlung statt, bei der neben
Parteichef Gerhard Frey auch Renate Köhler
(Ex-Abgeordnete aus Schleswig-Holstein) und die
Landesvorsitzenden Heinrich Gerlach (SH), Dieter
Wiegräfe (NRW) und Rudolf Reimers (HH) sprachen. Reimers
wies insbesondere auf die Wahlergebnisse der DVU im Hamburger
Umland hin (Geesthacht: 7,8 %; Lauenburg: 8,6 %), die eine
Kandidatur aussichtsreich erscheinen lassen. Auch der
Parteitag der DVU-Landesverbände Schleswig-Holstein und
Mecklenburg-Vorpommern im Frühjahr 1997 diente der
Einstimmung auf den Wahlkampf, für den Frey in seinen
Wochenzeitungen seit Monaten um Geldspenden bittet.
Schließlich gehört auch die DVU-Sonnenwendfeier
der norddeutschen Verbände am 20. Juni 1997, bei der der
Nazi-Barde René Heizer für „musikalische
Untermalung” sorgte, zur Aktivierung faschistischer
Wahlkampfhelfer. In Hamburg selbst belebt die DVU in
bescheidenem Maße örtliche Gesprächsrunden
unter dem Titel „Klönschnack der DVU”,
verteilt Hetzmaterial auf Wochenmärkten und verschickt
Postwurfsendungen an alle Haushalte. Am Rande des Parteitages
der DVU Hamburg im Frühsommer wurden insbesondere
Jungnazis als Wahlkampfhelfer geworben. Und auch die beiden
DVU-Vertreter in der Bergedorfer Bezirksversammlung lassen
sich jetzt wieder häufiger bei deren Sitzungen sehen.
Zusammen mit den REP-Abgeordneten in den Bezirksversammlungen
Mitte und Harburg haben sie in dieser Legislaturperiode ca.
850.000 Mark Aufwandsentschädigungen und Fraktionsgelder
kassiert.
Rassistische Hetze per Post...
Insbesondere der Versand der DVU-Wahlpost mit der Aufschrift
„Achtung: wichtige Wahlunterlagen!” hat in
Hamburg für Proteste gesorgt, da dies zunächst den
Eindruck erweckte, es handele sich um amtliche Unterlagen.
Das DVU-Wahl-„Programm” versucht, insbesondere
sozial- und wirtschaftspolitische Probleme anzusprechen und
auszunutzen. Dem klaren Nein zum Euro folgt der Ruf nach
Subventionierung der Werften. Nur deutsche Unternehmen sollen
bei öffentlichen Aufträgen berücksichtigt
werden. Weiterer Schwerpunkt der Nazi-Propaganda ist der Ruf
nach dem starken Staat: mehr Polizei für den Kampf gegen
die „Kiez-Mafia” wie gegen die ”aggressiven
ausländischen Bettler-Banden”. Stich-wortgeber
für diese Themen finden sich auch bei CDU und SPD. Die
DVU wird es ihnen danken.
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