Roland Bohlinger, in Nordfriesland aktiver
antisemitischer Verleger, ist in finanziellen
Schwierigkeiten. Mit einem „Notruf” wandte er
sich daher im Herbst an mögliche KundInnen und
forderte sie dazu auf, verbilligte Bücher und
Broschüren aus dem „Verlag für
ganzheitliche Forschung“, dem
„Kultur-Verlag“ und dem
„Hutten-Verlag“ (alle Bohlinger) zu erwerben,
damit ihm kurzfristig Geldmittel zur Verfügung
stünden. Von verschiedenen Seiten, u.a. vom Finanzamt,
werden entsprechende Forderungen erhoben. Hiervon ist auch
die auf den Namen seiner Frau laufende
„Nordfriesische Verlagsanstalt“
betroffen.
Bohlinger hatte neben einer
Vielzahl von Broschüren, in denen er seine
antisemitischen und rassistischen Vorstellungen darlegt,
Anfang 1997 auch ein Buch mit dem Titel
„Unterdrückung und Verfolgung deutscher
Patrioten - Gesinnungsdiktatur in Deutschland”
verlegt, das sich in der neofaschistischen Szene
großer Beliebtheit erfreut, da es erlaubt, sich als
Märtyrer einer „gerechten Sache” zu
fühlen. Bemerkenswert an dieser Veröffentlichung
ist weniger der Inhalt, der bekannte faschistische
Geschichtsfälschungen (z.B. zu den Ursachen des
„Zweiten Weltkrieges“) enthält, als
vielmehr die Zusammensetzung der Autoren. Der Band bietet
auf 660 Seiten nicht nur Beiträge des Nazi-Terroristen
Manfred Roeder oder des Bundes-vorsitzenden der
faschistischen NPD, Udo Voigt, sondern auch des
CDU-Bundestagsabgeordneten Heinrich Lummer. Solche
Ansätze zur Frontbildung mit der
bürgerlich-konservativen bzw. reaktionären
Rechten sind für die Ausweitung des faschistischen
Einflusses von großer Bedeutung und machen den Nutzen
der Tätigkeit Bohlingers für die extreme Rechte
aus. Demgegenüber sind die publizistischen
Beiträge aus Bohlingers Feder nur von begrenzter
Tragweite, auch wenn er darin einen „grundlegenden
Beitrag zur Schaffung einer geistigen Elite, einer
weltanschaulich und politisch aufgeklärten
Führung innerhalb der verschiedenen patriotischen
Strömungen” sieht. Diese
Selbstüberschätzung wird allerdings von der aus
dem persönlichen Umfeld Bohlingers getragenen
Initiative zur Förderung kulturtragenden Schrifttums
(Postfach in Husum) geteilt, die Anfang Dezember einen
Bettelbrief zur Förderung des Antisemiten versandte.
In maßloser Überschätzung heißt es
dort: „Wir meinen, daß Roland Bohlinger
inzwischen zum uner-schrockensten, gefährlichsten und
kenntnisreichsten Kritiker der herrschenden
Verhältnisse herangewachsen ist, der außerdem
juristisch unangreifbar argumentiert und obendrein die
Fähigkeit besitzt, sinnvolle Auswege
aufzuzeigen.”
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