Veranstaltung mit Inge Viett
Unterhaltung oder Inspiration?
Wie zu erwarten, erfreute sich diese Veranstaltung am 17.2. in
der Uni - trotz Semesterferien - einer regen Teilnahme. So eine
Ex-Terroristin live und in Farbe hat offensichtlich einen besseren
Unterhaltungswert als ein Vortrag zur Existenz bewaffnet kämpfender
Frauen und einem Film, der die Existenz von kleinem und großen
Frauenwiderstand in Uruguay und der BRD seit den sechziger Jahren
aufzeigt.
Eingedenk der Realitäten, daß politische Inhalte heutzutage eher
unattraktiv sind, war der Versuch, dieselben mittels eines Events
einer Persönlichkeit zu transportieren, sicher ne gute Idee.
Mit ihrem Buch "Nie war ich furchtloser und ihren Lesereisen befriedigt Inge Viett anscheinend Publikumsbedürfnisse.
Je nach Veranstaltungsort und der damit angesprochenen Klientel
sind diese aber recht unterschiedlich. Vom Bildungsbürgertum über
Alt-68er, bis hin zu Feministinnen und "Linken aller Schattierungen.
Entsprechend breit gefächert sind die Erwartungshaltungen: da
soll entweder rüberkommen, daß der bewaffnete Kampf allgemein,
zumindest aber die RAF scheiße war, das Ringen um bessere Verhältnisse
entweder in der parlamentarischen Demokratie oder wahlweise in
der ehemaligen DDR am besten zu realisieren ist, Widerstand keinen
Zweck hat, oder aber eben doch notwendig ist oder Rezepte für
die Reorganisierung der Linken und Ort und Zeit für die Revolution
bekanntgegeben werden. Entscheidend dürfte die Grundhaltung der
KonsumentInnen sein, sind sie interessiert, offen und neugierig,
wollen sie "Promigucken, oder sich Bestätigungen für ihre vorher
gefaßten Meinungen abholen.
Erfahrungsgemäß läuft der Frage- und Diskussionsteil nach Vorträgen
und Lesungen eher schleppend an. Wir von der AG feministische
Politik werfen uns deswegen vor, dem nicht Rechnung getragen und
ein paar Fragen vorbereitet zu haben. Wobei es fraglich ist, ob
dadurch eher eine gemeinsame Diskussion stattgefunden hätte, oder
ob es ansonsten auch bei dem verbalen Schlagabtausch zwischen
zwei Männern geblieben wäre.
Nichtsdestotrotz wurden einige durch die Veranstaltung inspiriert,
sind neugierig geworden. Wollen für sich und mit anderen weitergucken
und -reden. Allein dafür hat es sich gelohnt.
AG feministische Politik |