Von Nord nach Süd
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Studierende laden Prof. Jürgens ein

Zu einer „42-Stunden-Marathon-Vorlesung“ im Zuge des aktiven Streiks an der Uni luden die studentischen InitiatorInnen zahlreiche ProfessorInnen zu Vorträgen ein. Sie erhielten auch eine Zusage des Anthropologen Prof. H.W. Jürgens, der einen Vortrag über „Männerüberschuß im heiratsfähigen Alter“ anbot. Nachdem die InitiatorInnen über die rassistischen Implikationen von Jürgens Forschung informiert wurden (unter anderem über die Inhalte seiner Habilitationsschrift „Asozialität als biologisches und sozialbiologisches Problem“) und im „Institut für Anthropologie“ Beschwichtigendes gehört hatten, entschieden sich die InitiatorInnen den Vortrag trotz einiger Bedenken stattfinden zu lassen. Während Jürgens Vortrag regte sich aufgrund sexistischer Darstellungsweisen einiger Widerspruch im Auditorium. Auch die These, daß der Männerüberschuß im heiratsfähigen Alter im Zusammenhang mit einer Zunahme von Vergewaltigungen und Kindesmißbrauch stehe, blieb nicht unumstritten. 
Dies wird wohl einer der letzten Vorträge Jürgens an der Uni gewesen sein, in diesem Semester wurde der notorische Rassist und Leiter des „Instituts für Anthropologie“ in den Ruhestand versetzt.
 

Greve nicht CDU-Bundestagskandidat in Kiel
 

Mit nur drei Stimmen Vorsprung wurde die CDU-Kreisvorsitzende Angelika Volquartz beim Kieler CDU-Parteitag am 8. November im zweiten Wahlgang zur Bundestagskandidatin gewählt. Ihr Konkurrent Uwe Greve, Landesvorsitzender der revanchistischen Ost- und Mitteldeutschen Vereinigung der CDU (OMV), erhielt 102 Stimmen. Greve, der als einer der Rechtsaußen in der Kieler CDU gilt, hatte in seiner Rede die „bleibenden Tugenden” wie Fleiß, Redlichkeit und Tatkraft betont. Anhänger Greves machten später einen Formfehler geltend, sodaß die CDU bei einer Versammlung am 27. November erneut abstimmen mußte. SPD-Kreisgeschäftsführer Rolf Fischer nannte Greve derweil einen „rechtsextremen Politiker” und kündigte an, daß die SPD bei einer Nominierung Greves auch dessen Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit den REP problematisieren werde. Die CDU-Versammlung, zu der beide Strömungen ihre AnhängerInnen mobilisierten (insgesamt nahmen 120 CDU-Mitglieder mehr teil als Anfang November), brachte 180 Stimmen für Volquartz, 156 für Greve. Greve, der in der Tageszeitung „Die WELT“ schon mal einer Autarkie der Landwirtschaft das Wort geredet hat,  hatte sich Anfang Mai 1997 zudem der in München gegründeten überparteilichen Initiative Stimme der Mehrheit angeschlossen, in der Rechtsaußen aus FDP und CDU mit BFB-Mitgliedern und Revanchisten wie Herbert Fleißner (Witiko-bund) zusammenarbeiten. Der Gruppierung geht es nach eigenen Angaben um „die längst fällige geistig-moralische Erneuerung in Deutschland, um die Anerkennung und Förderung der Leistungswilligen in Wirtschaft und Gesellschaft und nicht zuletzt um die Vertretung der Interessen des eigenen Volkes.” Entsprechend positiv fiel im Deutschland-Magazin des Altnazis Kurt Ziesel vor kurzem eine Buchbesprechung Greves über das „Grund- und Immobilieneigentum in der Marktwirtschaft” aus. Autor des Buches: Eberhard Hamer, ebenfalls Mitglied von Stimme der Mehrheit. Neben  seiner Referententätigkeit bei der Kieler Hermann-Ehlers-Akademie (dort schult er den christdemokratischen Nachwuchs u.a. in Rhetorik), schreibt der Journalist, Publizist und Schriftsteller Greve auch selbst. Seine Bücher mit Titeln wie „Bilder aus Schlesien“ oder „Sowjetische KZ’s nach 1945“ veröffentlicht er konsequenter Weise im Arndt- bzw. Orion-Heimreiter-Verlag des ehemaligen Kieler Rechtsextremisten Dietmar Munier. In dessen Versandkatalog „Lesen und Schenken“ werden Greves Werke in einer Reihe mit prominenten alt- und neufaschistischen Autoren wie z.B. dem  Auschwitz-Leugner David Irving feilgeboten.
 
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