von einigen autonomen Antifas aus Wels und Umgebung.
Die Ankündigung einer Gegenkundgebung per Postwurf- und Presseaussendungen hatte wie gewohnt schon im Vorfeld für einige Aufregung gesorgt: "Hochspannung in Offenhausen", "Rund um den Dichterstein droht heißes Wochenende" und "Zeichen stehen auf Sturm" schlagzeilte etwa die VP-Tageszeitung "Neues Volksblatt". Auch die "Oberösterreichischen Nachrichten" und der "Standard" brachten ausführliche Artikel.
Eine am Marktplatz angemeldete Kundgebung wurde untersagt, weil gleichzeitig die Feuerwehr eine großangelegte Brandschutzübung ebenda veranstalten wollte. "Es ist nicht denkunmöglich, ja sogar sehr wahrscheinlich, daß es beim Zusammentreffen der Teilnehmer der Brandschützübung und den Teilnehmern der Versammlung, (...), zu Ausschreitungen (...) kommt", war im Untersagungsbescheid zu lesen. Wieder einmal wurde die Gefahr von Krawallen herbeigeredet, auch kursierten in Medienkreisen Gerüchte, Hamburger Autonome würden an der Kundgebung teilnehmen!
So wurde eine weitere Kundgebung am Gemeindeplatz angemeldet und genehmigt. Samstag nachmittag versammelten sich ca. 25 AntifaschistInnen, fast ausschließlich aus Wels und Umgebung sowie aus Linz in Offenhausen. Die Polizei hatte wesentlich stärker mobilisiert: Auf jedeN KundgebungsteilnehmerIn kamen etwa drei Beamte, schon vor der Ortsgrenze wurden den ganzen Nachmittag verdächtige Fahrzeuge kontrolliert, der Weg zwischen Markt- und Gemeindeplatz mit Polizeigittern versperrt. Nach der etwa halbstündigen, ohne Zwischenfälle verlaufenen, Kundgebung wurde von den Antifas noch der verwüstete Dichterstein erklommen und besichtigt, selbstverständlich mit Polizei und STAPO im Schlepptau.
Was noch anzumerken ist: Wir werten diese Kundgebung als kleinen Erfolg, auch wenn sie in ihren Ausmaßen nur sehr bescheiden verlief. Da wir nur etwas mehr als zwei Wochen Zeit zur Information und Mobilisierung hatten, und letztere eigentlich nur in Wels lief, waren wir auch mit der Anzahl der TeilnehmerInnen zufrieden. Unser Ziel, in erster Linie die Offenhausener Bevölkerung über die Fortsetzung rechtsextremer Treffen in ihrem Ort zu informieren, wurde mittels Postwurf- und Presseaussendungen sowie durch Flugis und Zeitungsartikel erreicht. Die AFP verbarrikadierte sich im Gasthof Lauber, etwa 15 Recken reisten sogar schon mittags ab, weil sie angeblich möglichen Zusammenstößen aus dem Weg gehen wollten.
Das Verhalten der Polizei gegenüber den Antifas war auffallend freundlich: Es gab erstmals keine Ausweiskontrollen oder gar Perlustrierungen, blöde Bemerkungen und Provokationen unterblieben. Wahrscheinlich eine Folge der letztjährigen Beschwerde beim "Unabhängigen Verwaltungssenat", der das Polizeiverhalten bei der Demo 1997 z.T. für rechtswidrig erklärt hatte. Das Filmen der Kundgebung konnten sie freilich nicht lassen. Ein Offizier gab die fadenscheinige Erklärung ab, dass "nur ihr eigener Einsatz dokumentiert werden soll."
Zu kritisieren bleibt, daß die autonomen Antifa-Strukturen auch in Oberösterreich viel zu unverbindlich sind. Auffassungsunterschiede zwischen Gruppen aus einzelnen Städten konnten in der kurzen Zeitspanne nicht einmal ansatzweise ausdiskutiert werden.
Danke an den Revolutionsbräuhof (RBH) für die vielfältige technische Unterstützung.
aus: TATblatt nr. +105 (17/98) vom 5. november 1998
(c)TATblatt
alle rechte vorbehalten
Nachdruck, auch auszugsweise, nur in linken, alternativen
und ähnlichen medien ohne weiteres gestattet (belegexemplar erbeten)!
In allen anderen fällen nachdruck nur mit genehmigung
der medieninhaberin (siehe impressum)