GegenDruck Nr. 20 - Januar/Februar 1998 |
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Nach dem Brandanschlag in der Walther-Rathenau-StraßeSolidarität und Ablaßzahlung
Bei dem Brand in der Nacht auf Mittwoch, den 14.1. wurde ein sechsjähriger Junge getötet, weitere 25 Menschen wurden verletzt, 19 davon schwer. Die Mutter des getöteten Jungen befindet sich nach Angaben des Chefarztes des behandelnden Krankenhauses inzwischen außer Lebensgefahr. Sie liegt jedoch weiterhin auf der Intensivstation. SelbstversicherungDerweil hält sich die lokale Medienlandschaft nicht lange mit den Ungereimtheiten der polizeioffiziellen Mitteilungen auf und übt sich stattdessen im Abfeiern des eigenen Gutmenschentums. Einzig die NW vom 17.1. läßt ihren Kommentator auf Polizei und Staatsanwaltschaft los: diese "hinterlassen ein Vakuum für Spekulationen, das interessierte Scharfmacher für sich nutzen. Die Möglichkeit eines rassistischen Anschlages wird von vorneherein ausgeschlossen, schlimm ist nicht der Brand selbst, sondern die Kritik an den rassistischen Verhältnissen hier. Der Zynismus, angesichts der Brandkatastrophe über das x-te als Spende "anvisierte Schlafzimmer in Begeisterungsstürme auszubrechen (NW vom 17.1.), wirft ein bezeichnendes Licht auf den Bielefelder Normalzustand. Natürlich ist es eine Notwendigkeit, Menschen in solchen Notlagen zu helfen. Wenn es sich dabei allerdings um Flüchtlinge handelt, mutiert diese Hilfe offenbar zur Selbstversicherung der eigenen weißen Weste. Angesichts des alltäglichen Rassismus in der BRD und der von der SPD maßgeblich mitgetragenen Abschiebemaschinerie gerät z.B. die Spende der SozialdemokratInnen an die betroffenen Familien zur Ablaßzahlung. SolidaritätskundgebungEinen Kontrapunkt versuchten am Freitag ca. 150 Menschen auf einer
Solidaritätskundgebung in der Bahnhofstraße zu setzen. Auf Flugblättern
und in Redebeiträgen wurde darauf hingewiesen, daß es in Bielefeld
eine ganze Reihe von Brandanschlägen auf von MigrantInnen bewohnte
Häuser gab, die nie aufgeklärt wurden. In dem Flugblatt heißt
es, "ein rassistischer Hintergrund kann in diesem Land nie ausgeschlossen
werden! Auf der Kundgebung und einer spontanen Demonstration zum Jahnplatz
wurde zur "Parteinahme für und Solidarität mit MigrantInnen aufgerufen. Verschärfte HetzeDer Brand in der Walther-Rathenau-Straße fällt in eine Zeit, in
der die öffentliche Hetze gegen MigrantInnen wieder einmal verschärft
wird. Unter Hinweis auf die größtenteils kurdischen Flüchtlinge,
die per Schiff nach Italien fliehen, drängt die Bundesregierung
vor allem Italien und Frankreich auf verschärfte Grenzkontrollen.
Österreich sicherte seine Grenze in vorauseilendem Gehorsam bereits
unmittelbar nach dem Eintreffen der ersten Flüchtlinge an der
italienischen Küste. gd |
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